Auf dieser Seite wird über die Familien, die Höfe und die Häuser in Reinswalde berichtet.

 

Mit interessanten Berichten informiert Sie auch das „Sorauer Heimatblatt“ (s. Hinweis unter "Verschiedenes")

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis für diese Seite:

1.   Einkommen Steuer per 15. Mai 1812

2.   Gewerbs- und Einkommen Steuer per 29. Oct. 1812

3.   Die Bewohner 1381 von Reinswalde

4.   Oswald Hesse: Geboren in Reinswalde - Gestorben in Blumenau
(mit nachfolgenden Berichten "NDR-Landpartie" und "Hasselfelde")

5.   Johann Traugott Schulz: Geboren in Reinswalde –Gestorben in Kansas

6.   Hausnamen in Reinswalde - Hauptname, Zusatzname oder nur Ersatz

 

 

 

Die Bewohner von Reinswalde 1381
nach "Das Landregister der Herrschaft Sorau von 1381"
vorgestellt und erläutert von Reinhard Steinke (Stand: Mai 2001)

Die bisher bekannt gewordenen Ereignisse über Reinswalde des 14. Jahrhunderts sollen dieser Betrachtung vorangestellt werden. Zur diesjährigen 700-Jahrfeier der Ersterwähnung von Reinswalde im Jahr 1301 gesellen sich weitere Daten, die für das Dorf ebenfalls von großer Bedeutung sind. 1301 wird in zwei Urkunden erstmalig Reinswalde erwähnt, erneut in der Bestätigung voriger Urkunden des Jahres 1336, dann berichtet im Jahr 1346 die Meißner Bistumsmatrikel von der Existenz einer Kirche in unserem Ort, dem folgt das Landregister von 1381 und am 21. August 1391 bestätigt in Breslau "Nicolaus Sculc in Reyniswalt" in einer Urkunde den Bann gegen das Franziskanerkloster zu Görlitz. Betrachtet man die Jahreszahlen genauer, hat jedes Datum für sich in diesem Jahr 2001 eine eigene Würdigung verdient – 700, 665, 655, 620 und 610 Jahre liegen diese Begebenheiten zurück. Eine erstaunlich häufige Nennung im 14. Jahrhundert.

Der folgenden Bericht soll das schon mehrfach erwähnte " Landregister der Herrschaft Sorau von 1381" näher erläutern. Es ist das mir bislang älteste bekannte Dokument, das die Steuerpflichtigen in unserer Region aufführt. Einzelheiten werden dazu beitragen, etwas über das Dorf und seine Bewohner zu erfahren. Nitze von Unruh hatte im Auftrag der Herrschaft von Biberstein, die zwischenzeitlich den Herren von Pack als Besitzer nachfolgten, alle Städte und Dörfer mit ihren Bewohnern zu erfassen. Eine unersetzliche Quelle für Heimat- und Familienforscher, da sie uns weit in die doch unbekannte Geschichte zurückführt. Unbekannt deshalb, da speziell über Reinswalde selbst und seine Menschen aus dieser Zeit wenig überliefert ist (s. o.). Und so begann er:

"Reynniswalde. Daz dorff Reynniswalde daz hat in synen reynnen 60 huben und 1 ruthe und eyn kirschleen und ist der hirschaft ledig."
Wir erfahren, daß Reinswalde in seinen Grenzen 60 Hufen und 1 Rute groß ist, ein Kirchlehen besitzt und der Herrschaft in Sorau untersteht. Auch hier wieder ein Hinweis auf die Kirche, die uns bereits in der Urkunde von 1346 begegnet. Sehr wichtig ist die Aussage, daß unser Dorf kein Vasallendorf mit einem adligen Vasallen als Zwischenlehnsherrn ist, sondern ein herrschaftliches Kammerdorf und somit der Herrschaft direkt untersteht – "ist der hirschaft ledig". Weiter lesen wir:

"Item dy hirschaft di hat czinshaftiger huben 50 ½ und 3 ruthe. Daz gerichte daz ist von 1 ½ hube und ist der hirschaft ledik und gibt alle jar zu s. Michils der hirschaft 5 schok gr. of genade und hat 5 huben und das bachus, di dorin dynen.
Der pharrer der hat 22 ruthen undir dem phluge und 1 hube, dy em dynet."
Eine ganze Menge hat uns Nitze Unruh in wenigen Sätzen mitgeteilt und das wollen wir uns nun genauer anschauen. Aus 50 ¾ Hufen stehen der Herrschaft in Sorau unmittelbarer Zins zu; heute sagen wir "Steuern zahlen". Die restlichen 9 ½ Hufen sind frei von Abgaben; übrigens – es tauchen gegenüber der Einzelaufstellung Differenzen auf, die durch Streichungen o. ä. im Original zustande kommen. Diese sind aber nicht von entscheidender Bedeutung und die Ungenauigkeit in der Urkunde soll uns zunächst nicht verwirren.

Wie wir später noch sehen werden, gehörten dem Richter noch zwei weitere Hufen, die abgabenpflichtig sind. Zunächst teilt Nitze Unruh mit, daß 1 ½ Hufen frei sind. Dieses Lehnschulzenamt (Gericht, Schölzerei) untersteht der Herrschaft und doch war der Richter (oder Schulze) in der Gerichtsbarkeit Vertreter und Mittelsmann der Herrschaft im Dorf. Sein Amt und sein Grundbesitz waren erblich. Erst in preußischer Zeit werden die Vorrechte des Erbscholzen (Erbschulzen) aufgehoben und durch gewählte Ortsvorsteher (auch Bürgermeister genannt) abgelöst.

Leider bleibt unser Richter (oder Schulze) im Jahr 1381 namenlos. Doch ein bißchen Glück muß auch dem Heimatforscher hold sein. So bestätigt in Breslau in der Urkunde vom 21. August 1391 u. a. ein "Nicolaus Sculc in Reyniswalt" den Bann gegen das Franziskanerkloster zu Görlitz. Möglicherweise ist dieser "Nicolaus Sculc" identisch mit unserem namenlosen Richter von 1381. War er etwa ein Nachkomme unseres "Reynold", der als Lokator die neuen Siedler ins Land führte und dieses Amt eventuell angetreten hat? Wenn wir an die Gründung unseres Dorfes (Sorauer Heimatblatt Sep.- Nov. 1991) und die Erblichkeit des Amtes denken, wird "Nicolaus Sculc" auf jeden Fall ein direkter Nachfahre des ersten Schulzen von Reinswalde gewesen sein.

Jährlich am Michaelistag (29. September) gibt das Gericht der Herrschaft 5 Schock Groschen. Weiter heißt es im Register, daß 5 Hufen aus sechs Bauernwirtschaften und das Backhaus dem Gericht dienstpflichtig sind. Die aus Hufen und Backhaus erwirtschafteten Gewinne dürften nicht unerheblich gewesen sein, da dem Richter das Backhaus als Gerechtigkeit zustand. Ungeklärt bleibt, aus welchem Grund der Kretscham (Schenke, Gastwirtschaft) nicht in seinem Besitz erwähnt wird. Ungewöhnlich, doch im Verzeichnis taucht ein "Gunczel Kreczemer" auf, dem das Recht auf Ausschank wohl zustand.

Bleibt im jetzigen Abschnitt noch der Pfarrer. Auch er wird leider nicht mit Namen erwähnt und bewirtschaftet 22 Ruten (24 Ruten = 2 Hufen = ca. 160 Morgen; erst Jahrhunderte später, in einer Urkunde vom 10.9.1853, wird 1 Hufe mit 40 Morgen angegeben). Die ihm dienende eine Bauernhufe gehört zu zwei Bauernwirtschaften. Der Reinswalder Pfarrer war also selber Landwirt und abgabenfrei, da nichts auf eine Zinspflicht hinweist. Dieses ist wohl gleichzusetzen mit dem "Entlohnen" für seine geistliche Tätigkeit.

Nun wissen wir, daß unser Ort 50 ¾ zinspflichtige und 9 1/3 abgabenfreie Hufen groß war. Diese rund 60 Hufen entsprechen etwa 4.800 Morgen. Wenn wir uns die topographische Karte ansehen (s. a. Sorauer Heimatblatt Sept./Okt. 1991), so erkennen wir, daß Reinswalde in Länge und Breite eine Ausdehnung von jeweils ca 3.500 m hat. Diese Fläche entspricht auch wieder ungefähr den o. a. 4.800 Morgen. Ein Beweis dafür, daß die Grenzen von Reinswalde zwischen den Gründerjahren und heute (= 1945) keine Veränderungen erfahren haben. Es bedeutet aber auch, daß die zugeteilten Hufen feste Besitzer hatten und wie erwähnt, nur durch Erbteilungen o. ä. Besitzerwechsel stattfinden konnten. Diese Tatsachen erfahren wir aus dem folgenden Abschnitt, den Nitze Unruh uns überliefert hat.

"Item daz dorff hat 12 garten, dy beerbit sint, und der dynen 3 den heyligen und 3 in dy wedeme und di andirn in di guthe, dorinne sy legin."
12 Gärtner sind im Dorf vorhanden, die durch Erbteilungen aus den bisherigen Bauernnahrungen hervorgingen und erblich sind. Der "Gärtner" war ein "Kleinbauer, der ohne Pferd sein Land bestellt". Drei dieser Gärtner dienen den Heiligen, sind also Kirchgärtner; drei weitere sind Pfarrgärtner und dienen der Widmut – also der Pfarre oder im örtlichen Sprachgebrauch "der Pfarrte". Die verbleibenden 6 Gärtnernahrungen liegen in den Bauernländereien, aus denen sie hervorgingen, d. h. von denen sie abgeteilt wurden, und sie sind diesen zu Dienst verpflichtet. Interessant ist die Tatsache, daß der Kirche und der Pfarre (nicht dem Pfarrer!!) erbliche Ländereien zu Diensten verpflichtet waren; es bleibt daher die Frage, aus welchen Nahrungen oder Bauernwirtschaften diese abgeteilt wurden. Jetzt haben wir schon allerhand erfahren, doch nun wird uns mitgeteilt, welche Abgaben der einzelne Bewohner zu leisten hat. Dazu lesen wir:

"Item man sal wyssen, daz eyne iczliche czinshube, die gibt dez jares zu s. Walpurgen tag 9 gr. und zu s. Michils tak 9 gr. und 2 scheffil weys und 2 scheffil kornes und 2 scheffil habirn und vor vasnacht 2 hunner und zu ostirn 12 eygir un (XXIX) eynen kese. Item auch gibt di gemeyne der hirschaft in dem zomere 2 ku, wen man si haben will."
Jede zinspflichtige Hufe gibt jährlich zum Walpurgistag (1. Mai) 9 Groschen und zum Michaelistag weitere 9 Groschen Zins – Silberzins. Weiter sind zum Herbsttermin 2 Scheffel Weizen, 2 Scheffel Korn (Roggen) und 2 Scheffel Hafer zu übergeben. Eine preußische Scheffel wird heute als Raummaß mit 54,962 l angegeben und etwa diese Menge wird es für die betrachtete Zeit auch gewesen sein. Zu Fastnacht sind 2 Hühner und zu Ostern 12 Eier und ein Käse als Abgabe fällig – wohlgemerkt: für jede zinspflichtige Hufe! Und dann im Sommer, die Herrschaft in Sorau bestimmt den Zeitpunkt, hat die Dorfgemeinschaft an diese 2 Kühe zu übergeben. Eine beachtliche Abgabe, wenn man berücksichtigt, daß seit der Gründungstagen erst etwa 120 bis 140 Jahre vergangen sind, und mit dem Aufbau des Dorfes eine Abgabenbefreiung für die ersten 10 – 12 Jahre vorgesehen war. Reinswalde war also schon 1381 ein stattliches Dorf, daß es sich diese Naturalabgaben leisten kann. Welche Anstrengungen und welche Mengen Schweiß hat das gekostet.

In den folgenden Jahrhunderten bis zum Übergang der Niederlausitz an Preußen hatte der Bauer von jeder Hufe 1 Reichsthaler und 17 Groschen Silberzins (1 Rthl. = 24 Groschen), je 2 Scheffel Weizen, Roggen und Hafer, 2 alte und 2 junge Hühner und 12 Eier abzugeben; 2 Stück Flachs waren zu spinnen und Hofdienste zu verrichten. Wie wir sehen, sind lediglich die Geldabgaben gestiegen, während die Naturalleistungen als gleichgeblieben anzusehen sind. Warum das so ist, kann nur vermutet werden. Wahrscheinlich sollten die Belastungen der Bevölkerung in Grenzen gehalten werden, da durch Naturkatastrophen und Plünderungen infolge kriegerischer Auseinandersetzungen die Steuerpflichtigen arg strapaziert waren. Bei "XXIX" handelt es sich um die Seitenzahl des Folianten, später taucht dann noch "XXX" auf. Leider besitze ich aus der gedruckten Veröffentlichung des Jahres 1936 lediglich eine Kopie. Der nun folgende Abschnitt behandelt eine bemerkenswerte Abgabe, die eine ausführliche Betrachtung verdient.

"Item man sal wissen, daz di hirschaft di hat der vreuwen gegeben waz dez geldis gevellit zu czinse in dem dorffe zu erem gebende. Auch ist daz dorff bethe vry von der hirschaft genade."
Die Herrschaft von Biberstein, besser gesagt die beiden Brüder Johann und Ulrich von Biberstein als gemeinsame Verwalter ihrer Besitzungen, hatten einer ihrer Ehefrauen den Ort Reinswalde "zu ihrem Gebende" ausgesetzt. Das "Gebende" ist einmal eine mittelalterliche Kopftracht; doch wird wohl für die Zinsleistungen des Ortes der Begriff hier eher als längerfristige Rentenzahlung anzusehen sein. Vielleicht oder wahrscheinlich ist es die Gattin des Johann, einer Tochter des Reinhard von Strehla. Dieser hatte seine Vettern zu Erben seiner Besitztümer Beeskow und Storkow bestimmt und er ließ ihnen in beiden Herrschaften bereits 1377 huldigen. So kamen die fälligen Geldzinsen des "Gebende" in den Besitz derer von Biberstein, über die jedoch lediglich die Frau verfügen konnte. Es war sicherlich auch eine Einkommens- und Unabhängigkeitsgeste ihres Vaters. So ist es auch in den Folgejahren üblich gewesen, daß Reinswalde häufig zum Leibgedinge der Ehefrauen der Herren von Sorau gehörte. Ein Brauch, der sich fortsetzte und bereits 1381 urkundlich nachgewiesen ist.

Weiter heißt es dann, daß Reinswalde "bethe vry" aus herrschaftlicher Gnade sei. Es weist daraufhin, daß das Dorf von der Bede befreit ist. Die "Bede" war eine Abgabe von 12 Groschen und jährlich zu Michaelis fällig. Die Herrschaft als Amtsträger der Gerichtsgewalt und Landeshoheit forderte diese von der Hufe, war also eine "frühe Grundsteuer", doch auch hier ist diese als Leibrente oder Leibsteuer zu verstehen.

Bis zum Ende dieses Absatzes im Register waren die Notizen des Nitze Unruh sehr verständlich, doch jetzt beschreibt er etwas, was doch erstaunt. Er wiederholt etwas, verwendet jedoch andere Zahlen. Doch lesen wir selbst:

"Item is hat 11 garten, die beerbit sint, der sint 3 der heyligen, 3 des pharrers und 5 der gebuwir, in der guthe si legin".
Oder sollte es sich doch um weitere 11 Gärtnernahrungen handeln, die erblich sind? Hier stört der Hinweis auf jeweils 3 weitere Kirch- und Pfarrgärtner, während nun von nur 5 Kleinbauern die Rede ist, die für die Höfe tätig sind, in deren Grenzen sie liegen (s. o.). Was tun? Es läßt sich nicht klären und ich bin überzeugt, hier ist Nitze Unruh ein Fehler unterlaufen.

Nun erhalten wir endlich Kenntnis darüber, wer in Reinswalde ansässig ist. Auch hier werde ich abschnittsweise vorgehen, so bleiben die Erläuterungen übersichtlich und verständlich.

"Dis sint dy namen der luthe zu Reynniswalde: Das gerichte ist von 1 ½ huben undir dem phluge. Item der richter der hat 2 huben, die sint czinshaftig. Item der pharrer der hat 22 ruthen undir dem phluge."
Gericht und Richter unterstehen "Der Hirschaft". Es fällt auf, daß beide getrennt geführt werden, ein Hinweis darauf, daß man wohl zu unterscheiden wusste zwischen "Staats- und Privatbesitz". Angeführt hatte ich bereits, daß das Gericht oder die Schölzerei abgabenfrei war, während der Richter als Person für seinen Besitz als steuerpflichtig geführt wird. Dann folgt in der Liste der Pfarrer. Bereits zu Beginn der Aufzeichnungen wurde auf ihn hingewiesen, an der Stelle noch mit dem Zusatz, daß ihm eine Hufe zu Dienst verpflichtet ist. Wie bereits oben vermutet, geht jetzt eindeutig hervor, daß er von Abgaben an die Herrschaft in Sorau befreit ist. So fahren wir in der Aufstellung fort.

"Item Hannos von dem Hofe 2 huben. Item Gunczel Cristen ½ hube. Item Hannos Gotferit 25 ruthen."
Nun sind sie uns endlich bekannt, die ersten namentlich genannten Reinswalder. Sie unterstehen "Der Hirschaft", ihre Abgaben sind also an die Herrschaft in Sorau abzuführen. Doch diese Reihenfolge und auch die noch folgenden Namen lassen keine Rückschlüsse auf den Standort ihrer Höfe zu. Es ist nicht zu erkennen, nach welchem System Nitze Unruh die einzelnen Wirtschaften in das Register aufnahm. Die Vermutung liegt nahe, er sei dem Verlauf der Straße oder dem Dorfbach gefolgt. Doch alle Vergleiche mit späteren Urkunden bestätigen diese Annahme nicht. Die Größe der einzelnen Höfe veränderten sich maßgeblich und die Lehnschölzerei hatte sich durch Aufkauf mehrerer Bauernnahrungen so vergrößert, daß keine Vergleiche möglich sind. So wollen wir uns an dem aufgestellten Register weiter erfreuen, auch daran, daß unser Reinswalde eine so lange Geschichte hat.

Aber die Namen und ihre Schreibweisen verraten doch einiges, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so auffällt. "Hannos von dem Hofe" sagt uns, daß Sohn Hanno (von "Hans") dieses Bauerngut seines Vaters weiter bewirtschaftet – "Hans, Sohn von dem Hofe". Leider fehlt hier der Familienname, so wie wir ihn kennen und ich muß einmal etwas spekulieren, auch wenn es schwer fällt. Unmittelbar nach dem Pfarrer wird "Hannos von dem Hofe" aufgeführt. Die nicht erkennbare Methode, wie Nitze Unruh bei seinen Aufzeichnungen vorging, läßt an einen Hof denken, der in mittelbarer Nachbarschaft zum Anwesen des Pfarrers liegt. In welchem Gebäude dieser damals lebte und wo dieses stand, ist nur eine Vermutung; auf keinen Fall weit von der Kirche entfernt. Es wird wohl in mittelbarer Nähe zum Biberstein-Promnitzschen Jagdhaus aus Fachwerk gestanden haben, das seit 1586 als Pfarrerwohnung diente. In den Jahren zwischen 1794 und 1801 wurde dieses abgerissen. Ein Neubau diente dann etwa 150 Jahre als evangelisches Pfarrhaus (heute steht an dieser Stelle das "Dorfgemeinschaftshaus von Zlotnik"). Und da fällt uns "Wall Wundkes Hof" ein, der für sich allein liegt. Sollte Hannos Hof mit diesem Gebäude gleichzusetzen sein? Erinnern wir uns an "curiam Reinoldeswalde" von 1301 und 1336", da "suchte" ich schon einmal einen ansehnlichen Gebäudekomplex. Ein allein liegendes Bauerngut kann im früheren Verständnis durchaus als "von dem Hofe" bezeichnet worden sein.

"Gunczel Cristen" – deutlicher wird die heutige Form "Günter Christian", wobei letzterer Name ein vom Vornamen aufgewerteter Familienname wurde. Bei "Hannos Gotferit" und später bei "Mertin Gunters" ist klar die Erhebung des Vornamen zum Familiennamen zu erkennen. Die Endung "s" wird mit "des Sohn – Sohn des" gedeutet. Also ist nach unserem Sprachverständnis "Hans, des Gottfried Sohn" oder "Martin, des Günter Sohn". In Reinswalde sind also schon sehr früh Familiennamen nachzuweisen. Auf dem Lande zwar später, doch seit 1292 haben sich in Sagan allmählich zur Unterscheidung sogenannte Nebennamen durchgesetzt. Vorwiegend waren es Ortsnamen, die als Herkunftsbezeichnungen dem Vornamen angefügt wurden. Auch Berufsbezeichnungen und Vornamen setzten sich immer mehr durch – auch in Reinswalde. Im weiteren Verlauf wird es immer wieder deutlich werden.

"Item Petir by dem Vywege 1 ½ hube: 3 ruthen der hirschaft, 18 Ruthen des richters in dem Dorfe."
Hier stimmt etwas nicht: 1 ½ Hufen sind 18 Ruten, es müßte also 1 ¾ Hufen heißen. Im Original wurden über einer Radierung die 3 und die 18 nachgetragen und womöglich die Addition nicht berichtigt. Doch welcher "Viehweg" ist gemeint? In unserem Dorf gab es derer vier: Kirchviebg, Schölzerei Treebe, Vörder Treebe und Hinter Treebe. ("Zu Viehweg siehe Sorauer Heimatblatt Sept. – Nov. 1991). Peter vom Viehweg muß seine Abgaben an verschiedene Empfänger aushändigen, ebenso wie
"Item Hannos Petirynne 1 ½ hube: 9 ruthen des richters, 9 ruthen der hirschaft."
Ein wichtiger Hinweis erreicht uns aus "Hannos Petirynne". Der Hof gehört einem Hanno, dem Sohn der Witwe des Peter. Die Frau als Witwe wird durch die Endung "ynne" kenntlich gemacht und begegnet uns sechsmal in den Aufzeichnungen. Leider werden in allen Fällen keine Frauennamen notiert, sondern immer nur "ynne = Witwe des ...". Für Heimat- und Ortsgeschichtsforscher sind diese Auswertungen schon bedeutend, doch wie muß sich ein Familienforscher freuen, dem solch ausführliche Hinweise aus ferner Vergangenheit vorgelegt werden.

Diese doch sehr ausführlichen Erläuterungen sollen zunächst einmal genügen. Ich werde mit den Aufzeichnungen fortfahren und das jedem Namen vorangestellte "Item" weglassen.

"Mertin Gunters 10 ruthen der Hirschaft; Gunczel Grose 1 ½ hube: 10 ruthen des richters in dem dorffe, 8 ruthen der hirschaft;
Nicze Hoveman 7 ruthen; Hensil Rudils 9 ruthen, beide der hirschaft.
Ticze Cristan 19 ruthen: 13 ruthen der hirschaft, ½ hube des pharrers in dem dorffe.
Gunczel Kreczemer 1 ½ hube der hirschaft."
Hier taucht nun der bereits früher erwähnte "Gastwirt" auf und wo der Kretscham in Reinswalde stand, das wissen noch sehr viele Reinswalde oder? Richtig, Maler Bergmann nannte dieses Anwesen an der Ecke Dorfstraße/Wellersdorfer Straße sein eigen. Ob Gunczel Kreczemer allerdings 1381 dort zu finden war, daß ist heute nicht mehr zu klären.

"Hensil Czisener 14 ruthen: 12 rute und der sint 3 ruthen obirscharn der hirschaft, 2 ruthen auch obirscharn des richters."
Dieses bedarf nun wieder einer kurzen Erläuterung: in 12 Ruten sind 3 Ruten "obirscharn" enthalten, die im Laufe der Zeit als neues gerodetes Land innerhalb der Dorfgrenzen zunächst nur geringe Erträge einbrachten, doch die ursprüngliche Größe des Dorfes nicht veränderte. Auch die beiden folgenden Personen nutzen neu gewonnenes Land und geben ihre Abgaben "der Hirschaft".

"Petir Dresseler 15 ruthen und der ist 3 ruthen obirscharn; Hensil Konig 25 ruthen und der sint 7 ruthen obirscharn. Nicze Rudil 1 hube; Niccil Molner 1 ruthe, beide der hirschaft. Otte Molner 21 ruthen: 16 ruthen und der ist 3 ruthen obirscharn der hirschaft, 5 ruthen und der sint 3 ruthen obirscharn des richters in dem dorffe."
Die nun folgenden geben alle "Der hirschaft":
"Niccil Dresseler 11 ruthen; Hensil Wysselaw ½ hube; dy Bertoltynne 1 hube und der ist 1 ½ ruthe obirscharn; Ticze Erbirhard 1 ½ ruthe obirscharn; Niccil Heynczen 27 ruthen; Jacob Hornunk 1 ½ hube; Nicze Streubir ½ hube; Niccil Birchkecht 3 ruthen.

Thomas Lyndenern 10 ½ [ruthe]: ½ hube des pharrers in dem dorffe, 4 ½ ruthe und sint obirscharn des richters in dem dorffe; der Smedinne kindirn 4 ½ ruthe des richters in dem dorffe.

Ein wichtiger Hinweis ist auch hier versteckt: "der Smedinne kindirn" bedeutet nichts anders als "die Kinder der Witwe des Schmiedes", also fand auch ein Schmied in Reinswalde sein Auskommen mit allerdings wenig Grundbesitz. Die letzteren zwei verteilen ihre Abgaben wieder auf verschiedene Empfänger, während die folgenden Steuerpflichtigen alle wieder "Der Hirschaft" abgabenpflichtig sind.

Hensil Peseler ½ hube; Hensil Brunger 1 hube; Menczil Aldilmans 15 ruthen; Hannos der Sidillinne 2 ½ huben; Hannos Wynnant 2 huben; Tycze Istrut (oder Iscrut ?) 1 ½ hube; Heynne Seteler 4 ruthen; Niccil Hirsvelder 31 ruthen; Hensil der Heynrichynne 1 hube; Bertolt Neuwirt 21 ruthen; Hensil Tyle 1 ½ hube; Ticze Lorencze 5 ruthen; Nicze Heynrich 15 ½ ruthen; Nicze Gelhar 1 ½ hube; Hensil Stumme 1 hube; (XXX) der alde Stumme 1 hube; Hensil Sybot 22 ½ ruthen; Niccil Luschener 16 ½ ruthen; Heynne Heynneke ½ hube; Heyncze Rudegerynne 16 ruthen.
Mit Bertolt Neuwirt ist keinesfalls ein weiterer Schankwirt gemeint, sondern der Name deutet auf den neuen Hofbesitzer hin.

Tja, das waren sie nun, die ersten namentlich bekannten Reinswalder. Es gibt noch viele Erklärungen, die die Namen weiter erläutern würden, doch das würde den Rahmen für dieses Heft *) sprengen. Ich bin gerne bereit, in der neuen Reihe "Das Heimatblatt der Reinswalder" weitere Ergänzungen zur Verfügung zu stellen. Heute soll als Abschluß der Hinweis erlaubt sein, daß mit den Bewohnern von 1381 noch etliche Familiennamen mit dem Einwohnerverzeichnis von 1938 übereinstimmen: Bertolt(ynne) – Berthold; Dresseler – Drechsler, Heynczen – Heinze; Heynrich(ynne) – Heinrich, Hirsvelder – Hirschfelder; Hovemann – Hoffmann (nicht zu verwechseln mit Pastor Johannes Hofmann); Lyndenern – Lindner; Molner – Müller; Smed(inne) – Schmidt. Auch einige Vornamen von 1381 tauchen 1938 als Familiennamen auf: Nicze – Nitschke; Hensil – Hänsel; Otte – Otte; Bertolt – Berthold, Heyncze – Heinze. Doch erstaunlich ist die Tatsache, daß im Dorf des Jahres 1381 von den mehrfach vorkommenden Namen des Jahres 1938 niemand aufgeführt ist, beispielsweise Flöter, Hänisch, Hübner, Lehmann, Leitloff, Märkisch, Merkwirth, Meyer, Schaller, Weinert, Wolf und Wundke. Diese werden sich erst später gebildet haben und natürlich "brachten" in den vergangenen Jahrhunderten viele Zuwanderer auch neue Namen in unser Dorf. Ich denke da nicht zuletzt auch an meinen Familiennamen.

*) Dieser Beitrag erschien in der letzten Ausgabe des Sorauer Heimatblattes Nr. 3/2001


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Oswald Hesse: Geboren in Reinswalde – Gestorben in Blumenau
Ein Reinswalder als Pastor in Brasilien
von Reinhard Steinke, Jever

Aus der Reinswalder Schul- bzw. Lehrergeschichte hatte ich in den vergangenen Jahren einiges mitgeteilt und immer behandelten meine Geschichten längere Zeiträume. In diesem Beitrag dreht sich nun zum ersten Mal alles nur um eine Person. Doch darf dieses keinesfalls als Randereignis zur Reinswalder Geschichte gelten, obwohl es auf den ersten Blick diesen Anschein hat.

Wie wir ja wissen, hatte sich im Laufe des Reinswalder Glaubenskampfes in den Jahren um 1848/1849 die Gemeinde in zwei zu dieser Zeit unversöhnliche christliche Lager gespalten. Lehrer an der Schule war Friedrich August Hesse, der dieses Amt von 1810 – bis zu seinem Tod 1852 ausübte. Ebenfalls bekleidete er das Amt des Küsters und bereits 1820 wurde ihm der Titel "Kantor" verliehen. Zunächst verließ er ebenfalls (wohl mit seiner Familie) die "preußische Unionskirche" und wechselte zur lutherischen Gemeinde, kehrte aber nach kurzer Zeit zu dieser zurück. Der Grund für diesen neuerlichen Sinneswandel wurde nicht überliefert, ist aber wohl in dem Druck begründet, den die staatliche und religiöse Obrigkeit auf die Bevölkerung ausübte.

http://www.blumenau150anos.org.br/img/fotos/hesse1.jpgWährend dieser Zeit wird Lehrer Hesse von seinem Sohn Oswald in der Erziehung und Unterrichtung der Reinswalder Kinder unterstützt – als Hilfslehrer. In Reinswalde am 11. August 1820 geboren (die Blumenauer Quelle nennt den 11. Oktober), besuchte Oswald von 1835 bis 1840 das Sorauer Gymnasium. Nach dem Studium an der Universität in Breslau und dem Gastspiel in Reinswalde, wählte ihn die Gemeinde Wreschen zu ihrem Pastor und dort trat er 1852 seine erste Pfarrstelle an. In Wreschen verheiratete er sich 1852 mit Wanda Pupke und wurde dort Vater eines Kindes, ehe er 1856 dem Ruf Dr. Hermann Blumenaus (* 1819, † 1899) folgte und seine Tätigkeit als Pastor in der Gemeinde Blumenau in Brasilien aufnahm. Dieser gründete 1852 die heutige Stadt mit einem starkem Anteil deutschsprachiger Bevölkerung als Privatkolonie. Heute wohnen in der Stadt und ihrem Umland 550.000 Menschen, während Blumenau mit über 260.000 Einwohner einen wesentlichen Anteil daran hat.

Doch lesen wir selbst, was die leider nicht mehr vorhandene Internetseite -
http://www.blumenau150anos.org.br/pages/pers/pers21.html - zum 150jährigen Bestehen von Blumenau über Pastor Oswald berichtete, von der auch das Foto stammt, zunächst im portugiesischen Original und dann in der deutschen Übersetzung.

Pastor Oswald Hesse

Nome completo: Oswald Hesse.
Data e local nascimento: 11 de outubro de 1820, em Reinswalde, perto de Sorau, no reino da Prússia.
Filiação: Friedrich August Hesse.
Data e local morte: 25 de novembro de 1879, em Blumenau.

Oswald Hesse era filho do professor Friedrich August Hesse. De 1835 até 1840 Oswald Hesse freqüentou o ginásio de Sorau, cursando depois a universidade de Breslau, onde se formou em filosofia e teologia. Em setembro de 1850 foi eleito pela comunidade de Wreschen para ser seu pastor de cura. Em 1856, atendendo ao chamado do Dr. Blumenau, veio para o Brasil para servir à comunidade de Blumenau.

Hesse exerceu o cargo de primeiro pastor de Blumenau por mais de 22 anos. Mais tarde, Dr. Hermann Blumenau conseguiu, mediante insistentes exposições e pedidos junto ao Governo Imperial, o auxílio deste na construção de um templo para a realização dos cultos religiosos - que inicialmente eram celebrados no barracão de imigrantes.

Em 1865 iniciaram-se os trabalhos de preparo do terreno para a construção da igreja, inaugurada apenas doze anos depois. Com a conclusão da Igreja do Espírito Santo, realizou-se uma das maiores aspirações do Pastor Hesse. Durante suas atividades em Blumenau, Hesse celebrou 910 casamentos, efetuou 3.794 batizados e 1.995 confirmações. Faleceram nesse período 861 pessoas da comunidade.

Hesse era conhecido por amparar e aconselhar quem precisasse de ajuda. Foi por muitos anos o dirigente da Sociedade de Cantores Germania, que teve fundação em 1863. Ele fundou ainda uma escola particular que, mais tarde, tornou-se um modelo de ensino, inclusive com um programa de ensino secundário (hoje Colégio Pedro II).

Rua Pastor Oswaldo HesseFür die Übersetzung sorgte Ruth Vicedom und ihre Familie. Dafür und für die Überlassung der abgebildeten Straßenkarte bedanke ich mich auch im Namen der Reinswalder ganz herzlich. Der Kartenausschnitt zeigt, daß in Blumenau eine Straße nach Oswald Hesse benannt ist, die "Rua Pastor Oswaldo Hesse", ein sichtbarer Hinweis auf eines der Reinswalder "Kinder", die Reinswalde in der Welt bekannt machten. Ruths Schwester Elisabeth wohnt in der Nähe von Blumenau und ist dort mit einem Pastor verheiratet. So schließt sich mit der jüngsten Tochter des letzten lutherischen Pastors von Reinswalde Johannes Hofmann der Kreis, den Oswald Hesse mit seiner Geburt 1820 in Reinswalde zu zeichnen begann.

Pastor Oswald Hesse

Vollständiger Name: Oswald Hesse
Geburtsdatum und –ort: 11. Oktober 1820 in Reinswalde, in der Nähe von Sorau, im Preußischen Reich.
Vater: Friedrich August Hesse.
Gestorben: 25. November 1879 in Blumenau

Oswald Hesse war der Sohn des Lehrers Friedrich August Hesse. Von 1835 bis 1840 besuchte Oswald Hesse das Gymnasium in Sorau und studierte anschließend Philosophie und Theologie an der Universität von Breslau. Im September 1850 wählte ihn der Gemeinde Wreschen zu ihrem Gemeindepastor. Im Jahre 1856 reiste er auf Grund einer Bitte von Dr. Blumenau nach Brasilien, um in der Gemeinde Blumenau zu dienen.

Hesse war der erste Pastor von Blumenau, mehr als 22 Jahre lang. Einige Jahre später, nach Großen Drängen und Bitten gegenüber der Regierung, erreichte es Dr. Hermann Blumenau, daß diese den Bau einer Kirche für die Gottesdienste förderte – die Gottesdienste wurden bis dahin in den Häusern der Immigranten abgehalten.

Im Jahre 1865 begannen auf dem Grundstück die ersten Vorbereitungen für den Bau der Kirche, die dann 12 Jahre später eingeweiht wurde. Mit dem Bau der 'Kirche des Heiligen Geistes' erfüllte sich eines der wichtigsten Vorhaben von Pastor Hesse. Während seiner Amtszeit in Blumenau vollzog Hesse 910 Trauungen, 3794 Taufen und 1995 Konfirmationen. Im Gleichen Zeitraum wurden 861 Menschen beerdigt.

Hesse war bekannt als jemand, der immer hilfsbereit war und die Menschen beraten und beschützt hat. Für viele Jahre leitete er auch den 'Gesangsverein Germania', der im Jahre 1863 gegründet wurde. Er gründete auch eine Privatschule, die sich Jahre später zum Schulmodell entwickelte, einschließlich eines Programms der zweiten Schulstufe (heute die Schule
'Colegio Pedro II').

 

Eine Ergänzung hierzu ist der folgende Bericht … :

Pastor Oswald Hesse
Straßenschild in der NDR-Landpartie
ein Nachtrag von Reinhard Steinke, Jever
(erscheint im "Das Reinswalder Jahr" Nr. 28  vom Dezember 2014)

Rua Pastor Oswald Hesse - 2014 Landpartie Film

Der aufmerksame Leser erinnert sich bestimmt, daß vor etlichen Jahren zwei Berichte über den in Reinswalde geborenen Oswald Hesse erschienen sind. Im Reinswalder Jahr Nr. 4 vom Dezember 2002 (s.o.) "Geboren in Reinswalde – Gestorben in Blumenau" und Nr. 8 vom Dezember 2004  (s.u.) "Hasselfelde – Reinswalde – Blumenau - …".

Ende Mai 2014 zeigte das NDR-Fernsehen im Rahmen der "Landpartie" mit Moderatorin Heike Götz einen ausführlichen Beitrag über die deutschen Bewohner Brasiliens in Pomerode und Blumenau. In diesem Film wurde für kurze Zeit das Straßenschild der "Rua Pastor Oswald Hesse" gezeigt. Sofort reifte der Plan, den NDR um dieses Foto zu bitten mit dem Hinweis auf den geschichtlichen Zusammenhang.

Meine Bemühung war erfolgreich, wie Ihr alle sehen könnt. Ich danke dem Fotografen Herrn Ulrich Koglin vom Team der NDR-Landpartie für die Genehmigung, das Foto für Reinswalde nutzen zu dürfen.

 

… und zur Vervollständigung füge ich einen Bericht hinzu, der bereits im "Das Reinswalder Jahr" Nr. 8 vom Dezember 2004 zu lesen war:

Hasselfelde – Reinswalde - Blumenau - Reinswalde – Hasselfelde
Was verbindet diese Orte und warum diese Reihenfolge?
von Reinhard Steinke, Jever

Hasselfelde, eine kleines Städtchen mitten im Harz; Blumenau, eine Großstadt in Süd-Brasilien und Reinswalde, ein kleines Dorf in der östlichen Niederlausitz – da stellen sich zu Recht die Fragen: Was verbindet diese drei Orte miteinander und weshalb erscheinen Hasselfelde und Reinswalde doppelt in der Überschrift? Doch die Antworten sind verhältnismäßig einfach.

In unserem Mitteilungsblatt "Das Reinswalder Jahr" vom Dezember 2002 habe ich auf den Seiten 47 – 50 in dem Beitrag "Geboren in Reinswalde – Gestorben in Blumenau" ausführlich über Pastor Oswald Hesse berichtet, der als Sohn des Reinswalder Lehrers Friedrich August Hesse am 11. August 1820 in Reinswalde geboren wurde (siehe den Bericht oben).

Blumenau-Hasselfelde großBlumenau-Hasselfelde kleinDie diesjährige Mitgliederversammlung des 'Verbandes der Namensträger Steinke e.V.' fand Mitte Mai 2004 in Hasselfelde statt. Nun, dieses war nichts außergewöhnliches, finden doch in jedem Jahr die Zusammenkünfte des auf meine Initiative vor 25 Jahren gegründeten Verbandes an den unterschiedlichsten Orten in der Bundesrepublik statt. Und doch überraschte mich diese kleine Stadt mit etwas Besonderem. Es stellte sich nämlich heraus, daß hier im Dezember 1819 Hermann Blumenau des Licht der Welt erblickte. Später erhielt die von ihm gegründete Stadt in Süd-Brasilien seinen Namen. Und wie wir heute wissen, veranlaßte Dr. Blumenau den in Reinswalde geborenen Oswald Hesse, als Pastor in Blumenau eine evangelische Kirchengemeinde aufzubauen und diese zu betreuen. Bei einem Rundgang durch und um dieses kleine Harzstädtchen waren interessante und schöne Dinge zu entdecken. Das auf den beiden Bildern zu bewundernde Blumenau-Denkmal gehört dazu und erinnert in eindrucksvoller Weise an einen großen Sohn der Stadt. Es steht in der Nähe des kleinen Bahnhofs, von dem auch heute noch Züge auf den Brocken fahren.

Ein unscheinbares Nebenergebnis fügt sich in die Ortsgeschichte von Reinswalde. Die Reihenfolge Hasselfelde – Reinswalde – Blumenau – Reinswalde – Hasselfelde unterstreicht, daß sich auch für Reinswalde vielfältige Nahtstellen in Deutschland und der Welt finden lassen:
            in Hasselfelde wird Hermann Blumenau geboren;
            in Reinswalde wird Oswald Hesse geboren, der später Pastor in Blumenau wird;
            mit Blumenau gründet Dr. Hermann Blumenau eine Stadt in Süd-Brasilien;
            in Reinswalde wird der Verfasser dieses kleinen Berichtes geboren und regt zur Gründung eines Verbandes an, der 2004
            in Hasselfelde seine Jahreshauptversammlung abhält.

Reine Zufälle, aber immer wieder interessant, wenn man dadurch feststellt, wie klein doch eigentlich unsere Welt ist.

Soweit die (kleinen) Berichte über Oswald Hesse. Aber er war nicht der einzige, über den in Verbindung mit Reinswalde in der weiten Welt berichtet wird. Doch darüber ein anderes Mal mehr.

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Johann Traugott Schulz: Geboren in Reinswalde – Gestorben in Stuttgart, Kansas/USA
Reinswalder in der weiten Welt
von Reinhard Steinke, Jever

Dem aufmerksamen Leser unseres gemeinsamen Mitteilungsblattes "Das Reinswalder Jahr" wird nicht entgangen sein, daß ich in der letzten Ausgabe vom Dezember 2002 einen weiteren Bericht über "Reinswalder Kinder" in der weiten Welt angekündigt habe. Dieses Versprechen möchte ich nun einlösen (erschienen in: Das Reinswalder Jahr, Nr. 5, Juni 2003).

Auf der Suche nach Informationen zur Reinswalder Geschichte gibt auch das Internet interessante Hinweise. So auch für den folgenden Beitrag. Natürlich wurde ich neugierig, als auf mein Suchwort "Reinswalde" im Ergebnis mitgeteilt wurde, daß das Wort "Reinswalde" auch auf der Internetseite von "Stuttgart in Kansas / USA" vorkommt. Das Ergebnis war verblüffend, daher fasse ich meine Nachforschungen zusammen.

Am 26. Dez. 1858 wurde in Reinswalde der Knabe Johann Traugott Schulz geboren. Vielleicht besuchte er zunächst die evangelische Schule in Reinswalde, bevor er auf weiterbildende Schulen wechselte. Um welche Schulen und Orte es sich handelt, ist leider (noch) nicht bekannt. Bekannt ist aber, daß er seine theologische Studien im Predigerseminar in Breklum begann, einige Kilometer nördlich von Husum gelegen. Dieses wurde 1882 von Johannes Paulsen speziell für die Ausbildung von Pastoren für deutschsprachige Gemeinden in Amerika gegründet, doch 1931 wurde die Einrichtung geschlossen. In die USA ausgewandert, studierte Schulz am "Wartburg Seminary in Mendota, Illinois", etwa 120 km südwestlich von Chicago und erhielt 1885 durch die "Iowa Synod" seine Ordination. Die Ausbildungsstätte in Mendota existiert auch heute noch und gehört zur "ELCA", die "Vereinigung der Ev. Luth. Kirche" in den USA, die sich unseren evangelischen Landeskirchen verbunden fühlt. Für die deutschen Christen der "SELK" besteht ja ein enger Kontakt zur Missouri Synode in den USA ("LCMS"), doch das sei nur am Rande erwähnt.

Nun begann für den jungen Schulz der "Ernst des Lebens". Er diente von 1885 – 1888 in Herndon, wechselte nach Lakon, Rooks County, wo er bis 1890 im Amt war und betreute dort mehrere Gemeinden als "assistant Pastor" in Tipton, als "substitute Pastor" in Wilson; als "Missionary" in Round Mound und Natoma sowie in
Hoxie und Goodland, alle Orte liegen ebenfalls im US-Bundesstaat Kansas. Im Jahr 1890 wurde er nach Stuttgart, Kansas an die "Emmanuel Lutheran Church" berufen, übernahm hier seine erste eigene Gemeinde und bleibt bis 1902. Der Ort liegt 13 km westlich von Phillipsburg, am US-Highway 36 im nordwestlichen Teil von Kansas. In seiner 1892 geschlossenen Ehe mit Anna Marie Friebus werden dem Paar vier Kinder geboren: Tochter Erna heiratet Herman Beckman; dann Sohn Traugott; Tochter Gertrude verheiratet sich mit Ernest Anschutz und Tochter Lydia heiratet ... Schmidt; dazu kommen der Adoptivsohn Edmund Schulz und der Pflegesohn Rudolph Schulz. Nachfahren der Familien Beckman und Anschütz sind auch heute noch im Raum Stuttgart angesiedelt.

Auf dem beigefügten Gruppenbild (oben) erkennen wir das erste Kirchengebäude von Stuttgart mit der versammelten Gemeinde. Mittendrin finden wir Pastor Johann Traugott Schulz und seine Frau Anna Marie. Dieses Foto entstand zwischen 1890 und 1893, da die neue Kirche 1893 gebaut wurde. Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich bei dem kleinen Bild um einen Ausschnitt daraus. Im Jahr 1902 übernimmt er die Gemeinde Lehigh, wechselt 1905 zur "Belmont Township-Versammlung" und geht von dort 1910 nach Gaylord, alle Orte wiederum in Kansas gelegen. Nach 33 Jahren im Amt wird er gezwungen, sich zur Ruhe zu setzen. Das muß um 1915/1918 geschehen sein, das genaue Jahr und auch den Grund habe ich leider nicht erfahren können – wir sollten das auch ruhen lassen. Er zieht sich auf seine Farm nördlich von Stuttgart zurück, verbringt hier im Kreis der Familie seinen Ruhestand und stirbt am 13.1.1937.

Aufregend verlief die Kinder- und Jugendzeit seiner Frau Anna Marie. Sie wurde als Tochter von Johann Christian Friebus und seiner Frau Agnes, geb. Lichtner am 26. Februar 1862 in Thelausa in Rußland geboren. 1877/78 wanderten die Eltern mit ihr nach Südafrika aus, um dort für die nächsten 12 Jahre in Kapstadt zu leben. Erst 1892 kam die Familie nach Amerika und siedelte sich bei Wilson in Kansas an. Diese Hinweise standen anläßlich ihres Todes am 13. Juni 1945 in Hays, Kansas im "Phillips County Review" vom 21. und 25. Juni 1945.

Über Stuttgart ist noch folgendes zu berichten. Der Ort liegt im Norden von Kansas an der U.S. Route 36 zwischen Prairie View und Phillipsburg nicht weit von der Grenze zum US-Bundesstaat Nebraska. Gegründet wurde Stuttgart am 6. Febr. 1888 und hatte 45 Einwohner – oder einige mehr oder weniger. Die Besiedlung dieses Landstriches begann allerdings schon in den frühen 1870er Jahren. Wer mehr über Stuttgart erfahren möchte, dem empfehle ich die Internetseite:
http://www.phillipscountyreview.com/stuttgart/index.html - klein aber fein. An dieser Stelle gilt mein Dank den Personen und Institutionen, die mir mit umfangreichem Material behilflich waren. Als erstes Pastor Randy Moll aus Stuttgart, Kansas, der die Erlaubnis erteilte, für diesen Bericht die Bilder und den Text der Stuttgarter Internetseite zu nutzen. Mein Dank geht auch an Pastor Robert Wiederanders, Archivar im "Wartburg Seminary in Mendota", er berichtete über die einzelnen Stationen und gab den Hinweis auf Breklum.

Zum Schluß muß ich leider mitteilen, daß trotz aller Bemühungen über seine Reinswalder Eltern bisher nichts bekannt geworden ist und folgende Gedanken daher reine Spekulation sind. Aber Johann Traugott wird aus einer sich der Unionskirche verbundenen Reinswalder Familie "Schulz(e)" stammen, die über entsprechende finanzielle Mittel verfügte, um dem Sohn eine theologische Ausbildung zu ermöglichen. Und da gab es ja einige Bauern, die als Familie für den "amerikanischen Pastor" aus Reinswalde in die engere Wahl kommen. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an Gespräche, die etwas Licht in dieses Dunkel bringen könnten.

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Einkommensteuer per 15. Mai 1812
die Spalten in dieser Steuerliste sind überschrieben mit:

lfd. Nr. ; Listen-Nr.; Namen der Eigentümer; ist befreyt als; gibt den Betrag; bei den fehlt

; ; ; ;

1; ; Gottlieb Heinrich Schmeil; Pastor; von der Pfarthey

2; ;     dessen Knecht; 8 Gr. Lohn;

3; ;     Ochsenjunge; ; 4 Gr. Lohn

4; ;     Köchin; ; 4 Gr. L.

5; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

6; ; Joh. George Jaeserichs Erben; ;

7; 1; Ferdinand Schmidt; Lehnschulz; steuert

8; ;     dessen Groß-Knecht; ; 10 Gr. L.

9; ;     Mittel-Knecht; ; 6 Gr. L.

10; ;     Pferde-Knecht; ; 8 Gr. L.

; ; B: Die übrigen in der Schölzerei sind Zwang-Gesinde; ;

11; ; Gottfried Kresse als Schäfer; 30 St. Schafe;

; ; B: Das hiesige Bäcker=Haus ist nicht bewohnt; ;

; ; ; ;

; ; I. Die Bauern; ;

12; 2; Gottlieb Liersam; steuert;

13; ;     dessen Magdt; ; 4 Gr. L.

14; 3; Joh. Heinrich Mielisch; steuert;

15; ;     dessen Hausmann Gottlieb Gierke; ;

16; 4; Andreas Jäckel; steuert;

17; 5; Erdmann Flöter; steuert;

18; ;     dessen Ochsenjunge; ; 2 Gr. L.

19; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

20; ; Heinrich Flöter; Hausmann;

21; 6; Erdmann Hänisches Wittwe; steuert;

22; ;     derselben Knecht; ; 8 Gr. L.

23; ;     Ochsenjunge; ; 4 Gr. L.

24; ;     Pferde=Junge; ; 2 Gr. L.

25; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

26; 7; Daniel Otte; steuert;

27; 8; Heinrich Müller; steuert;

28; ;     dessen Knecht; ; 8 Gr. L.

29; ;     Ochsen=Junge; ; 2 Gr. L.

30; ;     Pferde=Junge; ; 2 Gr. L.

31; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

32; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

33; 9; Gottfried Gärtner; steuert;

34; ;     dessen Magdt; ; 4 Gr. L.

35; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

36; ; George Weigelt; Hausmann;

37; 10; Joh. Gottfried Heinze; steuert;

38; ;     dessen Ochsen=Junge; ; 2 Gr. L.

39; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

40; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

41; 11; Gottfried Heinze; steuert;

42; ;     dessen Knecht; ; 6 Gr. L.

43; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

44; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

45; ; Gottfried Heinze; Auszugsmann;

46; 12; Andreas Hänisch; steuert;

47; ;     dessen Knecht; ; 6 Gr. L.

48; ;     Ochsen=Junge; ; 2 Gr. L.

49; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

50; 13; Heinrich Hänisch; steuert;

51; ;     dessen Knecht; ; 8 Gr. L.

52; ;     Ochsen=Junge; ; 2 Gr. L.

53; ;     Pferde=Junge; ; 2 Gr. L.

54; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

55; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

56; 14/15; Gottfried Weinert; steuert;

57; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

58; 16; Samuel Müller; steuert;

59; ;     dessen Knecht; ; 8 Gr. L.

60; ;     Ochsenjunge; ; 2 Gr. L.

61; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

62; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

63; 17; Christian Schulze; hat seinen getriebe-nen Flachshandel seit 2 Jahren eingelegt; steuert

64; ;     dessen Ochsenjunge; ; 2 Gr. L.

65; 18; Gottfried Werner; steuert;

66; ;     dessen Ochsenjunge; ; 4 Gr. L.

67; 19; Gottfried Wolff; steuert;

68; ;     dessen Ochsenjunge; ; 2 Gr. L.

69; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

70; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

71; 20; Joh. George Neumann; steuert;

72; ;     dessen Knecht    ; ; 8 Gr. L.

73; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

74; 21/22; Friedrich Schulze; steuert;

75; ;     dessen Knecht; ; 8 Gr. L.

76; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

77; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

78; 23; George Pfitzmann; steuert;

79; 24; Friedrich Muntzkes Wittwe ; steuert;

80; ;     derselben Ochsenjunge; ; 4 Gr. L.

81; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

82; ; Anna Dorothea Wundke; Auszugsweib;

83; ; Gottfried Mielisch; Hausmann;  ist zwölf Jahre Soldat gewesen

84; 25; Gottlieb Hübner; steuert;

85; ; Adam Hübner; Auszugsmann ist ganz verarmt;

86; 26; Gottfried Wolff; steuert;

87; ;     dessen Knecht; ; 8 Gr. L.

88; ;     Ochsenjunge; ; 2 Gr. L.

89; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

90; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

91; ; Andreas Wolff; Auszugsmann;

92; 27; Andreas Bräuniger; steuert;

93; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

94; 28; Erdmann Heinze; steuert;

95; ;     dessen Knecht; ; 6 Gr. L.

96; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

97; ; Heinrich Merkwirth; Hausmann;

98; 29; George Lämpel; steuert;

99; ;     dessen Ochsenjunge; ; 2 Gr. L.

100; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

101; 30; George Berthold; steuert;

102; ;     dessen Ochsen Junge; ; 2 Gr. L.

103; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

104; ; Gottlieb Großmann; Hausmann;

105; 31; Gottfried Lämpel; steuert;

106; ;     dessen Knecht; ; 6 Gr. L.

107; ;     Ochsen=Junge; ; 2 Gr. L.

108; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

109; ; Juditta Wolff; Auszugsweib;

110; 32; Gottlieb Munske; steuert;

111; 33; Andreas Sandtmann; steuert;

112; ;     dessen Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

113; 34; Gottfried Müller; steuert;

114; ;     dessen Knecht; ; 8 Gr. L.

115; ;     Ochsen Junge; ; 2 Gr. L.

116; ;     Großmagdt; ; 4 Gr. L.

117; ;     Kleinmagdt; ; 2 Gr. L.

118; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

119; ; Gottlieb Melchior; Schäfer; 20 Stück Schafe

120; ; Gottfried Heinze; Hausmann;

121; 35; Joh. Gottfried Heinze; steuert;

122; ;     dessen Knecht; ; 4 Gr. L.

123; ;     Magdt; ; 2 Gr. L.

124; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

125; 36; Heinrich Schulze; steuert;

126; ;     dessen Knecht; ; 6 Gr. L.

127; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

128; ; Maria Elisabeth Schulzen; Auszugsweib ist arm und kann nichts verdienen;

129; 37; Erdmann Heinze; steuert;

130; ;     Klein=Knecht; ; 4 Gr. L.

131; ;     Ochsen Junge; ; 2 Gr. L.

132; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

133; ; Gottfried Heinze; Auszugsmann;

134; 38; Andreas Wolf; steuert;

135; ;     die Magdt; ; 4 Gr. L.

136; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

137; 39; Daniel Lorenz; steuert;

138; 40; Erdmann Wolf; steuert;

139; ;     Ochsenjunge; ; 2 Gr. L.

140; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

141; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

142; 41; Gottfried Pfitzmann; steuert;

143; ;     dessen Ochsenjunge; ; 2 Gr. L.

144; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

145; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

146; ; Andreas Wundke; Auszugsmann arm;

147; 42; Gottfried Wolf; steuert;

148; ;     dessen Magdt; ; 4 Gr. L.

149; 43; Gottlieb Weiche; steuert;

150; ;     Magdt; ; 2 Gr. L.

151; ;     Kuhmädel; ; 2 Gr. L.

152; 44; David Heinrich Hänisch; steuert;

153; ;     dessen Ochsenjunge; ; 2 Gr. L.

154; 45; Joh. Heinrich Müller; steuert;

155; ;     dessen Knecht; ; 8 Gr. L.

156; ;     Ochsenjunge; ; 2 Gr. L.

157; ;     Magdt; ; 4 Gr. L.

158; ; Christoph Krause; Hausmann;

; ; ; ;

; ; II. Die Gärtner; ;

159; 1; Gottlieb Schmidt; steuert;

160; 2; Erdmann Schulze; steuert;

161; ; Gottfried Schulze; Auszugsmann und ganz verarmt;

162; 3; Heinrich Schmidt; steuert;

163; 4; Gottlieb Kräske; steuert; Musicant

164; ; Georg Heinze; Hausmann ist ganz verarmt und kann nichts verdienen;

165; 5; Andreas Wolf; steuert;

166; 6; Gottlieb Konrad; steuert;

167; 7; Heinrich Flöter; steuert;

168; ; Gottfried Jäckel; Auszugsmann ist arm und kann nicht verdienen;

169; 8; Gottfried Liersam; steuert;

170; 9; Heinrich Thomas; steuert; Musicant

171; 10; Christian Walter; steuert;

172; 11; Gottlieb Tzschiesang; steuert;

173; ; Andreas Tzschiesang; ist ganz verarmt;

174; 12; Andreas Schulze; steuert;

175; 13; George Jänsch; steuert;

176; ; George Jänsch; Auszugsmann ist ganz verarmt und kann nichts verdienen;

177; 14; David Heinrich Werner; steuert;

178; 15; Gottlieb Müller; steuert; Musicant

179; 16; George Müller; steuert;

180; ; George Müller; Auszugsmann ist arm und kann nichts verdienen;

181; 17; Gottfried Weiche; steuert;

182; 18; Gottfried Merksch; steuert;

183; ; Friedrich Merksch; Auszugsmann ist ganz verarmt;

184; 19; Andreas Bogisch; steuert;

; ; B: Gottfried Müller; der hier folgte hat eine steuer-bare Nahrung angenommen

185; 20; Andreas Woith; steuert;

186; ; George Heinze; Auszugsmann ist ganz verarmt und alt;

187; 21; Erdmann Werner; steuert;

188; 22; George Hänsel; steuert;

189; 23; George Tauchert; steuert;

190; 24; Christoph Pfitzmann; steuert;

191; 25; Erdmann Heinze; steuert;

192; 26; Erdmann Arnhold; steuert;

193; 27; Heinrich Neumann; steuert;

194; 28; Gottlieb Heinze; steuert;

195; 29; Andreas Schulze; steuert;

196; 30; Andreas Muntzke; steuert;

197; ; Anna Maria Muntzke; Auszugsweib ist nothorisch arm und lebt von Wohlthaten;

198; 31; Daniel Rädel; steuert;

199; 32; George Schulze; steuert;

200; 33; Heinrich Sandmann; steuert;

201; ; Gottfried Sandmann; Auszugsmann ist ganz arm;

202; 34; George Müller; steuert;

203; 35; Gottlieb Spielberg; steuert;

204; ; Gottfried Spielberg; ist sehr arm;

; ; ; ;

; ; III. Die Häusler; ;

205; 1; Andreas Müller; steuert;

206; ; Christian Müller; ist verarmt;

207; 2; Gottlieb Schulze; steuert; Garnhändler

208; 3; Gottfried Gärtner; steuert;

209; ; Christian Gärtner;  Auszugsmann ist arm;

210; 4; Gottfried Neumann; steuert;

211; 5; Gottfried Zimmer; steuert;

; ; Gottfried Siegmund; der hier folgte ist im Febr. a.c. gestorben;

212; 6; Gottlieb Heinze; steuert;

213; ; Heinrich Tzschaiher;  Auszugsmann ist arm;

214; 7; Gottfried Müller; steuert;

215; 8; Gottfried Müller; steuert;

216; 9; Gottfried Otte; steuert;

217; ; Gottfried Otte; Auszugsmann ist nothorisch arm und lebt von Wohlthaten;

218; 10./11.; Gottlieb Otte; steuert;

219; 12; Gottlieb Weinert; steuert;

220; 13; Juditta Schulzen; Auszugsweib ist sehr arm;

221; 14; George Hänsch; steuert;

222; 15; Gottlieb Heinze; steuert;

223; 16/17; Gottfried Wolff; steuert;

224; 18; Gottfried Heinze; steuert;

225; ; George Heinze; Auszugsmann; der hier folgte ist im März a.c. gestorben

226; 19; Gottlob Schulzes Wittwe; steuert;

227; 20; Heinrich Schulze; steuert;

228; 21; Gottfried Siegmund; steuert;

229; 22; Gottfried Kreske; steuert; Musicant

230; ; Andreas Kreske; Auszugsmann ist arm;

; 23;      VACAT; ;

231; 24; Benjamin Freund; steuert;

232; 25; Gottlieb Schulze; steuert;

; 26;      VACAT; ;

233; 27; Gottlob Schulze; steuert;

234; 28; Gottlieb Schneider; steuert;

235; 29; Gottfried Hoffmann; steuert;

236; ; George Schulze; ist nothorisch arm und lebt von Wohlthaten;

237; 30; Gottfried Leidloff; steuert; Garnhändler

238; 31; George Flöter; steuert;

239; 32; Martin Schneider; steuert;

240; 33; Friedrich Schulze; steuert;

241; 34; Friedrich Berthold; steuert;

242; 35/36; Daniel Schulze; steuert; Schwein-händler

243; 37; Gottfried Heinze; steuert;

244; 38; Gottlieb Wolff; steuert;

245; 39/40; Gottlob Walter; steuert;

; 41/42;    VACAT ; ;

246; 43; Gottfried Schulze; steuert;

247; 44; Gottlob Schulze; steuert;

248; 45; Gottfried Jährig; steuert;

249; 46; Gottfried Schulze; steuert;

250; 47; Andreas Vogel; steuert;

251; 48; Gottfried Heinze; steuert;

252; 49; George Kloß; steuert;

; 50;      VACAT; ;

253; 51; Gottfried Klein; steuert;

254; 52; Gottlieb Scheller; steuert;

255; 53; George Gärtners Wittwe; ist die Gerichts- und Gemeinde Bestellerin; und ihrer vielen Dienste wegen mehr beschwert als mit Steuer sie es seyn kann

256; 54; Andreas Hoffmann; steuert;

257; 55; Gottlieb Bogisch; steuert;

258; 56; Andreas Schmidt; steuert;

259; 57; Heinrich Heinze; steuert;

260; ; Gottfried Hoffmann; Auszugsmann lebt von Wohlthaten;

261; ; George Liersam; Hausmann;

262; 58; Gottlieb Müller; steuert; Schwein-Händler

263; 59; George Schmidts Wittwe; steuert;

; ; ; ;

; ; Freybüdner; ;

264; ; Christoph Nutzschke; ;

265; ; August Werner; ; Schwein-Händler

; ;      derselbe vom steuerfreien Hause; ;

266; ; Friedrich Werner; ;

267; ; Gottfried Späte; ;

268; ; Joh. George Heinze; ist der Verpfleger armer Kranken;

269; ; George Weinert; ist nothorisch arm und kann nichts geben;

270; ; Christian Schmidts Wittwe; eben so nothorisch arm;

271; ; Gottfried Wolf; ;

272; ; Gottlieb Müller; ist 15 Jahr Soldat gewesen hat seinen Freyschein;

273; ; Carl Gottlob Kräher; Schmidt  (Schmied); vom Hause

; ; ; als Schmidt;

274; ; Gottlieb Hänsch; Erbschankwirth so von der Herrschaft das Bier nimmt; vom Bierschank

; ;      Bank; Backen und Schlachten welches sehr wenig betrieben;

; ;      derselbe vom steuerfreyen Hause; ;

275; ; Andreas Schubert; Windmüller hat zwey Gänge auf Zeitpacht ohne Anhänge;

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Reinswalde - Gewerbs- und Einkommensteuer per 29. Oct. 1812

lfd. Nr. Nr. des Hauses   Namen der Eigentümer                  ist befreyt            gibt den Betrag von   Anmerkung

1                          Schmeil, Gottlieb Heinrich, Pastor                                       Von der Pfarthey        

2                              dessen Knecht                                                               8. Gr. Lohn                 

3                              Ochsenjunge                                                                 4 Gr. L.                      

4                              Köchin                                                                          4 Gr. L.                      

5                              Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

6                          Jäserich, Joh. George, der Schullehrer ist gestorben                                                             

7         1               Schmidt, Ferdinand, Lehnschulz              steuert                                                   

8                              dessen Groß-Knecht                                                      10 Gr. L.                     

9                              Mittel-Knecht                                                                 6 Gr. L.                      

10                            Pferde-Knecht                                                                                                  Ist entlaufen

                           B: Die übrigen in der Schölzerei sind Zwang-Gesinde                                                            

11                        Kresse, Gottfried, Schäfer                      20 St. Schafe                                        

                           B: Das hiesige Bäcker=Haus steht noch unbewohnt leer                                                        

                           I. Die Bauern                                                                                                       

12       2               Liersam, Gottlieb                                    steuert                                                   

13                            die Magdt                                                                      4 Gr. L.                      

14       3               Joh. Heinrich Mielisch                             steuert                                                   

15                            dessen Hausmann Gottlieb Gierke                                                                   

16       4               Andreas Jäckel                                       steuert                                                   

                                                                                                                    Latus/Transport          

17       5               Erdmann Flöter                                       steuert                                                   

18                            dessen Ochsenjunge                                                      2 Gr. L.                      

19                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

20                        Heinrich Flöter, Auszugsmann                                                                              

21       6               Erdmann Hänisches Wittwe                     steuert                                                   

22                            derselben Knecht                                                           8 Gr. L.                      

23                            Ochsenjunge                                                                 4 Gr. L.                      

24                            Pferde=Junge                                                                2 Gr. L.                      

25                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

26       7               Daniel Otte                                             steuert                                                   

27       8               Heinrich Müller                                        steuert                                                   

28                            dessen Knecht                                                               8 Gr. L.                      

29                            Ochsen=Junge                                                              2 Gr. L.                      

30                            Pferde=Junge                                                                2 Gr. L.                      

31                            Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

32                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

33       9               Gottfried Gärtner                                    steuert                                                   

34                            dessen Magdt                                                               4 Gr. L.                      

35                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

36                        George Weigelt, Hausmann                                                                                  arm

37       10             Johann Gottfried Heinze                          steuert                                                   

38                            dessen Ochsen=Junge                                                   2 Gr. L.                      

39                            Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

40                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

41       11             Gottfried Heinze                                     steuert                                                   

42                            dessen Knecht                                                               6 Gr. L.                      

43                            Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

44                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

45                        Gottfried Heinze, Auszugsmann                                                                            

                                                                                                                    Latus/Transport          

46       12             Andreas Hänisch                                    steuert                                                   

47                            dessen Knecht                                                                                                 ist entlaufen

48                            Ochsen=Junge                                                              2 Gr. L.                      

49                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

50       13             Heinrich Hänisch                                     steuert                                                   

51                            dessen Knecht                                                               8 Gr. L.                      

52                            Ochsen=Junge                                                              2 Gr. L.                      

53                            Pferde=Junge                                                                2 Gr. L.                      

54                            Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

55                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

56       14/15         Gottfried Weinert                                    steuert                                                   

57                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

58       16             Samuel Müller                                         steuert                                                   

59                            dessen Knecht                                                               8 Gr. L.                      

60                            Ochsenjunge                                                                 2 Gr. L.                      

61                            Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

62                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

63       17             Christian Schulze                                    steuert                                                   

64                            dessen Ochsenjunge                                                      2 Gr. L.                      

65       18             Gottfried Werner                                     steuert                                                   

66                            dessen Ochsenjunge                                                      4 Gr. L.                      

67       19             Gottfried Wolff                                       steuert                                                   

68                            dessen Ochsenjunge                                                      2 Gr. L.                      

69                            Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

70                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

                                                                                                                    Latus/Transport          

71       20             Johann George Neumann                        steuert                                                   

72                            dessen Knecht                                                               8 Gr. L.                      

73                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

74       21/22         Friedrich Schulze                                    steuert                                                   

75                            dessen Knecht                                                                                                 ist Soldat geworden

76                            Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

77                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

78       23             George Pfitzmann                                   steuert                                                   

79       24             Friedrich Wundkes Wittwe (vorher "Muntzke"?)                     steuert                                        

80                            derselben Ochsenjunge                                                  4 Gr. L.                      

81                            Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

82                        Anna Dorothea Wundke, Auszugsweib                                                                 

83                        Gottfried Mielisch, Hausmann                                                                               zwölf Jahr gedienter Soldat

84       25             Gottlieb Hübner                                      steuert                                                   

85                        Adam Hübner, Auszugsmann, ist im Aug. a.c. gestorben                                                        verstorben

86       26             Gottfried Wolff                                       steuert                                                   

87                            dessen Knecht                                                               8 Gr. L.                      

88                            Ochsenjunge                                                                 2 Gr. L.                      

89                            Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

90                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

91                        Andreas Wolff, Auszugsmann                                                                              

92       27             Andreas Bräuniger                                  steuert                                                   

93                            Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

94       28             Erdmann Heinze                                     steuert                                                   

95                            dessen Knecht                                                               6 Gr. L.                      

96                            Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

97                        Heinrich Merkwirth, Hausmann                                                                              

                                                                                                                    Latus/Transport          

98       29             George Lämpel                                       steuert                                                   

99                            dessen Ochsenjunge                                                      2 Gr. L.                      

100                          Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

101     30             George Berthold                                     steuert                                                   

102                          dessen Ochsen Junge                                                    2 Gr. L.                      

103                          Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

104                      Gottlieb Großmann, Hausmann                                                                            

105     31             Gottfried Lämpel                                    steuert                                                   

106                          dessen Knecht                                                               6 Gr. L.                      

107                          Ochsen=Junge                                                              2 Gr. L.                      

108                          Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

109                      Juditta Wolff, Auszugsweib                                                                                 

110     32             Gottlieb Munske                                     steuert                                                   

111     33             Andreas Sandtmann                               steuert                                                   

112                          dessen Kuhmädel                                                          2 Gr. L.                      

113     34             Gottfried Müller                                      steuert                                                   

114                          dessen Knecht                                                               8 Gr. L.                      

115                          Ochsen Junge                                                               2 Gr. L.                      

116                          Großmagdt                                                                    4 Gr. L.                      

117                          Kleinmagdt                                                                    2 Gr. L.                      

118                          Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

119                      Gottlieb Melchior, Schäfer                       20 Stück Schafe                                    

120                      Gottfried Heinze, Hausmann                                                                                

121     35             Joh. Gottfried Heinze                              steuert                                                   

122                          dessen Knecht                                                                                                 ist Soldat geworden

123                          Magdt                                                                           2 Gr. L.                      

124                          Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

125     36             Heinrich Schulze                                     steuert                                                   

126                          dessen Knecht                                                               6 Gr. L.                      

127                          Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

128                      Maria Elisabeth Schulzen, Auszugsweib                                                               

129     37             Erdmann Heinze                                     steuert                                                   

130                          Klein=Knecht                                                                 4 Gr. L.                      

131                          Ochsen Junge                                                               2 Gr. L.                      

132                          Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

133                      Gottfried Heinze, Auszugsmann                                                                           

                                                                                                                    Latus/Transport          

134     38             Andreas Wolf                                         steuert                                                   

135                          die Magdt                                                                      4 Gr. L.                      

136                          Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                       ist gestorben

137     39             Daniel Lorenz                                         steuert                                                   

138     40             Erdmann Wolff                                       steuert                                                   

139                          Ochsenjunge                                                                 2 Gr. L.                      

140                          Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

141                          Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

142     41             Gottfried Pfitzmann                                steuert                                                   

143                          dessen Ochsenjunge                                                      2 Gr. L.                      

144                          Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

145                          Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

146                      Andreas Wundke, Auszugsmann arm                                                                   

147     42             Gottfried Wolf                                        steuert                                                   

148                          dessen Magdt                                                               4 Gr. L.                      

149     43             Gottlieb Weiche                                      steuert                                                   

150                          Magdt                                                                           2 Gr. L.                      

151                          Kuhmädel                                                                      2 Gr. L.                      

152     44             David Heinrich Hänisch                           steuert                                                   

153                          dessen Ochsenjunge                                                      2 Gr. L.                      

154     45             Joh. Heinrich Müller                                steuert                                                   

155                          dessen Knecht                                                               8 Gr. L.                      

156                          Ochsenjunge                                                                 2 Gr. L.                      

157                          Magdt                                                                           4 Gr. L.                      

158                      Christoph Krause, Hausmann                                                                               

                           II. Die Gärtner                                                                                                      

159     1               Gottlieb Schmidt                                    steuert                                                   

160     2               Erdmann Schulze (in Liste steht Gottfried Schulze)              steuert                                        

161                      Gottfried Schulze, Auszugsmann und ganz verarmt                                                               

162     3               Heinrich Schmidt                                    steuert                                                   

                                                                                                                    Latus/Transport          

163     4               Gottlieb Kräske                                      steuert                 Musicant                    

164                      Georg Heinze, Auszugsmann ist sehr arm                                                                             

165     5               Andreas Wolf                                         steuert                                                   

166     6               Gottlieb Konrad                                      steuert                                                   

167     7               Heinrich Flöter                                        steuert                                                   

168                      Gottfried Jäckel, Auszugsmann ist ganz verarmt                                                                   

169     8               Gottfried Liersam                                    steuert                                                   

170     9               Heinrich Thomas                                     steuert                 Musicant                    

171     10             Christian Walter                                      steuert                                                   

172     11             Gottlieb Tzschiesang                              steuert                                                   

173                      Andreas Tzschiesang, Auszugsmann ist sehr arm                                                                  

174     12             Andreas Schulze                                     steuert                                                   

175     13             George Jänsch                                       steuert                                                   

176                      George Jänsch, Auszugsmann ist arm                                                                  

177     14             David Heinrich Werner                             steuert                                                   

178     15             Gottlieb Müller                                        steuert                 Musicant                    

179     16             George Müller                                         steuert                                                   

180                      George Müller, Auszugsmann arm                                                                        

181     17             Gottfried Weiche                                    steuert                                                   

182     18             Gottfried Merksch                                   steuert                                                   

183                      Friedrich Merksch, Auszugsmann armt                                                                 

184     19             Andreas Bogisch                                    steuert                                                   

                           B: Gottfried Müller, der hier folgte, hat eine steuerbare Nahrung angenommen                                  

185     20             Andreas Woith                                        steuert                                                   

186                      George Heinze, Auszugsmann                                                                             

187     21             Erdmann Werner                                     steuert                                                   

188     22             George Hänsel                                       steuert                                                   

189     23             George Tauchert                                     steuert                                                   

190     24             Christoph Pfitzmann                               steuert                                                   

191     25             Erdmann Heinze                                     steuert                                                   

192     26             Erdmann Arnhold                                    steuert                                                   

                                                                                                                    Latus/Transport          

193     27             Heinrich Neumann                                   steuert                                                   

194     28             Gottlieb Heinze                                       steuert                                                   

195     29             Andreas Schulze                                     steuert                                                   

                           Andreas Muntzke                                                                                                 er wird namentlich nicht mehr aufgeführt

196     30             Andreas Muntzkes Auszugsweib ist ganz verarmt und lebt von Wohlthaten                                       

                           Anna Maria Muntzke, Auszugsweib ist nothorisch arm und lebt von Wohlthaten       sie wird namentlich nicht aufgeführt

197     31             Daniel Rädel                                           steuert                                                   

198     32             George Schulze                                      steuert                                                   

199     33             Heinrich Sandtmann                                steuert                                                   

200                      Gottfried Sandtmann, Auszugsmann ist sehr arm                                                                  

201     34             George Müller                                         steuert                                                   

202     35             Gottlieb Spielberg                                  steuert                                                   

203                      Gottfried Spielberg, Auszugsmann ist arm                                                                            

                           III. Die Häusler                                                                                                     

205     1               Andreas Müller                                       steuert                                                   

206                      Christian Müller, Auszugsmann ist arm                                                                  

207     2               Gottlieb Schulze                                     steuert                 Garnhändler                

208     3               Gottfried Gärtner                                    steuert                                                   

209                      Christian Gärtner, Auszugsmann ist arm                                                                

210     4               Gottfried Neumann                                 steuert                                                   

                           Gottfried Siegmund, der hier folgte ist im Febr. a.c. gestorben                                                        

211     5               Gottfried Zimmer                                    steuert                                                   

212     6               Gottlieb Heinze                                       steuert                                                   

213                      Heinrich Tzschaiher (Tzschacher), Auszugsmann arm                                                             

214     7               Gottfried Müller                                      steuert                                                   

215     8               Gottfried Müller                                      steuert                                                   

216     9               Gottfried Otte                                         steuert                                                   

217                      Gottfried Otte, Auszugsmann ist nothorisch arm und lebt von Wohlthaten                                        

                                                                                                                    Latus/Transport          

218     10./11.       Gottlieb Otte                                          steuert                                                   

219     12             Gottlieb Weinert                                      steuert                                                   

220     13             Juditta Schulzen, Auszugsweib arm                                                                      

221     14             George Hänisch                                      steuert                                                   

222     15             Gottlieb Heinze                                       steuert                                                   

223     16/17         Gottfried Wolff                                       steuert                                                   

225                      George Heinze, Auszugsmann, der hier folgte ist im März a.c. gestorben                                         

224     18             Gottfried Heinze                                     steuert                                                   

226     19             Gottlob Schulzes Wittwe                         steuert                                                   

227     20             Heinrich Schulze                                     steuert                                                   

228     21             Gottfried Siegmund                                steuert                                                   

229     22             Gottfried Kreske                                     steuert                 Musicant                    

230                      Andreas Kreske, Auszugsmann arm                                                                     

           23                  VACAT                                                                                                          

231     24             Benjamin Freund                                     steuert                                                   

232     25             Gottlieb Schulze                                     steuert                                                   

           26                  VACAT                                                                                                          

233     27             Gottlob Schulze                                      steuert                                                   

234     28             Gottlieb Schneider                                  steuert                                                   

235     29             Gottfried Hoffmann                                steuert                                                   

236                      George Schulze, Auszugsmann                                                              lebt von Wohlthaten

237     30             Gottfried Leidloff                                    steuert                 Garnhändler                

238     31             George Flöter                                         steuert                                                   

239     32             Martin Schneider                                     steuert                                                   

240     33             Gottlob Schulze (vorher: Friedrich Schulze)                         steuert                                        

241     34             Friedrich Berthold                                   steuert                                                   

242     35/36         Daniel Schulze                                        steuert                 Schwein-händler  gibt seinen Handel auf wegen der vielen Abgaben

                                                                                                                    Latus/Transport          

243     37             Gottfried Heinze                                     steuert                                                   

244     38             Gottlieb Wolff                                        steuert                                                   

245     39/40         Gottlob Walter                                        steuert                                                   

           41/42            VACAT                                                                                                            

246     43             Gottfried Schulze                                    steuert                                                   

247     44             Gottlob Schulze                                      steuert                                                   

248     45             Gottfried Jährig                                      steuert                                                   

249     46             Gottfried Schulze                                    steuert                                                   

250     47             Andreas Vogel                                       steuert                                                   

251     48             Gottfried Heinze                                     steuert                                                   

252     49             George Kloß                                          steuert                                                   

           50                  VACAT                                                                                                          

253     51             Gottfried Klein                                        steuert                                                   

254     52             Gottlieb Scheller                                     steuert                                                   

255     53             George Gärtners Wittwe                          ist die Gerichts- und Gemeinde Bestellerin, und ihrer vielen Dienste wegen mehr beschwert als mit Steuer und ist nothorisch arm.

256     54             Andreas Hoffmann                                 steuert                                                   

257     55             Gottlieb Bogisch                                    steuert                                                   

258     56             Andreas Schmidt                                    steuert                                                   

259     57             Heinrich Heinze                                       steuert                                                   

260                      Gottfried Hoffmann, Auszugsmann lebt von Wohlthaten                                                        

261                      George Liersam, Hausmann                                                                                 

262     58             Gottlieb Müller                                        steuert                 Schwein-Händler         

263     59             George Schmidts Wittwe                         steuert                                                   

                                                                                                                    Latus/Transport          

                           Freybüdner                                                                                                         

264                      Christoph Nutzschke                                                                                           

265                      August Werner, vom steuerfreien Hause   gibt ebenfalls seinen Schweinhandel wegen der vielen Abgaben auf

                                derselbe als Schweinhändler                                                                           

266                      Friedrich Werner                                                                                                  

267                      Gottfried Späte                                                                                                   

268                      Joh. George Heinze                                ist der Verpfleger armer Kranken und ist deshalb mit nichts zu belegen

269                      George Weinert, ist ganz verarmt                                                                         

270                      Christian Schmidts Wittwe, ist eben so verarmt                                                                     

271                      Gottfried Wolf                                                                                                     

272                      Gottlieb Müller                                                                                     ist 15 Jahr Soldat gewesen

273                      Carl Gottlob Kräher, Schmidt  (Schmied)  vom Hause                                            

                                                                                         als Schmidt                                           

274                      Gottlieb Hänsch, Erbschankwirth so von der Herrschaft das Bier nimmt                  vom Bierschank             

                                Bank, Backen und Schlachten das hier nur sehr wenig betrieben wird                                          

                                derselbe vom steuerfreyen Hause                                                                   

275                      Andreas Schubert, Windmüller hat zwey Gänge auf Zeitpacht ohne Anhänge                                    

                                                                                                                    Summa                      

 

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Hausnamen in Reinswalde - Hauptname, Zusatzname oder nur Ersatz?
von Reinhard Steinke, Jever
1. Teil – erschienen im Reinswalder Jahr Nr. 23 vom Juni 2012

Hervorragendes Beispiel für im Volksmund gebräuchliche Zusatznamen, die zur Unterscheidung von Personen, Ländereien oder auch Ortsteile, Plätze und Wege unbedingt notwendig sind, ist die Namensgebung. Ober-Dorf, Mittel-Dorf und Nieder-Dorf sind solche Namen, die uns helfen, sich im Dorf besser zu orientieren. Im dörflichen Sprachgebrauch von Reinswalde werden diese Begriffe auch genutzt, obwohl es im Gegensatz zu Benau keine offizielle Unterscheidung von Ober- und Unterdorf gibt. Aber Zusatznamen für Hofstellen in Reinswalde gibt es in großer Zahl und ich will versuchen, diese Namensvielfalt zu erläutern.

Doch vorher noch ein kleiner Hinweis:
Bis etwa 1813 wurde nach Bauern (B), Gärtner (G) und Häusler (H) unterschieden, später wurden mit Freibüdner die Stände ergänzt. Danach 1814 bis etwa 1930 wurden die Häuser nummeriert. In Reinswalde beginnend mit der Kirche als Haus-Nr. 1 wurde die Bezifferung auf einer Straßenseite bis zur Gemeindegrenze fortgesetzt. Die Zahlenreihe setzte sich auf der anderen Seite fort und führte zurück in die Dorfmitte. Durch Neubauten und Abrisse wurde das Ganze unübersichtlich und ab ca. 1930 erhielt dann Reinswalde eine Straßenbezeichnungen.

In dieser Arbeit habe ich mehrfach das Hypothekenbuch von Reinswalde erwähnt. An dieser Stelle geht mein Dank an meinen familienkundlichen Freund Herbert W. in Dresden, der mir selbstlos seine erforschten Unterlagen über Reinswalde zur Verfügung stellte. Das ist nicht selbstverständlich und ich weiß dieses Entgegenkommen sehr zu schätzen.

Beginnen will ich direkt am Ortseingang von Reinswalde und treffe auf das erste Gebäude, gleich auf der linken Straßenseite von Waltersdorf kommend.

Ende-Hänisch
Dorfstraße 1 (= Haus-Nr. 41 = B 13)
Warum "Ende-Hänisch" wird ein Fremder fragen, liegt der Hof von "Ende-Hänisch" doch am Dorfeingang von Reinswalde. Nun, die Antwort ist einfach: Nach alter 'Sitte' begann die Zählung immer von der Dorfmitte her. In diesem Fall stand der Hof am Ende des Dorfes nahe der Grenze zu Waltersdorf, daher der Name "Ende-Hänisch".
Bereits seit 1686 ist die Familie Hänisch auf diesem Bauernhof nachgewiesen. Zu den letzten Bewohnern gehörte Berta Hänisch, geb. Schölzke, sie starb im März 1967. Sie war lange Witwe, denn ihr Mann Gustav Reinhold ist nach 1928/30 aber wohl vor 1938 verstorben, bei den letztgenannten Jahreszahlen handelt es sich um ein Einwohnerbuch und das Adressbuch von Reinswalde. Zwei Söhne sind uns bekannt, Kurt Hänisch war verheiratet und starb bereits 1996. Doch über Willi liegen uns keine weiteren Angaben vor.
Leider steht das alte Wohngebäude nicht mehr, nur das Gedingehaus des Bauernhofes ist - nun als Wohnhaus - erhalten geblieben und macht einen gepflegten Eindruck.
Zum besseren Verständnis soll an dieser Stelle sofort das "dörfliche Gegenstück" folgen, denn gleiches gilt auch für das andere Ende des Dorfes. Hier – also im Osten – liegt der Hof von "Ende-Müller".

Ende-Müller
Dorfstraße 91 (= Haus-Nr. 111 = B 34)
Allerdings wird erst 1801 mit dem Kauf dieser Länderei ein Gottfried Müller Eigentümer, ihm gehören mit B 21/22 und B 41 weitere Bauernhöfe, die er allerdings wieder verkauft hat. Letzter Besitzer ist Karl Wolf, er hatte 1925/26 das einzige Telefon im Dorf – Benau 11. Seine Tochter Ella Müller heiratet Bruno Heinrich aus Friedersdorf und lebten ebenfalls auf dem Hof "Ende-Müller", während Tochter Toni Müller mit einem Lehrer in Cottbus verheiratet war. Die Geschichte dieses Grundstücks endet durch die Kriegseinwirkungen 1945.
Doch kehren wir nach kurzem Ausflug zur anderen Seite des Dorfes an die Gemeindegrenze zu Waltersdorf zurück.

Wiesen-Otte
Dorfstraße 188 (= Haus-Nr. 42 = G 10)
Der Name "Wiesen-Otte" ist den Reinswaldern durch Aronette, geb. Ahlendorf bis in die jüngste Vergangenheit ein Begriff und wir erinnern uns gerne an sie, die in 1. Ehe mit dem Straßenwärter Paul Otte verheiratet war. Zwei Kinder dieser Ehe, Reinhard und Sophie leben heute noch mit ihren Familien in der Umgebung von Złotnik/Reinswalde. Aronette ist nach dem Krieg mit ihren beiden Kindern in Reinswalde geblieben und hat nach dem Tod von Paul mit Eduard Juchacz die Ehe geschlossen. Das gemeinsame Kind Helena führte später jahrelang im Anwesen von Gruhn/Stahn, Dorfstraße 163, das Lebensmittelgeschäft in Złotnik/Reinswalde.
Durch Eheschließung um 1870 von Johann Traugott Otte mit Johanna Ernestine Wiesner gelangte der Name "Otte" auf die Gärtnernahrung und erhielt wohl durch "Wiesner-Otte" im Laufe der Jahre die Bezeichnung "Wiesen-Otte". In der Besitzerfolge läßt sich dieses Haus über die Familien Wiesner, Walter und Gärtner bis 1737 zurück verfolgen.

Bauer-Weinert
Dorfstraße 187 (= Haus-Nr. 43 = B 14 und B 15)
Hier verrät der Name "Bauer-Weinert" bereits die Bedeutung. Das alteingesessene Bauerngeschlecht in Reinswalde läßt sich in den 'Weinert'-Vorfahren bis Dezember 1765 mit Christoph Weinert nachweisen. Diese Angaben wären aber nicht vollständig, wenn die Bauern Christoph Wundke, mehrfach genannt von 1715 bis 1737 und Andreas Cunrad, ebenfalls mehrfach genannt von März 1676 bis 1686, nicht aufgeführt würden.

Schimmel-Bauer – Dragoner-Wolf
Dorfstraße 186 (= Haus-Nr. 44 = H 15)
Diese Erklärung fällt nicht leicht. Es ist unbekannt, wie dieser Hof zu den Namen "Schimmel-Bauer" oder auch "Dragoner-Wolf" kommt. Einmal bietet sich an, daß ein Wolf-Vorfahre einen oder mehrere Schimmel in seinem Besitz hat oder hatte. Eine zweite Möglichkeit ergibt sich aus dem Wort Dragoner, war etwa ein Vorfahr Soldat bei den Dragonern? Leider wissen wir es nicht und es geht auch nicht aus der Besitzerfolge hervor. Diese beginnt bereits 1715 mit David Schober, wird fortgesetzt durch Einheirat mit mehreren Heinze-Generationen zwischen 1784 und 1875 und endet 1910 mit Gottlieb Wolf, dem Vater von Paul Wolf.

2. Teil – erschienen im Reinswalder Jahr Nr. 24 vom Dezember 2012

Begonnen hatte ich beim letzten Mal von Waltersdorf kommend direkt am Ortseingang von Reinswalde und werde nun in der Reihenfolge der Nummerierung rechts und links der Dorfstraße fortfahren.

Stellmacher-Weinert
Dorfstraße 3 (= Haus-Nr. 54 = H 20)
Ganz eindeutig ist die Bezeichnung "Stellmacher-Weinert". In zwei Generationen betreiben ab 1888 Vater August Weinert und ab 1924 Sohn Martin den Beruf des Stellmachers. Beide werden im Adressbuch von 1938 als Stellmachermeister notiert.
Im Hypothekenbuch für dieses Grundstück werden die Eigentümer bis 1686 genannt, und bis 1857 bleibt es in einer Familie namens "Schulze". Danach werden in kurzen Episoden 1875 Johann Gottlieb Heinze, 1882 Gottlieb Jurke aus Waltersdorf und 1884 Ehefrau Johanne Ernestine Jurke, geb. Rutte genannt.

Mittel-Wundke
Dorfstraße 4 (= Haus-Nr. 38 = B 12)
Der Name "Mittel-Wundke" war zunächst nicht eindeutig zu klären; es war nicht ersichtlich, wie "Mittel" abgeleitet wird. Um das Wort "Mittel" mit "aus (oder in) der Mitte des Dorfes" zu erklären, liegt der Hof doch ziemlich am westlichen Rand von Reinswalde. Erst ein Gespräch mit Klaus Winkler brachte die logische Bestimmung. In Waltersdorf gibt es einen Hof "Wundke" und in Reinswalde finden wir im Mitteldorf nahe der evangelischen Kirche auch einen "Wundke", besser bekannt als "Wall-Wundke".
In der Mitte zwischen diesen beiden lebt die Reinswalder Familie von August Wundke, die dann im Volksmund "Mittel-Wundke" genannt wird. Wo diese ihren Ursprung findet ist uns leider verborgen geblieben, wir wissen aber, daß "Wall-Wundke", bis 1853 einziger Wundke in Reinswalde war.
Seit mindestens 1804 wird dieser Hof von der Familie des Andreas Hänisch bewirtschaftet. Möglicherweise hat Johann Gottlieb Wundke um 1850 in diesen Hof eingeheiratet, der dann über Traugott und August Wundke zum letzten Besitzer August Wundke führt.
Seit 1686 ist die Besitzerfolge für dieses Anwesen zu belegen. Nach Christoph Kaulver (1686) und Christoph Müller (1715) beginnt um 1720 mit George Krause eine fast hundertjährige Krause-Ära, die mit der Heirat von Eva-Maria Krause und Andreas Hänisch nach 1840 endet.

Reich-Weinert
Dorfstraße 5 (= Haus-Nr. 36 = G 9)
Auch bei diesem Namen kann ich nur spekulieren. Abzuleiten wäre "Reich" aus einem Namen oder auch aus finanziellen Gründen. Aber für beides gibt es keine Hinweise. Dieser Hof liegt zwischen "Mittel-Wundke" (s. o.) und "Straßen-Otte" (folgt hiernach), dazwischen liegen allerdings noch die Anwesen von Willi Drechsler und Max Pfitzmann.
Sehr interessant ist hier die Eigentümerfolge. Ernst Weinert heiratet die Kriegerwitwe Marta Otte, geb. Winderlich. Ihr 1914 im 1. Weltkrieg gefallener 1. Ehemann Hermann Otte war ein Sohn des im Hypothekenbuch von 1840 bis 1866 genannten Gottfried Otte.
Bis 1715 lassen sich die Familien Thomas und Tzschisantke nachweisen, die Namenwechsel erfolgten jeweils über Einheirat.

Straßen-Otte
Dorfstraße 8
Die Bezeichnung "Straßen-Otte" für Paul Otte ergibt sich aus der Lage des Hauses an der Straße.
Er ist nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter Paul Otte, der als Straßenwärter mit dem Zusatz "Wiesen-Otte" bekannt ist (siehe erste Folge dieser Reihe).
Gehen wir nun etwas weiter, so kommen wir zu

Metsch-Schneider
Dorfstraße 9 (= Haus-Nr. 34 = B 11 mit Dorfstraße 10)
Es ist schon etwas frustrierend, daß ich mit meiner Erläuterung nun schon wieder eine schlechte Erfahrung machen muß. Auch für Metsch kann ich keine Erklärung finden. Ich habe aber etwas über den Namen Metsch gefunden. Nordwestlich von München gibt es eine Landschaft, in der im 19. Jahrhundert der Name Metsch sehr stark vertreten ist. Leider ist eine Verbindung zu Schneider nicht herzustellen.
Mindestens seit 1686 ist dieser Bauernhof im Besitz einer Familie Heinze, doch am 10.2.1854 erwirbt
Johann Friedrich August Tillack vom letzten Besitzer Erdmann Heinze diesen Besitz. Zweimal innerhalb von zwei Jahren wechselt der Eigentümer noch. Zunächst zu dem Vorwerksgärtner Johann Carl Gottlieb Zoellner, aber bereits ein Jahr später kauft Kaufmann Friedrich Erdmann Hürche den gesamten Besitz.
Dieser verkauft 1859 und 1860 viele Parzellen dieses Bauernhofes, zwei weitere Besitzer werden 1860 und 1862 genannt und 1862 kaufte Karl Gottlieb Schneider das Restgut. Im Jahr 1881 erbte Sohn Karl Hermann Schneider auf Grund eines Testaments diesen Besitz.

Radel-Wolf
Dorfstraße 10 (= Haus-Nr. 34 = B 11 mit Dorfstraße 9)
Auch hier wird geraten, es bleibt nur die Möglichkeit des Radfahrens, der diesen Namen treffend erläutert. Von Klaus Winkler erfuhr ich, daß Gustav Wolf möglicherweise immer mit dem Fahrrad zur Kirche gefahren ist, das würde diese Bezeichnung erklären.
Ansonsten ist die Besitzerfolge die gleiche wie bei der Dorfstraße 9.

Korn-Heinze
Dorfstraße 11 (= Haus-Nr. 33 = B10)
Das Raten geht weiter, doch wird vermutlich der Getreideanbau Namensgeber für die Bezeichnung "Korn-Heinze" sein.
Bei dieser Familie läßt sich hervorragend nachvollziehen, wie der Familienbesitz seit 1686 "Hans Heinze Junior" von einer Heinze-Generation an die nächste weitergegeben wurde.


Schmiede-Wolf
Dorfstraße 185 (= Haus-Nr. 46 = B 16)
In diesem Bauernhaus wird es eine Schmiede gegeben haben, sonst ergibt der Name keinen Sinn. Aber auch in der Eigentümerfolge ab 28.7.1680 gibt es keinen Hinweis darauf.
Seit dieser Zeit wechseln sich mehrere "Müller-Generationen" in der Erbfolge ab, bis um 1845 Johanne Ernestine Müller mit Johann Gottlieb Wolf die Ehe eingeht, der in diesen Hof einheiratet.
Bevor wir unsere "Reise" in Richtung Dorfmitte fortsetzen, werde ich noch einige Höfe erwähnen, die im Laufe der Jahrzehnte in die Feldmark ausgesiedelt wurden. Da fällt uns von Waltersdorf kommend als erstes die Landwirtschaft auf von

Internetseite - 1.-3. Teil Karte Reinswalde Waltersdorf bis Benauer Straße West 1940 Feld-Otte - Windmühl-Otte
Ausbauten 1 (= Haus-Nr. 181)
Leider läßt sich die Familie nicht weiter verfolgen. Bekannt ist uns, daß hier Gustav Otte mit seiner Familie lebte. Er wird als Handelsmann und später als Landwirt in den drei uns bekannten Einwohnerverzeichnissen genannt, während Bruder Paul 1928/30 als Chauffeur erwähnt wird. Eltern der beiden sind Traugott Otte und Christiane, geb. Tzschischantke, die ebenfalls hier leben.
Der Zusatzname "Feld-Otte" ergibt sich aus der Lage des Hofes, der etwa 500 m von der Straße entfernt liegt. In einer Kartenzeichnung wird aber auch von "Windmühl-Otte" berichtet und bedeutet, daß hier eine der Windmühlen von Reinswalde zu finden ist.

Feld-Geißler
Ausbauten 3 (= Haus-Nr. 183)
Folgen wir diesem Weg etwa 1500 m, kommen wir zu zwei Aussiedlerhöfen. Einer davon ist der von Paul Geißler, dem Sohn von Ernst Friedrich Adolf Geißler und seiner Frau Johanne Pauline, geb. Wilhelm. Auch hier deute ich den Namen "Feld-Geißler" mit der Lage des Hofes weit draußen in der Feldmark.
Über Paul ist noch zu berichten, daß er nach Rußland verschleppt wurde und dort 1945 verstorben ist. So ist es nachzulesen in: "Einsame Wege – Seit 150 Jahren SELK, 1980, Seite 152".

 

 

Karte Reinswalde West von Waltersdorf bis Benauer Straße für die Teile 1 - 3

3. Teil (Stand: Oktober/Dezember 2012) – erschienen im Reinswalder Jahr Nr. 25 vom Juni 2013

Mit zwei Aussiedlerhöfen endete der zweite Teil. Nun werde ich in der Reihenfolge der Nummerierung der Dorfstraße fortfahren und die Häuser an der Dorfgasse zählen auch dazu.

Müller-Henschke
Dorfstraße 14 (= Haus-Nr. 31 = B 8)
Dieses Anwesen wird allen Reinswaldern bekannt sein. Durch die Eheschließung von Klara Müller, der vermutlich jüngsten von vier Töchtern von Karl Müller, mit Wilhelm Henschke erhielt es seinen zusätzlichen Namen "Müller-Henschke". Klaras Bruder Gotthard Müller ist 1918 im 1. Weltkrieg gefallen, so daß die Erbfolge wohl auf sie überging.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, daß seit 1686 dieser Bauernhof ununterbrochen im Familienbesitz Müller war.

Hengst-Bauer
Dorfstraße 181 (= Haus-Nr. 50 = B 17)
Auch bei diesem Namen kann ich nur spekulieren. Möglich ist der Besitz eines Hengstes, der diesem Hof seinen Zusatznamen gab.
Interessant ist der Hinweis auf die Besitzerfolge. Seit 1778 befindet sich der Hof im Familienbesitz "Schulz", der Name lautete allerdings seit dieser Zeit bis zu Hermann immer "Schulze". Gekauft hatte Schwiegersohn Christian Schulze das Anwesen von seinem Schwiegervater Friedrich Gebhardt, dessen Vorfahren Gebhardt hier bereits seit 1686 nachzuweisen sind.

Kurz-Heinze - Ober-Schaller
Dorfstraße 180 (= Haus-Nr. 52)
Auf der Kartenskizze von Reinswalde wird dieses Grundstück "vordem August Heinze" genannt und bedeutet, daß August Heinze vor Max Schaller als Bewohner/Besitzer gilt. Mit "vordem" ist hier also "vorher" gemeint. Ob unmittelbar vor Schaller läßt sich leider nicht klären, es fehlen entsprechende Hinweise in den Hypothekenbüchern. Die Erklärung "Kurz-Heinze" kann nur auf die Körpergröße von August Heinze hinweisen, denn über Familiennamen "Kurz und Heinze", die auf Einheirat hinweisen könnten, liegen für Schaller und Geißler/Leitloff keine Informationen vor.
Bereits 1925/26 wohnt hier Max Schaller mit seiner Familie und wird auch noch 1938 genannt. Er erhält den Zusatznamen "Ober-Schaller" als Hinweis auf die Lage im Oberdorf, zusätzlich zur weiter bestehenden Bezeichnung "Kurz-Heinze". Ebenfalls wird 1925/26 und 1928/30 in den Einwohnerlisten Ernst Geißler und seine Familie aufgeführt, während 1938 seine Witwe Pauline Geißler, geb. Leitloff in der Dorfstraße 62 (= Haus-Nr. 194) am "Weichs-Weg" wohnt.


Lehmanns-Bergmann
Dorfstraße 179 (= Haus-Nr. 53 = B 18 (Gärtnerei Ahlendorf))
Dieser Bauernhof ist uns bekannt als "Gärtnerei Ahlendorf". Wilhelm Oswald Bergmann verkaufte 1929 sein Anwesen an Gustav Ahlendorf, der die bekannte Gärtnerei in Reinswalde gründete.
Wilhelm Oswald Bergmann stammte aus einer Bauernfamilie in Waltersdorf und zog nach dem Verkauf des Hofes mit seiner Familie nach Nieder-Siegersdorf bei Fraustadt. Er war in zweiter Ehe mit Martha Munske verheiratet. Die erste Ehe mit einer Lehmann-Tochter begründete den Zusatznamen "Lehmanns-Bergmann". Leider ist ihr Vorname nicht bekannt und auch über ihre Eltern habe ich keine Informationen. Allerdings so ganz unbekannt sind Lehmanns dann doch wieder nicht. 1853 wird im Rahmen der "
Schafhütungs-Renten-Ablösung" für Reinswalde der Bauer Johann Daniel Lehmann aus dem Haus-Nr. 53 genannt, vermtl. Vater oder Großvater der unbekannten Lehmann-Tochter. Johann Daniel Lehmann scheint der erste Lehmann auf diesem Hof zu sein, vielleicht eingeheiratet, denn bis mindestens 1840 gehört der Hof Johann Gottlieb Werner und das bereits in der 5. Generation; das Bauerngeschlecht Werner ist seit 1686 auf diesem Anwesen nachzuweisen.

Hofe-Schulz – Gärtner-Schulz
Dorfstraße 175 (= Haus-Nr. 58 = Teil aus B 19)
In diesem aus dem ehemaligen Bauernhof stammenden Gebäude wohnt bereits 1925/26 Paul Schulz mit seiner Familie und dem Zusatznamen "Hofe-Schulz", er betreibt ein Wollwarengeschäft. 1928/30 wird er als Zimmerer und im Adressbuch von 1938 als Arbeiter geführt. "Hofe" leite ich ab aus dem Begriff "Bauernhof" und "Schulz" erklärt sich aus dem Familiennamen.
Die zweite Version "Gärtner-Schulz" läßt sich mit den Familiennamen "Gärtner" und natürlich "Schulz" erklären. Berta Gärtner bewohnt einen Teil des ehemaligen Bauernhofs "B 19" auf der Dorfstraße 177, ein weiteres Gebäude wird von Hermann Lehmann in der Dorfstraße 176 genutzt und alle zusammen werden als "ehemals Rest-Gärtners Gut" bezeichnet, obwohl Hermann Lehmanns Großvater Daniel Lehmann bereits um 1840 diesen Hof bewirtschaftete. "B 19" läßt sich bereits seit 1686 mit den verschiedensten Familien nachweisen.

Rest-Wolf
Dorfstraße 174 (= Haus-Nr. 203)
Als nächstes Gebäude auf dieser Seite an der Dorfgasse liegt das Anwesen von Hermann Wolf und seiner Ehefrau Martha, geb. Kunze. Er ist ein Sohn von Bauer August Wolf, der schon "Rest-Wolf" genannt wird. August Wolfs Bruder Hermann ist verheiratet mit Pauline, geb. Schulz und wird von Paul Borisch ebenfalls als "Rest-Wolf" bezeichnet. Er muß es wissen, denn Hermann und Paulines Tochter Emma verheiratet sich mit Emil Borisch und sind die Eltern von Paul und Kurt Borisch.
Leider läßt sich die Herkunft der Bezeichnung "Rest-Wolf" über die Hypothekenbücher von Reinswalde nicht klären.

Gaß-Wolf
Dorfstraße 23
An der Dorfgasse auf der anderen Straßenseite – jeweils schräg gegenüber und zwischen "Hofe-Schulz" und "Rest-Wolf" (beide siehe oben) gelegen – finden wir das Haus von "Gaß-Wolf". Dieser Name setzt sich zusammen aus der genannten "Gasse" und dem Familiennamen Wolf. Eine Unterscheidung ist bei den vielen Wolf in Reinswalde auch dringend erforderlich gewesen.
Hier wohnt Hermann Wolf mit seiner Familie. Es muß ein Neubau nach 1928/30 sein, denn in der Einwohnerliste dieser Zeit taucht das Haus noch nicht auf. Leider sind uns seine Eltern bisher nicht bekannt geworden. Seine Frau Emma, eine geborene Wolf, ist eine Tochter des Bauern August Wolf, der im Volksmund "Jahns-Wolf" (folgt später) genannt wird.

Schmied-Hänisch
Dorfstraße 18 (ein Neubau nach 1928/30)
Etwa auf gleicher Höhe zur Dorfgasse aber doch in einiger Entfernung südlich von "Hofe-Schulz" liegt an der "Hauptstraße" der nach 1928/30 errichtete Neubau von Schmiedemeister Gustav Hänisch und erklärt ohne wenn und aber den Begriff "Schmied-Hänisch". Als unmittelbarer Nachbar befindet sich in der Dorfstraße 19 die Stellmacherei von Bruno Liersam.

Langnickel-Schober
Dorfstraße 20 (= Haus-Nr. 25)
(vor der Kurve bei der Gemeindeschwester)
Der Name "Langnickel-Schober" erklärt sich auch hier aus den Familiennamen, allerdings ist der Nachweis nicht so einfach zu erbringen. 1938 im Adressbuch wird hier Gerhard Gärtner genannt. Er ist zweiter Ehe mit Elli (Elly) Hoffmann verheiratet. Seine erste Ehe mit Frieda Schober war nur von kurzer Dauer, Frieda ist bereits kurz nach der Hochzeit verstorben.
So haben wir bereits "Schober" als zweiten Teil des Zusatznamen, doch für "Langnickel" kann wieder nur spekuliert werden. 1925/26 wohnt hier die Witwe Langnickel, leider ohne Vornamen und auch der Bürogehilfe Erich Langnickel wird 1925/26 und 1928/30 genannt, vermtl. ein Sohn der genannten Witwe. Der Name Langnickel wird mehrfach um 1880/85 in Reinswalde genannt, u. a. der Bäckermeister Ernst Gustav Langnickel, der später in Waltersdorf lebte und aus Ober-Ullersdorf stammte. Möglich ist also durchaus eine eheliche Verbindung zwischen den Familien Langnickel und Schober, allerdings – denkbar ist ebenfalls, daß sich der Zusatzname aus den Namen der beiden Familien bildet, die hier leben und wohnen.
Über die Bezeichnung "Wiesen-Flöter" (siehe weiter unten) bin ich auf eine interessante Geschichte gestoßen. Der Besitzer des Bauernhofes "B 7 mit der Hypotheken-Nummer 25" Gottlieb Otte hat seinen Hof im Jahr 1817 als Pfand für geliehenes Geld verpfändet, und wie so oft im Leben, ist das wohl nicht gut gegangen. Die Hofstelle wird etwa 20 Jahre später als "Gärtnernahrung" erwähnt und ist uns als "Langnickel-Schober" ein Begriff geworden.

Feld-Wolf
Ausbauten 4 (= Haus-Nr. 157)
Wenn wir den Weg/die Straße an "Langnickel-Schober" vorbei Richtung Süden in die Feldmark gehen, kommen wir nach etwa 600 m zu dem Anwesen Ausbau 5 von Oskar Bullmann. Von hier aus sind es noch einmal ca. 600 m und wir stoßen auf das Gehöft von Hermann Wolf und seiner Ehefrau Selma, geb. Flöter. Korrekterweise heißen beide Hermann Traugott Gerhard und Anna Marie Selma, so sind beide getauft worden. Der Name "Feld-Wolf" ergibt sich auch hier aus der Lage der Landwirtschaft.
Hier wohnte auch die Kriegerwitwe Ernestine Emilie Emma Pfennig, geb. Wolf, Schwester von Hermann Wolf. Ihr Mann Friedrich Wilhelm
Adolf Pfennig fiel am 19.10.1918 - in den letzten Kriegswochen des 1. Weltkrieges. Auch sein Andenken wird auf der Nordseite des in Reinswalde zu Ehren der im 1. Weltkrieg Gefallenen errichteten Kriegerdenkmal bewahrt.
Anzumerken ist noch, daß die Familie Wolf bereits seit 1824 auf diesem Anwesen Haus-Nr. 157 genannt wird.

Uchsstall-Flöter (Ochsstall-Flöter)
Dorfstraße 24 (= Haus-Nr. 151)
Zurück von dem kleinen Ausflug zu "Feld-Wolf" sehen wir an der Einmündung zur Dorfstraße das Gebäude der Faktorei und wenden uns nun nach rechts. Gegenüber dem Transformatorenhaus liegt das Anwesen von August Flöter, richtigerweise Carl Friedrich August, und seiner Frau Pauline, geb. Wolf.
Den Namen "
Uchsstall-Flöter (Ochsstall-Flöter)" leite ich ab von "Ochsenstall", er deutet auf eine Haltung von Ochsen (Rinder) hin, die als Arbeitstiere eingesetzt wurden. "Uchsstall" ist wohl als ein Wort der Reinswalder Mundart zu verstehen.

Wiesen-Wolf – Brück-Wolf
Dorfstraße 25
Parallel zur Dorfgasse im "Oberdorf" verläuft noch ein Weg, an dem u. a. Gustav Jäckel und im Nachbarhaus Gustav Kunze und Emil Bogisch wohnen. Direkt an der Einmündung zur "Hauptstraße" liegt das Anwesen von "Wiesen-Wolf" oder auch "Brück-Wolf". "Brück-Wolf" ergibt sich aus seinem Namen und der Lage an einer Brücke, die über unseren berühmten Dorfbach führt. Gleiches gilt wohl auch für die Bezeichnung "Wiesen-Wolf". Auch hier scheint es sich um einen Neubau nach 1928/30 zu handeln. Bewirtschaftet wird dieser Hof von Gotthelf Wolf und seiner Frau Elisabeth, geb. Flöter. Elisabeth, sie stammt aus dem Haus "Wiesen-Flöter". Dieses Anwesen folgt als nächstes.
Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, daß auch ein anderes Anwesen mit dem Namen "Brück-Wolf" in Verbindung gebracht wird. Das als "Fabrik-Wolf" genannte Haus folgt einige Zeilen tiefer.

Wiesen-Flöter
Dorfstraße 27 (= Haus-Nr. 149 = vermtl. B 7)
Der Weg führt uns auf der Dorfstraße etwas zurück und am Transformatorenhaus vorbei geradeaus ins Feld Richtung Süden. Dort liegt auf der linken Seite Elisabeths Elternhaus, der Hof von Ernst Flöter und seiner Frau Maria, geb. Hänsel. Der Familienname und die Lage des Hofes haben den Zusatznamen "Wiesen-Flöter" bestimmt.
Es hat etwas gedauert bis ich hinter das Geheimnis dieses Bauernhofes gekommen bin. Es wird auf der schon mehrfach erwähnten Kartenskizze als "B" bezeichnet, aber ohne die übliche fortlaufende Nummerierung. Der Besitzer des Bauernhofes "B 7 mit der Hypotheken-Nummer 25" Gottlieb Otte hat seinen Hof im Jahr 1817 als Pfand für geliehenes Geld verpfändet, und wie so oft im Leben, ist das wohl nicht gut gegangen. Die Hofstelle wird etwa 20 Jahre später als "Gärtnernahrung" erwähnt und ist uns heute als "Langnickel-Schober" ein Begriff geworden.
Bereits 1821 kauft Andreas Müller von einem Vorbesitzer – so steht es im Hypothekenbuch - dieses Anwesen, welches als Haus-Nr. 149 unter dem Namen "Wiesen-Flöter" ein Begriff ist. Ob er das Recht der Bauernnahrung "B 7" ebenfalls erwirbt, ist nicht überliefert, aber doch wahrscheinlich. Mehrfach wechselt innerhalb der Familie Müller der Besitz, bis vermutlich durch Eheschließung um 1870 von Johanne Auguste Müller mit August Karl Friedrich Flöter und Kaufvertrag 1872 der Besitz in die Familie Flöter überging. In dieser Ehe wird u. a. Ernst Flöter, der jetzige Besitzer geboren.

Schäfer-Schulz
Dorfstraße 32 (= Haus-Nr. 23 = H 57)
An "Wiesen-Flöter" vorbei gehen wir diesen Weg weiter, lassen einige Häuser links und rechts liegen und kommen zum letzten Gebäude auf der linken Seite. Hier wohnt 1938 die Witwe Auguste Schulz, geb. Heinze mit ihrem Sohn Wilhelm. Sie wird "Schäfer-Schulz" genannt, wohl deshalb, weil sie und ihr verstorbener Mann Hermann etliche Schafe hielt oder als Schäfer im Dorf bekannt waren. Das läßt sich leider nicht mehr genau feststellen.
Aber festzuhalten ist eine bemerkenswerte Tatsache. Seit 1715 ist dieses Anwesen im Familienbesitz geblieben. Beginnend mit Christoph Hoffmann sind drei Generationen Hoffmann über Heinrich und Gottfried Eigentümer, bevor Gottfried 1804 an seinen Schwiegersohn Johann Heinrich Heinze verkauft. Knapp einhundert Jahre bleibt es nun nach Samuel und Johann Traugott im Heinze-Eigentum, bis Traugotts Tochter Auguste ihren Hermann heiratet und durch Verkauf der Besitz 1898 auf Hermann Schulz übergeht.

Rand-Wolf
Dorfstraße 172 (= Haus-Nr. 60)
Es wird noch öfter vorkommen, daß Zusatznamen Rätsel aufgeben. In diesem Haus wohnt 1938 Ernst Wolf mit seiner Frau Emma, geb. Berthold und den Kindern Klara und Alma. Auch Bruder Gustav lebt zeitweise auf diesem Anwesen. Wann und warum der Name "Rand-Wolf" das erste Mal auftaucht, ist unklar, doch möglich wäre die Lage am Rand der Dorfgasse im Oberdorf.
Verwirrend ist aber, daß es in den Einkommensteuerlisten von 1813 und 1814 heißt: "Das Haus steht leer". Leider läßt sich über die Verzeichnisse von 1812 bis 1814 keine Bezeichnung für Häusler oder Gärtner für dieses Anwesen ableiten. Doch 1866 wird Johann Gottlieb Wolf hier in der Einwohnerliste genannt. Mit Ehefrau Johanne Ernestine, geb. Gärtner sind die beiden Großeltern von Ernst und Gustav.

Fabrik-Wolf – Brück-Wolf
Dorfstraße 26 (= Haus-Nr. 20 = H 6)
In unmittelbarer Nachbarschaft von "Rand-Wolf" liegt an der Dorfstraße der Hof von Pauline Wolf, geb. Schulze, sie wird 1938 im Adressbuch als Witwe aufgeführt. In den Einwohnerverzeichnissen von 1925/26 und 1928/30 lebt ihr Mann Ernst Hermann Wolf noch. Unklar ist ein Hinweis auf der Kartenskizze von Hans-Georg Rudolph, der dieses Anwesen "Fabrik-Wolf" bezeichnet und hier Gotthelf Wolf aufführt. Dieser ist bisher in der Familie nicht zu finden. Leider ist es mir in diesem Fall nicht gelungen, eine Verbindung zu einer "Fabrik" herzustellen, auch Heimatfreund Klaus Winkler wußte keinen Rat. Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, daß auch ein anderes Anwesen mit dem Namen "Brück-Wolf" in Verbindung gebracht wird. Das auch als "Wiesen-Wolf" genannte Haus wurde schon einige Zeilen höher beschrieben.
Auf der anderen Straßenseite lag das Gedingehaus dieses Hofes, in dem die Gemeindeschwester Margarethe Möhnle wohnt.
Über viele Familiennamen lassen sich die Eigentümer bis 1715 zu Heinrich Otte verfolgen.

Nachdem die Dorfgasse des Oberdorfes wieder die Dorfstraße erreicht hat, werde ich in der nächsten Folge mit der "Vörder Treebe" und dem Weg nach Benau, der uns als "Viebk" oder auch "Hinter Treebe" bekannt ist, fortfahren. Unsere Wanderung führt uns dann weiter links und rechts der "Hauptstraße" bis in die Dorfmitte.

4. Teil (Stand: März 2013) – erschienen im Reinswalder Jahr Nr. 26 vom Dezember 2013

Internetseite - 4. Teil Karte Reinswalde Benauer Str bis Mitte 1940Nachdem die Dorfgasse des Oberdorfes wieder die Dorfstraße erreicht hat, werde ich in dieser Folge mit der "Vörder Treebe" und dem Weg nach Benau, der uns als "Viebk" oder auch "Hinter Treebe" bekannt ist, fortfahren. Unsere Wanderung führt uns dann weiter links und rechts der "Hauptstraße" bis in die Dorfmitte.
Zusatz für die Karte:
Diesem 4. Teil ist erstmals ein Ausschnitt aus der topografischen Karte von Reinswalde beigefügt. Die beschriebenen Höfe sind mit der Hausnummer der Dorfstraße gekennzeichnet. Die Ausbauten sind zusätzlich mit "A" und die Wellersdorfer Straße mit "W" und der entsprechenden Hausnummer versehen. Zur Orientierung sind auf den Karten auch Hausnummern von Häusern angegeben, die mehrfach erscheinen oder nicht beschrieben werden. Die Karte für die Teile 1 bis 3 ist ebenfalls beigefügt (siehe oben).

 

Karte Reinswalde von der Benauer Straße bis Dorfmitte für den 4. Teil

 

 

Obermüller-Hänisch
Dorfstraße 33 (= Haus-Nr. 19 = B 6)
Auf unserem "Spaziergang" von Waltersdorf in die Dorfmitte komme ich nun an einen Weg, der nach rechts abzweigt und als "Vörder Treebe" bekannt ist. Hier überqueren wir unseren Dorfbach und erinnern uns, daß an dieser Stelle eine Wassermühle gestanden hat/haben muß. Etwas ins Feld hinein gelegen befindet sich das Anwesen von Max Hänisch und seiner Frau Marie, geb. Weinert. Dieses liegt südlich der Dorfstraße und grenzt an den parallel dazu verlaufenden Weg "Hinterm Zaun", der an seinem Anfang "Mielischs Weg" genannt wird. Leider fehlt Max im Adressbuch von 1938, warum ist nicht bekannt. Tochter Ruth wohnt heute in Kassel. Besonders erwähnenswert ist auf diesem Hof, daß sich die Familie Hänisch ohne Unterbrechung bis 1715 nachweisen läßt. Lediglich 1686 wird mit "Senior Gregor Otto" (= wohl Otte) ein anderer Familienname genannt. Man kann also annehmen, daß um etwa 1700 ein Mann namens Hänisch in das Geschlecht Otte eingeheiratet hat.
Zwei Möglichkeiten bieten sich an, um den Zusatznamen zu erklären. Einmal denke ich an die Wassermühle, die den Begriff "Müller" in "Obermüller-Hänisch" erklären würde. Möglich ist aber auch, daß der Name "Ober-Hänisch" aus der Lage zur Mitte des Dorfes abgeleitet wird, denn …..

Niedermüller-Hänisch
Dorfstraße 37 (= Haus-Nr. 208)
….. etwas weiter östlich und noch näher zur Mitte des Dorfes angesiedelt – ebenfalls am "Hinterm Zaun" gelegen – befindet sich der Hof von "Niedermüller-Hänisch". Ich bin mir allerdings mit meinen beiden Erklärungen zu den Höfen nicht so sicher, denke aber, daß die Idee von der Dorfmitte aus gesehen den Zusatznamen am besten trifft, der Hof von Paul Hänisch liegt näher zur Dorfmitte – also "niedriger", als der von Max, der "oberhalb" zu finden ist. Auch in Reinswalde hat man in alten Zeiten, von der Dorfmitte aus beginnend, die Aufzeichnungen vorgenommen.
Man bezeichnet dieses Anwesen auch "Müller-Hänisch"; dieser Zusatzname wird aus der Eheschließung von Marie Müller mit Paul Hänisch stammen. Leider habe ich keinen Hinweis, aus welcher Familie Marie Müller stammt. Auch bei Paul Hänisch bin ich mir nicht so sicher, allerdings kauft am 16.5.1860 der Häusler und Weber Johann Gottlieb Hänisch diese Parzelle Land aus der Bauernnahrung "B 11", die wir als "Radel-Wolf" kennen.

Ober-Märkisch
Dorfstraße 171 (= Haus-Nr. 61 = B 20)
Gegenüber der Einmündung Dorfstraße und "Vörder Treebe" beginnt der Weg nach Benau. Dieser wird auch als "Viebk" (Viehweg) oder "Hinter Treebe" bezeichnet. Auf der linken Seite dieser Straße befindet sich der Bauernhof von Paul Märkisch und seiner aus Kunzendorf stammenden Frau Anna, geb. Bräuniger und wird im Volksmund "Ober-Märkisch" genannt. Hier gilt möglicherweise ebenfalls die Erklärung zur bereits oben angeführten Dorfmitte. Allerdings fehlt in den Reinswalder Unterlagen eine Bezeichnung "Nieder-Märkisch", ein Hinweis ist sehr willkommen. Daher ist auch denkbar, das "Ober" aus der Höhenlage abgeleitet wird, denn der Weg nach Benau führt leicht bergauf und das Anwesen liegt dadurch etwas höher.
Wie bereits genannt, bewirtschaftete Paul Märkisch diesen Hof, deren Besitzer seit 1686 nachzuweisen sind. Vermutlich fanden auch hier durch Einheiraten mehrere Namenswechsel statt bis 1840 erstmals der Name Märkisch auftaucht. Tochter Lotte (Lieselotte) lebt in Kassel.

Bahner-Märkisch
Dorfstraße 170 (= Haus-Nr. 62 = G 13)
Dieser Zusatzname läßt sich gut ableiten. Hier wird Gustav Märkisch mit seiner Familie genannt. Er wird in den Einwohnerverzeichnissen von 1925/26 und 1928/30 als Rottenführer bezeichnet. Dieses läßt auf einen Beruf bei der Bahn schließen, der Zusatznahme "Bahner-Märkisch" ist die Konsequenz daraus; 1938 im Adressbuch ist er Beamter im Ruhestand. Auf der Kartenskizze von Reinswalde wird dieses Anwesen auch noch als "vordem Auguste Zündler" genannt und bedeutet, daß Auguste Zündler vor Gustav Märkisch als Bewohnerin/Besitzerin gilt. Mit "vordem" ist hier also "vorher" gemeint.
Das Grundstück wird auch von Dorothee Schöne erwähnt. Die lutherische Pastorentochter beschreibt in ihren Kindheitserinnerungen von Reinswalde 1885 -1892 ihre Furcht, die sie befiel, wenn sie ein Auftrag ins Oberdorf führte: "Öfter wurden wir ins Dorf geschickt, um etwas zu bestellen oder auszurichten. Im Oberdorf kam man an einem windschiefen, halb verfallenen Häuschen vorbei, mit tief herunterhän-gendem Strohdach und roten Feuerbohnen vor Fenstern und Tür. Ich war fest davon überzeugt, daß die Mutter Zindler, die dort wohnte mit ihren ältlichen Töchtern Kunigunde und Urigunde (woraus vielleicht Kundry de la Sorcière abgeleitet ist oder umgekehrt) eine Hexe sei. Wenn wir dort vorbeimußten, raste ich so schnell wie möglich vorbei, da Christian mir vorausgelaufen war, oder ich klammerte mich an Andreas ruhige Hand, der mich mit meiner Angst nicht im Stich ließ, wenn er mit dabei war." (Anm.: Christian und Andreas Schöne sind zwei ihrer Brüder.)

Kloß-Nitschke
Dorfstraße 34 (= Haus-Nr. 63)
Schräg gegenüber von "Bahner-Märkisch" - auf der rechten Straßenseite der Dorfstraße von Waltersdorf kommend - liegt das Haus von Paul Hänisch und seiner Frau Lina, geb. Nitschke. Lina war eine Tochter von Ernestine Nitschke, geb. Kloß und dem im 1. Weltkrieg gefallenen Schneidermeister August Nitschke. Nach den vorliegenden Aufzeichnungen hat August in die Kloß-Familie eingeheiratet. Seit dieser Zeit führt das Haus den Zusatznamen "Kloß-Nitschke". Leider ist mir nicht bekannt, wann diese Trauung stattfand, aber ich vermute um 1900.

Rastenburger-Schulz
Dorfstraße 36 (= Haus-Nr. 17 = H 5)
Der letzte bekannte Eigentümer war Ernst Wiesner mit seiner Ehefrau Pauline, geb. Hänisch. Seine Schwester Maria Pauline heiratete Ernst (Johann Ernst) Schulz, der als "Rastenburger-Schulz" den Reinswaldern ein Begriff ist. Dieser Zusatzname gehört allerdings nicht zu dem Wiesner-Anwesen, sondern zum Mann Ernst Schulz und wird an dieser Stelle erwähnt, damit er nicht "verloren" geht.
Auch hier lassen sich die Eigentümer bis 1715 zurück verfolgen, die Eltern von Ernst und Maria Pauline waren Johanne Dorothea, geb. Leitloff und Karl Gottlieb Wiesner, der in den Leitloff-Hof einheiratete. Johanna Dorotheas Vater
Johann Gottfried Leitloff stammte aus Waltersdorf und hat im Juni 1811 das Anwesen von der Witwe des Gottfried Zimmer Judith, geb. Kloß gekauft.

Gärtner-Schulz
Dorfstraße 39 (= Haus-Nr. 66 = H 3)
Bei diesem Gebäude ist der Zusatzname deutlich zu erklären. Um 1900 heiratet Pauline Gärtner den "Handelsmann" Hermann Schulz, heute wird man ihn als Kaufmann bezeichnen. Ihre Vorfahren lassen sich bis 1804 auf diesem Grundstück nachweisen. In dieser Ehe werden drei Kinder geboren,
Paul Schulz, er heiratet Emma Bräuniger, dann der langjährige Bürgermeister von Reinswalde Hermann Schulz, er ist mit Hanna Duba verheiratet und Tochter Marie (Mariechen) Schulz, sie schließt die Ehe mit Ernst Henschke. Damit ist der Zusatzname "Gärtner-Schulz" belegt.
Aber die Ehe des Paares Pauline und Hermann Schulz endete im Juni 1916, als Hermann im 1. Weltkrieg fällt. Nach vorliegenden Unterlagen heiratet Pauline im Jahr 1923 in 2. Ehe August Märkisch.

Schulz-Heinze
Dorfstraße 168 (= Haus-Nr. 67 = B 21 + B 22)
Etwa gegenüber von "Gärtner-Schulz" liegt einer der großen Bauernhöfe von Reinswalde. In früheren Zeiten wurden diese beiden Bauern-Nahrungen immer getrennt aufgeführt, doch bereits am 10.1.1751 werden beide Anwesen mit George Wolff als alleinigem Besitzer genannt, als dieser beide Höfe an seinen Sohn Christian Wolff verkauft.
Im Jahr 1938 wurde der Hof von Oswald Herrmann bewirtschaftet, der im Adressbuch in diesem Jahr im Familiennamen "Hermann" mit nur einem "r" aufgeführt wird. Oswald stammte aus Syrau und hat wohl in den damaligen Heinze-Hof eigeheiratet, denn 1925/26 lebt hier noch Auszügler Hermann Heinze. Dieser Hermann Heinze begründet den Zusatznamen "Schulz-Heinze", als er vermtl. in das mindestens seit dem 16. Juni 1801 ansässige Geschlecht Schulze einheiratet. Johann Friedrich Schulze kauft
B 21/B 22an diesem Tag vom bisherigen Eigentümer Gottfried Müller. Dieser Gottfried beendete als künftiger Schwiegersohn mit einer Wolf-Tochter eine über 120 Jahre bestehende Wolf-Dynastie, denn bereits 1686 waren Wolf auf diesem Besitz ansässig.

Flöters-Pohl
Dorfstraße 167 (= Haus-Nr. 68 = G 7)
Unmittelbarer Nachbar von "Schulz-Heinze" ist das Anwesen von "Flöters-Pohl". Dieses ist einmal ein schönes Beispiel, wie einfach doch die Suche nach dem Zusatznamen sein kann. Mit dem vorhergehenden Verlauf der Besitzerfolge hatte ich einige Probleme, auch nach intensiver Suche gab es auf einigen Fragen keine glaubhaften Antworten.
Letzter Bewohner war Hermann Pohl. Er war verheiratet mit Pauline Märkisch aus dem Haus "Jäckel-Märkisch", einer Tochter des Karl Friedrich Hermann Märkisch und seiner Frau Johanne Pauline Pfitzmann. Hermanns Eltern Traugott Hermann Pohl sen. und Anna Pauline Flöter gaben dem Anwesen die Bezeichnung "Flöters-Pohl". Traugott Hermann sen. kam aus Nißmenau und heiratete in das Flöter-Anwesen ein, er stammte aus der Ehe des dortigen Tagearbeiters Traugott Pohl und seiner Frau Christiane Wundke. Anna Pauline war die Tochter von Karl Traugott Flöter und seiner Ehefrau Johanne Ernestine Hänisch.
Seit 1737 bis zum 14.7.1807 wird hier die Familie Jäckel genannt. Zu diesem Termin verkaufen Johann Christoph Jäkels Witwe Anna Dorothea, geb. Heinze und ihre drei unmündigen Kinder auf Wiederkauf an Anna Dorotheas zukünftigen Ehemann Heinrich Flöter. Wie sich das auflösen wird, muß später geklärt werden.

Gruhn-Stahn
Dorfstraße 163 (= Haus-Nr. 71 = G 17)
Eigentlich müßte dieser Zusatzname "Stahn-Gruhn" heißen, denn Gottlieb Stahn betreibt hier als Schuhmachermeister seine Werkstatt. Gottliebs Tochter Frieda heiratet in 1. Ehe Gustav Weinert, einem Sohn von Adolf Weinert und Pauline Tzschisank, doch er stirbt nach Familienangaben 1930. Im Mai 1936 heiraten Frieda und Erich Gruhn und diese Ehe stiftet den Namen "Gruhn-Stahn". Beider Sohn Dieter lebt heute in Lüneburg.
Wie sich eine Verbindung zu Vorbesitzer Johann Traugott Pfitzmann herstellen läßt, ist nicht zu ermitteln. Vielleicht durch Kauf, aber das ist Spekulation. Aber bis 1715 sind Besitzverhältnisse über die Familien Weiche und Stalling zu verfolgen.
In diesem Haus führte Helena Owsianko den einzigen Lebensmittelladen von Złotnik/Reinswalde. Sie ist die Tochter von Aronette, verw. Otte, geb. Ahlendorf aus der zweiten Ehe mit Eduard Juchhatz, einem polnischer Staatsbürger, der bis Kriegsende auf dem Hof von Aronettes Schwiegereltern "Wiesen-Otte" Gustav Otte [183] (Ernst Gustav Otte) arbeitete. Nach der Eheschließung lebte das Paar in diesem Haus. Abschließend soll noch erwähnt werden, daß Aronettes erster Ehemann Paul Otte[185] in Rußland gefallen ist – leider läßt sich das genaue Datum nicht ermitteln. In der Ausgabe 1998 des Familienbuches heißt es 1942/43, während danach ein Hinweis auf den Oktober 1944 hindeutet. Beide Kinder dieser Ehe leben heute mit ihren Familien in der Umgebung von Złotnik/Reinswalde, Sohn Reinhard Otte in Lubanice/Laubnitz und Tochter Sophie Korycka in Olszyniek/Wellersdorf.

Bauer-Flöter
Dorfstraße 40 (= Haus-Nr. 16) und Dorfstraße 41 (= Haus-Nr. 16 a) (= B 5)
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite von "Gruhn-Stahn" finden wir das alteingesessene Bauerngeschlecht der Familie Flöter. Seit dem Jahr 1686 ist die Familie auf diesem Besitz zu Hause. Zu erwähnen ist noch, daß der südlich des Dorfbaches gelegene Hof nur von "Hinterm Zaun" zugänglich ist.
Haus Nr. 16 (= Dorfstraße 40
= B 5) ist Namensgeber für "Bauer-Flöter", hier lebte die Familie von Karl Traugott Gustav Flöter, er ist der jüngste Sohn und damit Hoferbe. Sein älterer Bruder Ernst Hermann Gotthelf Flöter hatte sich wohl neben dem Elternhaus in den Jahren vor 1925 ein Haus gebaut, denn in den Einwohnerverzeichnissen von 1925/26 und 1928/30 wird diese Haus-Nr. mit "16 a" angegeben und später in Dorfstraße 41 'umbenannt'. Der jüngste geborene Bruder Friedrich Karl Traugott ist bereits im November 1890 verstorben und war knapp 2 Jahre alt.

Jäckel-Märkisch
Dorfstraße 43 (= Haus-Nr. 14 = B 4)
Ein schönes Beispiel für im Volksmund gebräuchliche Zusatznamen, die zur Unterscheidung bestimmter Personen und auch Ländereien unbedingt notwendig sind, ist die Namensgebung für den Hof, den Paul Scheider mit seiner Familie bewirtschaftet. Der Begriff "Jäckel-Märkisch" ist ohne Erklärung nicht zu deuten und ist bis 1945 in Reinswalde bereits seit etwa 100 Jahre ein Begriff. Als durch die Eheschließung von Martha Märkisch mit Paul Scheider ein weiterer Namenswechsel stattfindet, hatte sich der Name Märkisch bereits zwei oder drei Generationen auf diesem Hof gehalten. Nach Marthas Tod 1931 heiratete Paul dann in zweiter Ehe Anna Mielisch.
1853 wohnen in Haus-Nr. 14 der Bauer Johann Gottlieb Märkisch und seine Ehefrau Ernesdine Märkisch – Marthas Großeltern. Beide unterschreiben die Vorladung zu einem Gerichtstermin des Königlichen Kammer=Gerichts in Sorau, der in Reinswalde in der (Gerichts)Schänke stattfindet. Der Grund für diese Verhandlung ist eine Schafhütungs=Renten=Ablösungs=Sache, zu der weitere 45 Bewohner aus Reinswalde vorgeladen werden. Die Unterschrift von Ernesdine Märkisch erklärt, daß sie eine Jäckel-Tochter und Hoferbin des Besitzes ist; Johann Gottlieb Märkisch hat also in diese Bauernwirtschaft einheiratet. 1812 - 1814 ist Andreas Jäckel Besitzer des Hofes (B 4); er wird mit Ehefrau und 3 Kindern über 14 Jahre in Steuerlisten genannt. Aus dieser Familie stammt also "unsere" Ernesdine.

Fein-Schulze
Dorfstraße 45 (= Haus-Nr. 13 = H ..)
Ähnlich wie bei "Rastenburger-Schulz" (s. o.) ist auch hier anzunehmen, daß der Name "Fein-Schulze" nicht zum Anwesen gehört. Er steht im Zusammenhang mit Carl August Schulze. Dieser dient 1881 als Grenadier beim 2. Brandenburgischen Grenadier Regiment Nr. 12 Prinz Carl von Preußen in Frankfurt/Oder und wird später als Weber und Miether in Reinswalde erwähnt. Möglich ist, daß die "schicke" Uniform für den Namen "Fein-Schulze" verantwortlich ist.
August Schulze stammte aus Billendorf und war verheiratet mit Johanne
Auguste Kloß. Von den bekannten sechs gemeinsamen Schulze-Kindern waren mindestens zwei verheiratet - Emma mit Max Schneider [222] und Frieda mit Emil Schaller [204], letztere bewohnten weiterhin dieses Anwesen.

Rest-Heinze
Dorfstraße 46 (= Haus-Nr. 9 = Rest aus B 3)
Auch dieser Hof liegt nicht unmittelbar an der Dorfstraße sondern südlich des Dorfbaches am Weg "Hinterm Zaun", ebenso wie die letzten drei Anwesen "Bauer-Flöter", "Jäckel-Märkisch" und "Fein-Schulze". Nach dem wir "Fein-Schulze" passiert haben, lassen wir eine eingegangene Gärtnernahrung links liegen und kommen jetzt zum Anwesen von "Rest-Heinze", ein interessantes Anwesen. Hier hatte August Müller laut Adressbuch von 1938 seinen Tischlereibetrieb und nach meiner Information das Anwesen gemietet.
Nach dem frühen Tod der Eltern Bernhard Wolf und seiner Frau Bertha, geb. Heinze, die beide noch am 29.1.1920 im Hypothekenbuch von Reinswalde als letzte genannte Eigentümer aufgeführt sind, wird Tochter Martha Wolf ab 1929 als 5jährige Vollwaise tagsüber von der Familie Gustav Hänsel (Diedrichs-Hänsel folgt anschließend) betreut und kehrte jeweils abends zum Schlafen auf den Hof ihrer verstorbenen Eltern zurück. Gustav war mit Anna, geb. Heinze verheiratet, einer Schwester von Marthas Mutter Bertha - so hat es Martha in Telefongesprächen im Januar und Februar 2013 berichtet. Auf der bereits mehrfach genannten Kartenskizze von Reinswalde wird Martha Wolf um 1935 als Eigentümerin genannt und sie wird später nach ihrer Eheschließung allen Reinswaldern als "Leitloff Marthel" ein Begriff. Ihr Vater Bernhard stammte aus dem Haus "Schmiede-Wolf" im Oberdorf und war Sohn des Johann Gottlieb Wolf und der Eva Rosina, geb. Flöter. Mutter Bertha war die Tochter des Johann Traugott Heinze und der Johanne Ernestine, geb. Berthold. Johann Traugott hatte den Namen "Rest-Heinze" bereits von seinem Vater Johann Gottlieb übernommen.
Dieser Johann Gottlieb Heinze, Marthas Urgroßvater, hatte laut Eintrag vom 21. Oktober 1855 den Resthof von Wolf Wolfsky gekauft. Wolf Wolfsky war Kaufmann in Sommerfeld und wird am 2. Juli 1855 im Hypothekenbuch als Eigentümer erwähnt. Doch die interessanteste Eintragung im Hypothekenbuch findet sich am 17. Oktober 1855. Unter diesem Datum und der neuen Hypothekennummer 167 wird der Verkauf von zwei aneinander liegenden Ackerparzellen an die lutherische Kirchengemeinde festgehalten. Bei diesen beiden Parzellen kann es sich nur um die Grundstücke des lutherischen Gemeindezentrums in Reinswalde handeln, das bis 1945 aus der Kirche, dem Pfarrhaus und den beiden später gebauten Schulen besteht. Alle Gebäude stehen auch heute noch und sind in einem hervorragenden Zustand. Kirche und Pfarrhaus werden nun von den katholischen Christen in Reinswalde/Złotnik genutzt.
Was im Einzelnen die Bauernnahrung "B 3" in diesen Jahren Mitte des 19. Jahrhunderts ins Trudeln brachte, ist nicht eindeutig zu sagen. Fest steht, daß vor Wolfsky zwei weitere Besitzer bekannt sind, im Hypothekenbuch stehen am 2.3.1854 der Einwohner Johann Gottfried Siegmund und davor am 12.7.1852 der Häusler und Weber Johann Erdmann Weinert. Dieser Häusler Weinert wird Nachfolger des "Schmidtmeister" zu Cunau Traugott Mielisch, der am 19.1.1852 das Anwesen von seinem Vater dem Bauern zu Reinswalde Traugott Mielisch kaufte. Zu diesem Termin ist das Geschlecht Mielisch bereits seit 1686 auf diesem Hof nachzuweisen. Ich wage an dieser Stelle zu behaupten, daß der Cunauer Schmiedemeister Traugott Mielisch den Familienbetrieb nicht weiterführen wollte (konnte) und ein weiteres Familienmitglied als Erbe nicht zur Verfügung stand. So endete eine jahrhundertelange Tradition im Zentrum des Dorfes mit der Aufgabe und dem Verkauf eines bekannten Reinswalder Bauernhofes, der unter dem Namen "Rest-Heinze" noch einige Jahrzehnte fortbestand. Wir verlassen "Mielischs Weg", gehen am Haus von Alfred Mielisch vorbei und schwenken auf der Dorfstraße nach links. Hinter dem Anwesen von "Teufel-Nitschke" rechter Hand Richtung Benau liegt der Resthof "B 23" und trägt den Namen "Diedrichs-Hänsel".

Diedrichs-Hänsel
Dorfstraße 158 (= Haus-Nr. 74 = Rest aus B 23)
Dieses Anwesen haben wir bei "Rest-Heinze" kurz angesprochen. Wir erinnern uns, daß hier Leitloffs Marthel als Kind nach dem Tod der Eltern Bernhard Wolf und Bertha, geb. Heinze ab 1929 tagsüber betreut wurde. Gustav Hänsel hatte sich der Nachbarstochter angenommen und bewirtschaftete zusammen mit seiner Frau Anna, geb. Heinze diese restliche Bauernwirtschaft. Sohn Wilhelm Hänsel hat über viele Jahre das Andenken an Reinswalde gepflegt und wurde 1989 mit der Sorauer Ehrennadel geehrt, seine Frau Hildegard, geb. Rieger wohnte in Balhorn. Tochter "Liesbeth" war in zweiter Ehe mit Gerhard Hänisch verheiratet und lebte in Bonn. Über Tochter Lina besteht auch zu mir eine weitläufige Verwandtschaft. Sie war mit Otto Schmidt verheiratet, dem Bruder meiner Mutter Elisabeth, in der bekannten Reinswalder Art "Schmidts-Liesel" genannt.
Eltern von Gustav Hänsel waren der Gärtner in Reinswalde Johann Traugott Hänsel und seine Frau Maria Auguste Diedrich. Das Ehepaar wohnte ebenfalls auf dem Bauernhof, der ihrem Bruder Karl Gustav Diedrich gehörte. Die Geschwister stammten aus Nimbsch. Ob der Name "Diedrichs-Hänsel" durch die Eheschließung Hänsel/Diedrich oder das gemeinsame Wohnen von Bruder und Schwester Diedrich auf diesem Resthof entstand, ist letztendlich nicht zu klären.
Nachzutragen ist noch, daß seit 1686 bis 1840 ununterbrochen einer Familie Pfitzmann diese Landwirtschaft "B 23" gehörte. Warum sie aufgab, war nicht zu ermitteln, allerdings wurde in unmittelbarer Nachbarschaft bereits 1761 ein kleines Haus gebaut, das später "Teufel-Nitschke" genannt wurde. Es lag teilweise auf dem Anwesen von "B 23" und teilweise "auf der Aue".

Teufel-Nitschke
Dorfstraße 159 (= Haus-Nr. 10 = Häuslerwohnung)
= Häuslerwohnung im Sinne von kleines Haus
Haus 1761 erbaut, teilweise auf der Aue und B23 liegend
Dieser Name hat mir doch einige Kopfschmerzen bereitet. Es war nicht zu klären, aus welchem Grund dieser nicht sehr freundliche Name zustande kam.
Die Erklärung einer älteren Reinswalderin war der Hinweis auf die Tatsache, daß die Familie ein sehr dunkles Aussehen hatte. Angeblich waren die beiden Töchter Anna und Elisabeth mit schwarzen Haaren und einem dunklen Teint versehen. Auch Vater Karl Hermann Nitschke soll von Natur aus wohl eher ein sehr dunkler Typ gewesen sein. Doch ob das ein Grund war, mit dem Namen "Teufel-Nitschke" über Jahrzehnte im Dorf leben zu müssen, bleibt eine offene Frage. Auch der Reinswalder Dialekt mit "Teiwel" führt uns nicht weiter. Leider ist das alles nicht mehr zu klären.
Eine Möglichkeit wäre, daß es sich um eine sprachlich veränderte Bezeichnung handelt. Das "Teufelsmoor" nahe Bremen wurde ursprünglich auf Plattdeutsch "Duvelsmoor" oder "duves Moor" genannt und bedeutet auf Hochdeutsch "taubes, unfruchtbares Land". Dieses "Duvelsmoor" veränderte sich zum "Düwelsmoor". Auf Nitschke übertragen, könnte der Name auch "Duvel-Nitschke" lauten und so viel wie "tauber Nitschke" bedeuten, weil er nichts hörte.
Über den Verbleib der Familien Wilhelm Horschig mit seiner Frau Anna und den Kindern Erwin und Gertrud sowie Otto Krause mit Frau Elisabeth und dem Sohn erhielten wir im Laufe der letzten Jahrzehnte keine Hinweise. Mit Karl Hermann Nitschke, genannt am 2.3.1900 im Reinswalder Hypothekenbuch, endet unser Wissen über die Nitschke-Familie, denn auch über seine Frau ist uns nichts bekannt. Möglich wäre eine Heirat mit einer Tochter des Ernst Hermann Schmidt, einem Weber in Reinswalde. Ernst Hermann Schmidt wird am 27.4.1897 im Hypothekenbuch erwähnt und seine Vorfahren lassen sich mehrere Generationen bis zum Hausbau 1761 durch Christian Schmidt nachweisen.

An dieser Stelle endet der 4. Teil. Wir gehen nun am Haus von Schmidt Johannes vorbei in Richtung Dorfmitte, überqueren auf der rechten Seite den Weg zur lutherischen Kirche, lassen auch Jurkes Scheune rechts liegen und sind in der Dorfmitte bei Maler Bergmann angekommen. Wie bekannt, handelt es sich bei diesem Gebäude um den ehemaligen Gerichtskretscham, das an der Ecke Dorfstraße und Wellersdorfer Straße liegt.

5. Teil (Stand: Oktober 2013) – erschienen im Reinswalder Jahr Nr. 27 vom Juni 2014

In der letzten Folge sind wir am Haus von Schmidt Johannes vorbei gegangen (Bilder dieses Anwesens im Reinswalder Jahr Nr. 24 vom Dezember 2012 - aufgenommen 2009 und 2011) und überquerten "Liersams Gasse", den rechts abbiegenden Weg zur lutherischen Kirche. Hier an dieser Ecke stand Jurkes Scheune. Das nun folgende freie Stück Land war Standort eines der großen Bauerngehöfte des Dorfes. Hofbesitzer ist 1686 Hans Heinrich Otto (vielleicht auch 'Otte'?). Seit 1715 im Familienbesitz gehörte die Familie Liersam zu einer der angesehensten Familien im Dorf. Doch am 25.3.1873 verkaufte der letzte Besitzer Karl Traugott Liersam die Bauernnahrung "B 2" an die Gebrüder Friedrich August und Friedrich Moritz Apel, Leinwandfabrikanten in Benau. In welchem Eigentum das Gedingehaus von Liersams Hof auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand, ist mir nicht bekannt. Hier wohnten laut Adressbuch von 1938 August Schmidt und seine aus Billendorf stammende Ehefrau Martha Müller. Nach langer Vorgeschichte …..

Internetseite - 5. Teil Karte Reinswalde Mitte Ost 1940.JPGGerichts-Kretscham
Wellersdorfer Straße 1 (= Haus-Nr. 145)
….. sind wir nun in der Dorfmitte bei Malermeister Julius Bergmann angekommen. Wie bekannt, handelt es sich bei diesem Gebäude um den ehemaligen "Gerichts-Kretscham". Hier wurden gerichtlich angeordnete Termine wahrgenommen und bei Bedarf sicherlich auch Recht gesprochen. Ein geschichtsträchtiger Ort, und viele Reinswalder erinnerten sich noch an den Pranger, denn auch das abschließbare Halseisen für "böse Buben" gehörte zur Geschichte dieses Hauses.
Julius Bergmann stammte aus Grünberg und hatte das gegenüber der evangelischen Kirche an der Wellersdorfer Straße / Ecke Dorfstraße gelegene Anwesen von Paul Blobel (siehe folgende "Lehnschölzerei") gemietet/gepachtet und nutzte den Saal der ehemaligen Gaststätte als Malerwerkstatt. Leider gibt es von diesem Haus kein Bild, lediglich der Hauseingang mit dem Firmenschild anläßlich der goldenen Hochzeit des Ehepaares Bergmann ist überliefert.

Karte Reinswalde von der Dorfmitte bis ehemalige Ziegelei für den 5. Teil

 

Die evangelische Schule
Dorfstraße 151 (= Haus-Nr. 3)
Gegenüber von Maler Bergmann (Kretscham) - an der Dorfstraße - finden wir die evangelische Schule. Letzter Bewohner war Lehrer Kurt Hirschfelder, er dirigierte auch den Männergesangverein von Reinswalde. In diesem Gebäude hat nun die Bibliothek von Złotnik eine würdige Unterkunft gefunden. Die Kinder von Złotnik gehen heute in einem großen Neubau zur Schule.

Das evangelische Pfarrhaus
Dorfstraße 150 (= Haus-Nr. 2)

Unmittelbar neben der Bibliothek ist das Kulturzentrum von Złotnik beheimatet Die Gedanken an die vielen Festlichkeiten in diesem Haus mit unseren polnischen Freunden wecken nette Erinnerungen. Dieses 1975/1980 errichtete Gebäude steht an der Stelle des ehemaligen evangelischen Pfarrhauses. Errichtet zwischen 1794 und 1801 ersetzte der uns bekannte Bau die abgerissene alte Pfarrwohnung. Eine Inschrift im Giebel berichtete, daß Zimmermeister Gottfried Schitke aus Wellersdorf seine Arbeiten 1801 abgeschlossen hat.
Die Reinswalder erinnern sich gerne an den letzten evangelischen Pastor Paul Bublitz, der von 1925 bis 1945 seinen Dienst in Reinswalde ausübte. Bis zu seinem Tod 1986 verfolgte er aufmerksam das verloren gegangene Reinswalder Dorfleben. Über eine interessante Episode aus seinem Leben berichtet das Reinswalder Jahr in den Nr. 25 und 26 (Juni und Dezember 2013). Für ihn selbst wird die Erinnerung an das Verhör 1937 durch die Gestapo keine gute gewesen sein.

Die evangelische Kirche
Dorfstraße 49 (= Haus-Nr. 1)
Vom eben beschriebenen Pfarrhaus aus überqueren wir wie in der Vergangenheit die evangelischen Pastoren die Dorfstraße und betreten das große Gelände mit der evangelischen Kirche und dem alten Reinswalder Friedhof. Beides ist mit einer mannshohen Feldsteinmauer umgeben. Über diese Kirche habe ich bereits mehrfach berichtet und es tut weh, wenn ich an den verfallenen Zustand dieses historisch wertvollen Gebäudes denke und auch vom alten Friedhof wäre noch so manche historische Kostbarkeit zu retten, z. B. die beiden alten Grabsteinplatten der evangelischen Pastoren Georg Martin und Johann Caspar Richter.

Lehnschölzerei
Dorfstraße 50 (= Haus-Nr. 4 = B 1)
spätere Gastwirtschaft Blobel u. a.
Wir verlassen den alten evangelischen Friedhof durch eine Maueröffnung und kommen auf das Anwesen der Lehnschölzerei. In der jüngeren Vergangenheit hatte es das Schicksal dieser seit der Gründung des Dorfes vor über 700 Jahren bestehenden größten Bauernnahrung in Reinswalde nicht gut gemeint. Schon zur Mitte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich die "Zerschlagung" ab. Bereits im Januar 1840 werden Apelt's Erben ohne Herkunftsangabe im Hypothekenbuch genannt.
Nach Hinweisen aus der Familie Blobel hat 1888 Paul Blobel einen Teil der ehemaligen Lehnschölzerei gekauft. Uns ist dieser Teil als "Blobels Gasthaus" ein unvergessener Begriff. Allerdings war hier wohl bereits im Jahr 1878 eine Gaststätte beheimatet, da bei der Geburt seines Sohnes der Gastwirt Ernst Moritz Müller mit seiner Familie auf dem Gelände der Schölzerei wohnt. Die zur Gasse "Hinterm Zaun" liegenden Gebäude werden bis 1945 von Hermann Lehmann als Landwirtschaft genutzt und haben 1938 die Anschrift "Dorfstraße 51" bzw. davor die "Haus-Nr. 159". Doch dazu gleich mehr.
Zur Schölzerei gehören noch weitere bebaute Grundstücke, die außerhalb des ursprünglichen Gehöftes lagen. In der "ehemaligen Schäferei der Lehnschölzerei" lebte nach dem Adressbuch von 1938 der Eisenbahner Paul Senzel mit seiner Familie. In dieser südlich des Bahnhofes gelegenen Senke - "Schäfer-Loch" genannt - fließt unser Dorfbach neben der Dorfgasse des Niederdorfes unter der Eisenbahnbrücke hindurch in die östliche Feldmark. Das noch am 15. Mai 1812 leer stehende Backhaus wird bereits am 23. April 1813 von Pachtbäcker Carl Urban genutzt, der Standort ist mir aber nicht bekannt. Wie oben bereits erwähnt, gehörten in alten Zeiten auch die Gebäude von …..

Bräu-Lehmann
Dorfstraße 51 (= Haus-Nr. 159 = früher zu B 1)

….. Hermann Lehmann [129] zur Lehnschölzerei. Im Reinswalder Volksmund wird der Besitz "Bräu-Lehmann" genannt. Vermutlich hat es hier eine kleine Brauerei gegeben, die diesen Namen rechtfertigen würde. Doch auch in diesem Fall muß ich passen. Hermanns Frau Berta, geb. Wolf stammte aus dem Haus "Ziegel-Wolf" und ist eine Tochter von Pauline Wolf, geb. Flöter ("Wiesen-Flöter"), der Name des Ehemannes Wolf ist leider bisher nicht überliefert. Sohn Gotthelf Wolf [273] und somit Bruder von Berta Lehmann wurde ja bekanntlich mit seinem Enkel Horst im Februar 1945 tot aufgefunden.
Wann das Anwesen von der Schölzerei getrennt wurde, geht aus z. Zt. vorliegenden Unterlagen nicht hervor. Doch ich vermute, daß es mit dem Eigentümerwechsel vor 1840 zusammen hängt, als zu dieser Zeit Apelt's Erben genannt werden.
Wir verlassen die geteilte Lehnschölzerei, überqueren erneut die Dorfstraße und am Haus von Fleischermeister Bruno Spielberg vorbei führt uns ein Weg in die nördliche Feldflur zum "sagenumwobenen" Hof von …

Wall-Wundke
Dorfstraße 147 (= Haus-Nr. 77 = B 24)
…. Gotthard Wundke. Dieser Bauernhof ist allen Reinswaldern bekannt, liegt er doch an einem markanten Punkt unseres Dorfes. In einer Senke ist dieses Anwesen von einem kleinen Wall umgeben, der sich nach Osten hin öffnet und mit Bäumen und Sträuchern bewachsen war. Dieser Wall ist Namensgeber für "Wall-Wundke". Wann das geschah, ist mir unbekannt. Es wird aber bereits ein längerer Zeitraum so gewesen sein, denn 1737 wird Christoph Wundke im Register "Dorfschafften die in deren herrschaftl. Mühlen zu Mahlen verordnet" erwähnt. Er hatte in den "Otte-Hof" eingeheiratet und Tochter Maria zur Frau genommen. Diese Familie Otte war seit mindestens 3 Generationen hier ansässig. Marias Vater George 1732, Großvater Heinrich 1723 bis 1730 und Urgroßvater George Otte 1686 und 1720/1721 werden in verschiedenen Urkunden aufgeführt. Nach dem Tod ihres Mannes Christoph Wundke verkaufen am 23.5.1765 Witwe Maria und zwei ihrer Kinder das Anwesen an den jüngsten Sohn und Bruder Johann Friedrich Wundke. Den drei Otte-Generationen folgten noch sieben Wundke-Generationen, doch in der bekannten Tragödie von 1945 endet mit Gotthard Wundke eine über 250 Jahre währende Familientradition, in der zehn Generationen die Geschichte von Reinswalde mitprägten, sei es als Bürgermeister wie Gotthard oder mehrere seiner Vorfahren als Dorfrichter oder Dorfschulze.
In den Erinnerungen der Reinswalder rankt sich eine Geschichte um diesen Platz, die bereits in den Kindheitserinnerungen 1885 bis 1892 von Dorothee Schöne eine nicht unbedeutende Rolle spielte. Die lutherische Pastorentochter schreibt: "Durchs Dorf schlängelte sich über Steine durch die Wiesen ein reizender kleiner Bach, an dem Weidenbüsche und Erlen standen, es war herrlich auf den großen Steinen zu springen und zu laufen, anstatt über das Brückchen und auf dem Wege zu gehen. Seitwärts davon lag ein großer Teich oder irgendein stehendes Gewässer, wahrscheinlich ein alter Wallgraben, der einmal eine Wasserburg eingeschlossen hatte, wohl noch aus der alten wendischen Zeit her. Jetzt lag dort ein großer Bauernhof, der dem Bauer 'Wallwuntke' gehörte. Mit Gruseln hörten wir erzählen, daß unter dem Wallgraben ein unterirdischer Gang zur alten Kirche im Dorf führte, der aber jetzt durch eine schwere Eisengittertür abgeschlossen war. Wir stellten uns das als ein Verließ für Räuber vor." Nun – diese Verbindung hat es vielleicht einmal gegeben, und so hätte die Eisentür durchaus ihre Daseinsberechtigung.
Nach meinen Informationen hatte Bruno Spielberg auf seinem Anwesen einen tiefer liegenden Raum genutzt, der durch sein kühles Klima als Kühlraum geeignet war. Ob in diesem Raum ein weiterer Zugang versperrt worden war, ist mir jedenfalls nicht bekannt. Die Suche nach einem geheimen Gang ist allerdings Anfang des 20. Jahrhunderts vergeblich gewesen und durch die erhöhte Lage der Kirche kann man diese Vermutung auch kaum glauben. Ebenso erfolglos blieb die Suche nach einer geheimen Verbindung zwischen evangelischer Kirche und Lehnschölzerei. Hier zeigte sich bei genauerem Hinsehen ein "gewollter" Durchgang in der Kirchhofmauer und einem angrenzenden Gebäude der Schölzerei (siehe auch bei Lehnschölzerei im ersten Satz: "… Maueröffnung …").

Treeben-Hänisch
Dorfstraße 145 (= Haus-Nr. 162)

Natürlich erinnern wir uns alle auch an unseren lieben "Hänsch Gerhard", der viele interessante Informationen über Reinswalde weitergegeben hat. Unvergessen ist der Rundgang mit ihm durchs Dorf, der bekannte Videofilm bezeugt eindeutig sein umfangreiches Wissen. Nicht nur bei seinen Besuchen in Reinswalde hatte er auf jede Frage eine passende Antwort. Leider ist er viel zu früh verstorben, wenige Tage vor unserem jährlichen Treffen in Balhorn im September 2000.
Ein schönes Beispiel wie sich in Reinswalde Zusatznamen gebildet haben, ist das Anwesen seines Vaters Paul Hänisch, dem Standesbeamten unseres Dorfes. Es lag auf der östlichen Seite der "Schölzerei Treebe" - er wird aber auch "Schölzerei Viehweg (Viebk)" genannt. Hieraus wurde dann "Treeben-Hänisch" gebildet.
Zunächst möchte ich nun meinen Rundgang durchs Dorf auf der Straße bis zum Bahnhof fortsetzen und auf dem Rückweg über die Gasse im Niederdorf und den Weg "Hinterm Zaun" in die Dorfmitte zurück kehren.

Gassen-Schulze
Dorfstraße 142 (= Haus-Nr. 80 = H 25)
Etliche Schritte nach "Treeben-Hänisch" kommen wir zur Landwirtschaft von Martin Schulze auf der anderen Straßenseite. Ich deute den Namen so, daß die Ländereien bis an die Dorfgasse reichten und zur Unterscheidung zu anderen Schulze der Name "Gassen-Schulze" gewählt würde.
Drei Kinder des Ehepaares Martin Schulze und seiner Ehefrau Selma, geb. Scheider sind mir bekannt. Sohn Herbert lebt mit seiner Frau Annemarie in Balhorn, er bestätigte in einem Telefongespräch meine Vermutung, seine Schwester Hildegard wohnt in Elgershausen und die kleine Schwester Elisabeth Martha wurde nur 8 ½ Monate alt und starb bereits 1924.
Über den Vater von Martin, Gottlieb Hermann Schulze, läßt sich das Geschlecht Schulze über fünf Generation bis 1745 zurück verfolgen. Vor diesen sind noch zwei weitere Generationen mit Hans (1737) und Christoph Gärtner (1715) auf diesem Anwesen ansässig und möglicherweise hat ein Michael Schulze vor dem 13.4.1745 in den Hof eingeheiratet.

Schmied-Schneider
Dorfstraße 140 (= Haus-Nr. 218 = Parzelle aus H 15)
(auch: Schmidt-Schneider)
Diese Namensgebung gehört zu den einfacheren der Reinswalder Besonderheit. Hier wurden Beruf und Familienname zu "Schmied-Schneider" zusammen gefügt. Auf der Reinswalde Kartenskizze heißt es allerdings auch "Schmidt-Schneider". Wie bekannt, wird ja 'Schmidt' aus 'Schmied' abgeleitet.
Letzter Bewohner war Schmiedemeister Erich Schneider mit seiner Frau Wally, geb. Märkisch, einer Tochter von Gustav Märkisch ("Bahner-Märkisch"). Über die Schneiderfamilie ist nur wenig bekannt. Erichs Mutter Berta war eine geborene Lehmann und eine/die Schwester von August [126] und Hermann Lehmann [129].

Bartel-Schneider
Dorfstraße 139 (= Haus-Nr. 81)
In dieser Häuslernahrung wohnte nach der Einwohnerliste im September 1853 Traugott Winter, ihm folgte im Oktober 1876 Gottlieb Schulz, der in der Geburtsurkunde seiner Tochter Marie Auguste Pauline genannt wird.
Danach leben Traugott Berthold und seine Frau Ernestine Wagner in diesem Haus, ob als Eigentümer ist nicht bekannt. In den Einwohnerverzeichnissen 1925/26, 1928/30 und im Adressbuch 1938 wird er als Schneidermeister erwähnt. Er war Reinswalder und sie stammte aus Waltersdorf. Durch Namen und Beruf bildete sich "Bartel-Schneider". Aus der Ehe sind drei Mädchen bekannt, Emma heiratete Ernst Wolf [270] (Rand-Wolf), Alwine war mit Wilhelm Berthold [13] und Selma mit Richard Walter [249] verheiratet.

Langer-Kothe
Dorfstraße 134 (= Haus-Nr. 83 = Rest aus B 25)
Auf dem Weg entlang der Dorfstraße zweigt zwischen Richard Walter und Hermann Hubatsch ein schmaler Weg ab. An diesem liegen auf der südlichen Seite drei Anwesen, eines davon gehört Paul Kothe [112], der im Reinswalder Sprachgebrauch "langer Kothe" genannt wird. Paul lebt hier mit seiner Familie, seine Frau Marie, geb. Heinze stammte aus Waltersdorf. Trotz meiner Suche habe ich keinen weiteren Kothe mit einem Zusatznamen gefunden. Eine Spekulation wäre lediglich, über die Größe von Paul Kothe nachzudenken. Über Pauls Eltern Gottlieb [110] und Johanna Maria, geb. Henschke sowie Großvater Johann Gottfried Kothe und seiner Frau Eva Rosina, geb. Hübner übernehme ich an dieser Stelle meinen Text aus dem bekannten Familienbuch von Reinswalde über die Geschichte der Familie Kothe/Hübner:
"Das Anwesen ist 1945 seit etwa 100 Jahren im Besitz der Familie Kothe und bereits über 140 Jahre im Familienbesitz "Hübner/Kothe" gewesen. In einer Renten=Ablösungs=Sache am 10. September 1853 vertritt Bauer Gottfried Kothe, Haus-Nr. 83, als gesetzlicher Vertreter seine Ehefrau Eva Rosina, geb. Hübner bei einer Gerichtsverhandlung im Reinswalder Gerichts-Kretscham. Wie so oft hat auch hier ein Mann in einen Hof, in diesem Fall Gottfried Kothe in den "Hübner-Hof", eingeheiratet. Bereits 1813 und am 15. Mai 1814 werden Bauer Gottlieb Hübner, seine Frau und 3 Kinder über 14 Jahre sowie der Auszugsmann Adam Hübner im Haus-Nr. 83 in Steuerlisten genannt und am 15. Mai 1812 heißt es für diese Familie = "Bauer: Hausnr. 25".
Gottlieb Kothe [110] ist zweifelsfrei ein Sohn des Gottfried Kothe und seiner Frau Eva Rosina, geb. Hübner, einer Tochter (oder Enkelin) von Gottlieb Hübner; und dieser wiederum ein Sohn von Auszugsmann Adam Hübner; Quelle: Forschungsergebnisse aus Steuerlisten usw.; im Schriftwechsel mit Margot Knauer, Urenkelin von Gottlieb Kothe [110] und Enkelin von Martha ¥ Friedrich Johann August Tzschisank, (siehe dort und oben) sind diese Ergebnisse inzwischen bestätigt worden."
Soweit der Text, weitere familienkundliche Forschungen weisen das Geschlecht Hübner nach Adam Hübner mit seinem Vater Johann (Hans) Hübner von 1720 – 1754 und dessen möglichen Schwiegervater Hans Bräuniger 1686 zwei weitere Generationen in verschiedenen Urkunden nach.

Winzer-Schuster
Dorfstraße 130 (= Haus-Nr. 190)
Wir verlassen "langer-Kothe", gehen auf dem schmalen Weg zwischen Dorfstraße und Dorfgasse an den Anwesen von Wilhelm [25] und Gustav [24] Bräuniger (nicht verwandt) vorbei und erreichen wieder die Dorfstraße. Wir müssen etwas in Richtung Dorfmitte zurück und treffen auf der südlichen Seite auf einige Häuser, eines davon ist das Elternhaus von Wilhelm Winzer [264], er wird 1938 genannt, wohnt allerdings bei Max Schaller [222] in der Dorfstraße 164 (= Haus-Nr. 70 = G 16).
Obwohl nicht 'offiziell' auf der Karte notiert, hat sich im Laufe der Zeit der Name "Winzer-Schuster" in Reinswalde gebildet. Diese Namensbildung ergibt sich aus dem Namen Winzer und dem Beruf Schuster. Wilhelms Vater Paul Winzer [263] übt gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich Reinhold das Schuhmacherhandwerk aus, beide treten damit in die Fußstapfen ihres Vaters Johann Gottlieb Winzer. Drei Schuhmacher in zwei Generationen unter einem Dach.
Johann Gottlieb und seine Frau Johanne Auguste, geb. Feste werden zwischen 1877 und 1884 mehrfach in Reinswalde genannt. Die Familie kam wohl aus Sorau, denn 1866 wird dort Friedrich Reinhold geboren. Über Johann Gottlieb habe ich keine weiteren Informationen, doch seine Frau Johanne Auguste stammt aus Bogendorf oder Groß Petersdorf im Kreis Sagan. Ihre Mutter Johanne Eleonore Feste, geb. Figula lebt als Witwe in den letzten Lebensjahren in Reinswalde bei Tochter und Schwiegersohn.

Fatzel-Bogisch
Dorfstraße 120 (=Haus-Nr. 87 = G ...)
Auf dem Weg zum Bahnhof in Reinswalde gehen wir am links liegenden Hof von Karl Hübner [99], Dorfstraße 125 und dem rechts liegenden von Paul [100], Dorfstraße 126 vorbei, von denen wir wissen, daß sie aus einem Bauernhof (B 26) hervorgingen. Danach kommen wir an eine Kreuzung, an der mehrere Häuser auf eine Erläuterung warten.
Direkt auf der rechten Seite liegt auf der südlichen Seite das Haus von Gustav Bogisch [19]. An ihn wollen wir an dieser Stelle denken, da er 1945 bei den Kämpfen um Sorau auf dem Flugplatz als Volkssturmmann mit 46 Jahren ums Leben kam. Er hatte das kleine Anwesen von seinem Vater Hermann Bogisch [21] übernommen und um eine kleine Gärtnerei erweitert. Dem Vater verdankte er auch den Zusatznamen "Fatzel-Bogisch". Nach Erinnerung von Paul Heinze, Bürstadt wurde Hermann deswegen so genannt, weil er beim Laufen immer so kurze Schritte machte, also "fatzelte".
Bekannt ist noch, daß hier 1879 Gottlieb Schulz mit seiner Familie lebt, als am 26. Juni eine Tochter geboren wird. Leider ist nicht überliefert, aus welcher Familie die Ehefrau von Hermann Bogisch kommt, doch es ist durchaus möglich, daß er in das Schulz-Anwesen eingeheiratet hat.

Heinze-Wolf
Dorfstraße 119 (=Haus-Nr. 152)
(auch: Schwarz-Wolf)
Über das auf der anderen, der nördlichen Seite gelegene Grundstück von Paul Wolf [287] und seiner Frau Martha Heinze ist nur wenig bekannt. Doch nicht nur der Zusatzname "Heinze-Wolf" gibt etwas Auskunft über die Verhältnisse, es ist auch bekannt, daß Paul aus Nißmenau stammt und somit in das Heinze-Anwesen einheiratete. Drei Kinder sind bekannt, Herbert ist im 2. Weltkrieg gefallen, Elisabeth (Liesbeth), verehelichte Greul starb im Februar 2011 im 89. Lebensjahr und Gerhard wohnte nach dem Krieg in Golßen in der Niederlausitz. Über den ebenfalls genannten Namen "Schwarz-Wolf" kann ich leider keine Erklärung geben. Vorbei an Gotthelf Meyer [156], der eine Kohlen- und Düngemittelhandlung betreibt, wandern wir weiter …..

Berg-Wolf
Ausbauten 14
mit Dorfstraße 60 = Haus-Nr. 134 = B 43
.. nach Norden in Richtung Benau, passieren die rechts liegende ehemalige Ziegelei und erreichen den dort liegenden Aussiedlerhof. Die hier leicht ansteigende Feldflur erklärt den Zusatznamen "Berg-Wolf". Hier wird 1938 Hermann Wolf [278] genannt; mit seiner Frau Anna und drei Kindern – eine namenlose Tochter und die Söhne August und Hermann sind im Familienbuch von Reinswalde notiert, doch damit erschöpft sich mein/unser Wissen über diese Familie. Leider ist eine familiäre Zuordnung zu anderen Wolf-Geschlechtern nicht möglich.
Es ist aber bekannt, daß das die Ländereien des Anwesens "Ausbauten 14" in vorigen Zeiten zum Bauernhof "B 43" zählten und hier eine neue Wirtschaft entstand. Es ist also durchaus denkbar, daß über Großeltern/Urgroßeltern eine Verwandtschaft zu Alt-Bürgermeister Hermann Wolf [280] besteht, der 1938 als Bauer des Hofes Dorfstraße 60 erwähnt wird. Hinzuweisen ist noch ergänzend, daß Sohn Karl auf der Dorfstraße 60 in der Kartenskizze um 1940 genannt wird. Karls Bruder Hermann [281] führte im Niederdorf die Gastwirtschaft.
Für die Dorfstraße 60 (Karl Wolf) gibt es keinen zusätzlichen Namen, aber es soll an dieser Stelle erwähnt werden, daß zwischen 1686 und 1840 mindestens fünf Generationen "Weiche" den Hof bewirtschafteten. Ab wann die Familie Wolf die Geschicke dieses Bauernhofes weiterführte, ist unbekannt, eine Einheirat ist ebenfalls denkbar.

Schmidt-Hänsches
Dorfstraße 117 (= Haus-Nr. 88 = H 56)
Zurück an der Kreuzung liegt gegenüber von "Heinze-Wolf" südlich der Dorfstraße die Häuslernahrung von Hermann Hänisch [62] und seiner Frau Clementine, geb. Schmidt. So schnell ist ein Zusatzname lange nicht erklärt worden. Hermann heiratete in dieses Anwesen ein und so erhalten wir "Schmidt-Hänsches".
Am 11. März 1727 wird durch den Kaufbrief auf einer Parzelle neben B 27 (= Dorfstraße 116 = Haus-Nr. 90) von Christoph Schmidt ein neues Haus gebaut. So läßt sich das Geschlecht Schmidt über Clementines Eltern Friedrich Hermann Schmidt und seiner Frau Marie Auguste, geb. Scheider bis zu diesem Tag weitere vier Generationen zurück verfolgen.
Marie Auguste war eine Tochter des Bauern Carl Traugott Scheider mit seiner Frau Johanne Dorothee Bräuniger, die aus dem Geschlecht Bräuniger des Hauses Haus-Nr. 90 = Dorfstraße 116 = B 27 stammte. Weil diese beiden Ländereien seit Jahrhunderten mit einander verflochten sind, folgt nun dieser Bauernhof, der uns als "Ziegelei-Scheider" ein Begriff ist.

Ziegelei-Scheider
Dorfstraße 116 (= Haus-Nr. 90 = B 27)
Auf dem Weg zu "Berg-Wolf" sind wir ja bereits an der ehemaligen Ziegelei vorbei gekommen. In den mir vorliegenden Unterlagen wird jedoch nicht auf eine Ziegelei hingewiesen, die mit diesem Hof verbunden ist. Wann der Bauernhof der Familie Scheider den Namen "Ziegelei-Scheider" erhielt, ist daher nicht zu ermitteln. Letzter Eigentümer war Gotthelf Scheider [211], er war mit Anna, geb. Bräuniger verheiratet und beide hatten zwei Kinder - Martin und Helli.
Erstmalig wird in der Einwohnerliste vom 3. September 1853 ein Johann Traugott Scheider auf diesem Hof genannt, vermtl ein Sohn des Carl Traugott Scheider. Dieser hat in den Bräuniger-Hof eingeheiratet. In einigen Geburtsurkunden werden zwei verschiedene Namen als Ehefrauen genannt, einmal
Johanne Dorothee und später Johanne Christiane Bräuniger, evtl. sind beide identisch. Carl Traugotts Schwiegervater Andreas Bräuniger wird letztmalig in der Grundsteuerliste vom 18. Januar 1840 erwähnt. Er war der letzte des Bräuniger-Geschlechts, die sich über 5 Generationen bis 1686 zurück verfolgen lassen.

Damit beende ich den 5. Teil der Reihe. Wie bei "Treeben-Hänisch" bereits gelesen, geht es in der nächsten Folge auf der Dorfstraße bis zum Bahnhof weiter, um auf der Gasse des Niederdorfs bis in die Dorfmitte zurückzukehren. Natürlich werden auch die Aussiedlerhöfe nicht vergessen.

6. Teil (Stand: März 2014) – erscheint im Reinswalder Jahr Nr. 28 vom Dezember 2014

Liebe Reinswalderinnen und Reinswalder, in dieser Folge möchte ich doch einmal näher auf die "Dorfgasse" eingehen, von der wir nun schon so viel gelesen haben. Für Euch ist es sicherlich nichts neues, daß dieser von uns so bezeichnete Weg die ursprüngliche "Hauptverkehrsader" in Reinswalde ist/war. Doch für nachfolgende Generationen ist es wichtig, über diese Information zu verfügen, darum weise ich an dieser Stelle darauf hin. Diese Dorfgasse folgte dem Wasserlauf unseres Baches, der in den Karten "Schlatnitz" genannt wird, während im Sprachgebrauch von der "Baache" die Rede ist. An dieser Gasse liegen/lagen die Bauernhöfe der Siedler und ihrer Nachkommen und von hier aus liefen die Ackerparzellen je nach Größe als Hufen und Ruten der einzelnen Höfe in die nördliche (Richtung Benau) und die südliche Feldmark (Richtung Goldbach und Wellersdorf) – wir erinnern uns an den Begriff "Waldhufendorf". Auf den beigefügten Kartenausschnitten ist das sehr gut zu erkennen. Der spätere Aus- bzw. Neubau des dann Dorfstraße genannten Weges hat darauf keine Rücksicht genommen, vielmehr könnte man große Teile - dieses in heutiger Zeit asphaltierten Verlaufes - auch als "Umgehungsstraße" bezeichnen.

Mit "Ziegelei-Scheider" von der Dorfstraße 116 endete die letzte Folge. Unsere Wanderung wird uns nun bis zum Bahnhof von Reinswalde führen, um dann auf der Dorfgasse Richtung Dorfmitte zurückzukehren.

Scheider-Wolf
Dorfstraße 114 = Haus-Nr. 222

Die Erklärung für diesen Zusatznamen ist relativ einfach. Im Adressbuch von 1938 wird die "Bäuerin Anna Wolf" genannt. Sie ist eine geborene Scheider, aber aus welcher Reinswalder Scheider-Familie Anna stammt – wenn überhaupt Reinswalde, das zu klären, ist mir bisher nicht möglich gewesen. Sie war mit August Wolf verheiratet, der leider 1933 mit dem Heuwender tödlich verunglückte. Drei Söhne hatte das Ehepaar, Herbert gilt als vermißt, Paul ist gefallen und Georg ist 1945 in Ablaß verstorben.

Eltern von August und seinen Schwestern Martha Babicke, geb. Wolf, Waltersdorf und Emma, die mit Emil Rudtsch [202] verheiratet war, sind der Bauer August Wolf und seine Frau, einer geborenen Hübner, der bereits den Namen "Hengst-Bauer" führte.
6 - 6. Teil Karte Reinswalde Ost-'Nord' 1940

Hübner-Schulze
Dorfstraße 112 = Haus-Nr. 93 = B 28 (zusammen mit Dorfstraße 111)

Zunächst etwas verwirrend, aber bei genauer Betrachtung löst sich das Rätsel sehr schnell. Seit 1686 wird der Hof "B 28" genannt und ist bereits in der fünften Generation in Heinze-Hand. Letzter Eigentümer war Johann Erdmann Heinze, der aber vor dem 6.1.1815 stirbt und seine Witwe Anna Maria, geb. Wolf und vier Töchter hinterläßt. An diesem Tag verkaufen sie an "den Bräutigam der Witwe" Georg Heinrich Lehmann das Anwesen. Eine der Töchter ist Judith Heinze, sie war wohl die jüngste der vier Mädchen und hat, wie es in Reinswalde üblich war, den Hof später übernommen, als sie um 1830 Gottlieb Hübner heiratete. Gottlieb wird zweimal erwähnt, einmal am 16.1.1840 in den Grundsteuerlisten und zum anderen am 3.9.1853 in der Einwohnerliste von Reinswalde. Das Ehepaar hinterläßt Sohn Johann Traugott Hübner. Die ursprünglich im Familienbuch von Reinswalde aufgeführte Tochter Pauline Hübner ist eher eine Tochter von Johann Traugott.

Wie gerade erwähnt ist Pauline Hübner wohl eine Tochter des Johann Traugott. Sie verheiratet sich mit Hermann Schulze [236] und Tochter Martha wird später Ehefrau von Gotthelf Märkisch [142]. Die Tochter Frieda Kahnke verstarb 2006 und Tochter Elisabeth (Liesbeth) Pflaum lebt im Raum Luckenwalde.

Wem der Hof nun den Zusatznamen "Hübner-Schulze" zu verdanken hat, ist in diesem Fall zweitrangig, ich behaupte mal, daß Pauline Hübner und Hermann Schulze [236] dafür 'verantwortlich' sind. Doch auch Johann Traugott Hübner käme durchaus in Frage, denn er heiratet am 24.11.1858 Johanna Christiane Ernestine Schulz (Schulze). Sie stammte aus Obergorpe und war die Tochter des dortigen Bauern Johann August Schulz und dessen Ehefrau Anna Rosina, geb. Schulz.

Wächter-Berthold
Dorfstraße 110 = Haus-Nr. 95

Aus der Bezeichnung Gemeindediener im Einwohnerbuch von 1925/26 und später auch die als Totengräber läßt sich der Name "Wächter-Berthold" erklären. Im Einwohnerbuch 1928/30 wird August Berthold [8] als Häusler und im Adressbuch von 1938 als Rentner aufgeführt.

Aus der Ehe mit Pauline Munske sind vier Kinder bekannt: Sohn Hermann Berthold [9] war mit Martha Schulz verheiratet; Tochter Emma mit Gustav Rieger [200]; Tochter Selma mit Emil Wolf [268] und Tochter Martha (Marthel) mit Karl Hübner [99]. Über einen weiteren Sohn – der im ursprünglichen Text des Familienbuches angeführt wurde, ist nichts weiter bekannt - ist hier evtl. Hermann gemeint?

Bekannt ist noch, daß am 26.10.1884 der hier wohnende Häusler und Weber Johann Friedrich Traugott Schulze stirbt. Außerdem lebte mindestens von 1881 bis 1890 im Haus-Nr. 95 der Einwohner, Mieter und Tagearbeiter Gustav Wolf mit seiner Frau Johanne Rahel Schrodt und den während dieser Zeit geborenen vier Kindern. 1881 und 1884 wird Gustav Wolf als Stellmachermeister bezeichnet.

Tauchert-Bogisch
Dorfstraße 109 = Haus-Nr. 94 = G 23

Wie die vorherigen beschriebenen drei Nachbarn, stand auch dieses Haus auf der südlichen Seite der Dorfstraße. Letzte bekannte Bewohner waren der Landwirt Hermann Bogisch [20] und seine Frau Anna mit den drei Kindern Paul, Willi und Grete, die 1925/26 wohl alle drei schon als Erwachsene zu betrachten sind. Hermann war ein Sohn des 1925/26 und 1928/30 als Bahnarbeiters a. D. genannten Hermann Bogisch. Dieser Hermann sen. war vermtl. mit einer Tauchert-Tochter verheiratet, denn er wird schon als "Tauchert-Bogisch" bezeichnet. Allerdings ist diese Ehe keineswegs gesichert.

Der mögliche Brautvater Johann Traugott Tauchert stirbt am 27.1.1886 mit 68 Jahren. Er war mit Johanne Christiane Bogisch verheiratet, sie stirbt am 5.5.1890 und dieses Ereignis wird von der Gärtnerfrau Johanne Karoline Barth angezeigt. Johanne Karoline stammte aus Benau und war Tochter des schon verstorbenen Kirchhäuslers in Benau Hans Gottfried Bogisch und seiner ebenfalls verstorbenen Frau Anna Maria Kuntze. Diese Zusammenhänge zu erläutern, ist schon eine interessante Aufgabe, und die Erklärung zu "Tauchert-Bogisch" ist auf Umwegen ebenfalls gelungen. Zu Johanne Karoline Barth ist noch mitzuteilen, daß sie als Pflegetochter von Johann Traugott Tauchert und als Ehefrau von Johann Karl Traugott Barth bezeichnet wird.

Er ist der dritte oder vierte in der Reihe der Tauchert-Familie, der auf dieser Gärtnernahrung genannt wird. Großvater oder Urgroßvater Johann George Tauchert kaufte das Anwesen am 23.5.1806 von Gottfried Kloß, der es von seinem Schwiegervater Gottfried Heinze am 19.10.1792 erworben hatte. Das Geschlecht Heinze ist hier seit 1686 nachzuweisen und im gleichen Jahr wird noch Gottfried Müller genannt.

Im Einwohnerbuch von 1928/30 ohne Berufsbezeichnung und im Adressbuch von 1938 als Weber werden hier Wilhelm Berthold [13] und seine Familie aufgeführt, Tochter Lina Stehmeier lebte bis zu ihrem Tod 2008 in Bremen.

Butter-Müller
Dorfstraße 103 = Haus-Nr. 224
(auch: Stellmacher-Müller)

Nun wandern wir ein kurzes Stück weiter und treffen auf der anderen, der nördlichen Straßenseite auf das allen noch bekannte Lebensmittelgeschäft von August Müller [164] im Niederdorf. Über seine Tätigkeiten erfahren wir aus den Einwohnerbüchern von 1925/26 und 1928/30, in denen er als Stellmacher, Landwirt und Handelsmann bezeichnet wird. Diese Hinweise erklären den ursprünglichen Namen "Stellmacher-Müller". Im Adressbuch von 1938 erscheint er mit dem Zusatz "Lebensmittelhandlung". Dieses und das aus Familienangaben stammende "verkaufte mit dem Planwagen regelmäßig Eier und Butter in Sorau" erläutern eindrucksvoll den Namen "Butter-Müller".

Von August wissen wir, daß er mit Auguste Clementine Wolf verheiratet war. Aus der Ehe sind uns neun Kinder bekannt, acht Jungen und das Mädchen Liesbeth. Nach Erzählungen seines Sohnes Wilhelm wurde von Ella Weierstall, geb. Ludewig mitgeteilt, daß August im Februar 1945 trotz eines weißen Betttuches von den Russen erschlagen wurde. August hatte zwei Geschwister, einmal Bruder Johann Carl Gottlieb Müller und Schwester Berta Walter [248], geb. Müller. Berta war auf dem Anwesen Ausbauten 7 (Pusch-Walter - dazu in der nächsten und somit letzten Folge mehr) verheiratet. Nach Familienangaben sind die drei Geschwister in Nimbsch geboren.

Ober-Kloß
Dorfstraße 96 = Haus-Nr. 106 = G 25
später zu B 31 (Nieder-Kloß)

Nun erreichen wir das Anwesen von Paul Kloß [108], das im Volksmund "Ober-Kloß" genannt wird. Er war mit Martha, geb. Reimann verheiratet und das Ehepaar hatte wohl drei Kinder, über die wir leider keine weiteren Angaben haben. Diese Bezeichnung mit 'Ober' hatten wir ja schon mehrfach; im 4. Teil hatte ich die Namen für "Ober- und Niedermüller-Hänisch" von der Dorfmitte aus betrachtet. Bei dem Namen "Ober-Kloß" trifft das nun allerdings nicht zu, denn diese Gärtnernahrung liegt näher zur Dorfmitte als der folgende Bauernhof von "Nieder-Kloß". Haben diese Namen doch etwas mit der Lage zum nicht offiziellen Ober- und Niederdorf zu tun? Oder wird hier auf das abfallende Gelände in Reinswalde verwiesen?

Genaueres wissen wir aber die Geschlechterfolge dieses Grundstückes, das später mit dem folgenden Bauernhof "B 31" vereint wird. Die Gärtnernahrung wird ab 1737 bis um 1853 von Heinze-Generationen bewirtschaftet, bevor – das läßt sich z. Zt. nicht beweisen - ein Kloß in die Familie einheiratet. Vor 1737 werden zweimal Hans Lämpel und 1686 Michael Lämpel erwähnt.

Nieder-Kloß
Dorfstraße 95 = Haus-Nr. 107 = B 31

Unmittelbarer Nachbar zu "Ober-Kloß" ist der Bauernhof von "Nieder-Kloß". Über Namen habe ich oben versucht, eine Erklärung zu finden. Bewirtschaftet wurde das Anwesen von Paul Hermann Kloß [107], der mit Frieda Schmidt verheiratet war. Über das Schicksal des im Krieg verschollenen Paul Hermann war die Familie lange im Unklaren. Erst im Sommer 1997 brachte eine Nachricht des Deutschen Roten Kreuzes Gewißheit, daß der Mann und Vater bereits 1946 in Rußland verstorben ist. Ehefrau Frieda verstarb im August 1999 und die beiden Kinder Annemarie und Erwin leben mit ihren Kindern und Enkel in Balhorn und Umgebung.

Leider ließ sich bisher nicht klären, wie Paul Hermann Kloß in die Reihe der im Schöppenbuch genannten Besitzer einzuordnen ist. August Kloß (Ober-Kloß) zeigt am 14.4.1884 den Tod seines Nachbarn Gottlieb Krause vom 13.4.1884 an, der in den – später "Nieder-Kloß" genannten - Hof einheiratete. Gottliebs Ehefrau Dorothea Elisabeth Lämpel war eine Tochter des Bauern Gottfried Lämpel. Dieser hatte als 'gewesener Mousquetir' am 13.1.1797 das Anwesen von Friedrich Wolf gekauft. Friedrich Wolf erwarb am 1.10.1767 dieses Bauerngut von Johann George Otte, vielleicht spielte auch hier wieder einmal die Einheirat eine Rolle. Seit 1767 erscheinen Otte und der Name Heinze einige Male in verschiedenen Registern, erstmalig Christoph Heintze junior im Jahr 1686.

 

Gastwirtschaft
im Niederdorf - 1812 Erbschankwirt
Dorfstraße 94 = Haus-Nr. 108 = H 60

Ohne besonderen Zusatznamen erwähne ich dieses Grundstück ebenfalls. Als letzte Bewohner kennen wir noch Hermann Wolf [281] und aus seiner ersten Ehe mit Martha Bräuniger sind uns die beiden Kinder Karl und Hans Wolf bekannt. Martha war zuvor mit einem Kräske verheiratet, vermtl. der 1925/26 im Einwohnerbuch unter Nr. 120 und 1928/30 im Einwohnerbuch als Nr. 114 genannte Gastwirt Paul Kräßke.

Zuvor war hier eine Hubatsch-Familie ansässig. Zunächst 1876 als Gastwirt und bereits 1877 als "Schankwirthsausgedinger" wird Vater Karl Heinrich mit seiner Ehefrau Johanne Eva Maria Schulz genannt, doch leider gibt es keinen Hinweis auf die Herkunft. Danach übernahm Sohn Ernst Hermann Hubatsch diese Schenke, 1876 wird er noch als Gastwirtssohn bezeichnet, doch 1877 und auch 1881 ist er Schankwirth in Reinswalde. Ein Sohn der achtköpfigen Kinderschar war Hermann Hubatsch [95], der mit seiner Familie im Mitteldorf gegenüber Frisör Flöter wohnte.

Seit 1687 ist hier ein Kretschmer (Gastwirt) nachgewiesen und wird zwischen 1802 und 1812 in verschiedenen Urkunden als "Erbkretschmer" bezeichnet. Leider fehlen Hinweise, die die Lücke zwischen Gottlieb Hänisch von 1802 bis 1812 und der Hubatsch-Familie schließen.

 

Mühl-Munske
Dorfstraße 93 = Haus-Nr. 109 = B 32 = auch G 30

Bei diesem Bauernhof ist der Name unbestritten, denn bereits am 19.2.1771 wird er beim Verkauf "Bauermühlennahrung" genannt. Nach zwei bekannten Otte-Generationen seit 1715 verkauft Johann George Otte 1771 an den neuen Besitzer Johann Erdmann Heinze, der durch Erbschaft bereits seit 1762 den väterlichen Hof "B 34" (Ende-Müller) bewirtschaftet. 30 Jahre später verkaufen seine Erben am 14.4.1801 an den Bauern von "B21/22" Gottfried Müller, doch bereits vier Monate später am 11.8.1801 wird durch Kauf der bisherige Gärtnernahrungsbesitzer "G 30" Johann Gottlieb Munske neuer Eigentümer und aus dem bisherigen Bauernhof "B 32" wird unter gleicher Hypothekennummer 109 das Gärtneranwesen "G 30". Nun bleibt der Bauernhof im Besitz der Familie Munske, bis im Jahr 1945 die Reinswalder Geschichte endet.

Letzter Eigentümer war Hermann Munske [176], der mit Martha Apelt aus Laubnitz verheiratet war. Sohn Hans-Joachim wird 1942 geboren, doch auch Pflegesohn Heinz Plath gehört zur Munske-Familie. Auf einer gezeichneten Karte von 1908 ist eine Wassermühle für diesen Hof angeführt, die dem Hof ihren zusätzlichen Namen gab. Bekannt ist allerdings auch, daß in diesem Bereich südlich der Gasse um 1900/1910 in der Feldmark eine Windmühle stand. Leider sind hier keine weiteren Einzelheiten bekannt geworden, durch die eine Zuordnung möglich wäre.

Ziegel-Wolf
Dorfstraße 92 = Haus-Nr. 110 = B 33

Nun folgt ein Bauernhof, der seit 1715 fünf Generationen lang eine Sandmann-Familie ernährte. Am 24.11.1854 übernimmt Johann Gottfried von seinem Vater Johann Gottlieb Sandmann den Hof. Die nachfolgenden Erklärungen sind von mir angestellte Vermutungen, die jedoch durchaus zutreffen können. Der Eintrag vom 26.3.1877 im Hypothekenbuch nennt als Besitzer den Bauern Johann Friedrich August Munske, vermtl. hat er eine Sandmann-Tochter zu Frau genommen und in den Hof eingeheiratet.

Dieses "einheiraten" setzt sich in der nächsten Munske-Generation fort, als sich Tochter Martha Munske mit Gotthelf Wolf [273] verheiratet. Das könnte um 1910 gewesen sein, denn beide werden im Hypothekenbuch von Reinswalde genannt, Martha Wolf, geb. Munske am 12.5.1911 und Gotthelf als Hilfsweichensteller am 28.7.1911. Welche Gründe zum Namen "Ziegel-Wolf" beitrugen, konnte ich leider nicht ermitteln. Ob Ernst Paul Wolf [269] dazu beigetragen hat, kann ich nicht sagen, er wohnte mit seiner Familie im Nebenhaus dieses Anwesens und wird in den drei bekannten Einwohnerverzeichnissen 1925/26, 1928/30 und 1938 als Maurer aufgeführt.

Ende-Müller
Dorfstraße 91 = Haus-Nr. 111 = B 34

Nun kommen wir zum letzten Hof an dieser neuen Straße, die die bisherige Gasse entlastet – Umgehungsstraße würden wir heute dazu sagen. Warum "Ende-Müller" wird ein Fremder fragen, liegt der Hof von "Ende-Müller" doch am östlichen Dorfeingang von Reinswalde. Nun, die Antwort ist einfach: Nach alter 'Sitte' begann die Zählung immer von der Dorfmitte her. In diesem Fall stand der Hof am Ende des Dorfes an der Straße nach Nimbsch, daher der Name "Ende-Müller".

Allerdings wird erst 1801 mit dem Kauf dieser Länderei ein Gottfried Müller Eigentümer, ihm gehören mit B 21/22 und B 41 weitere Bauernhöfe, die er allerdings wieder verkauft hat. Letzter Besitzer ist Karl Wolf, er hatte 1925/26 das einzige Telefon im Dorf – Benau 11. Seine Tochter Ella Müller heiratet Bruno Heinrich aus Friedersdorf und lebte ebenfalls auf dem Hof "Ende-Müller", während Tochter Toni Müller mit einem Lehrer in Cottbus verheiratet war. Die Geschichte dieses Grundstücks endet durch die Kriegseinwirkungen 1945.

Ende-Hänisch
Dorfstraße 1 = Haus-Nr. 41 = B 13

Zum besseren Verständnis soll an dieser Stelle sofort das "dörfliche Gegenstück" folgen, denn gleiches gilt auch für das andere Ende des Dorfes. Hier – also im Westen an der Grenze zu Waltersdorf – liegt der Hof von "Ende-Hänisch". Vielleicht erinnert sich der Leser, daß in der ersten Folge über die beiden "Ende-Höfe" schon einmal berichtet wurde (Reinswalder Jahr Nr. 23 vom Juni 2012).

Bereits seit 1686 ist die Familie Hänisch auf diesem Bauernhof nachgewiesen. Zu den letzten Bewohnern gehörte Berta Hänisch, geb. Schölzke, sie starb im März 1967. Sie war lange Witwe, denn ihr Mann Gustav Reinhold ist nach 1928/30 aber wohl vor 1938 verstorben, bei den letztgenannten Jahreszahlen handelt es sich um das Einwohnerbuch und das Adressbuch von Reinswalde. Zwei Söhne sind uns bekannt, Kurt Hänisch war verheiratet und starb bereits 1996. Doch über Willi liegen uns keine weiteren Angaben vor.

Leider steht das alte Wohngebäude nicht mehr, nur das Gedingehaus des Bauernhofes ist - nun als Wohnhaus - erhalten geblieben und macht einen gepflegten Eindruck.

ehemalige Schäferei am "Schäfer-Loch"
Dorfstraße 90 = zu Haus-Nr. 4 = zu B 1 (Lehnschölzerei)

Nicht unerwähnt bleiben soll die "ehemalige Schäferei der Lehnschölzerei" - am "Schäfer-Loch". Wir erinnern uns an Paul Senzel und seine Familie, der in den Einwohnerverzeichnissen von 1925/26 und 1928/30 als Bahnarbeiter in Reinswalde noch im Anwesen von "Hengst-Bauer - Feld-Bauer" Haus-Nr. 123 = Dorfstraße 72 = B 40, wohnte. Im Adressbuch von 1938 wird er als Landwirt bezeichnet. In der "Ur"-Ausgabe des noch von Klaus Winkler zusammengestellten Familienbuches von Reinswalde wird er bereits als 'Eisenbahner' aufgeführt. Die beiden Bilder zeigen jeweils links den Verlauf des Baches. Auf dem einen Bild stehen wir direkt an der Eisenbahnbrücke, die dahinter nach rechts weiterlaufende Straße führt weiter nach Nimbsch. Auf dem anderen Bild sehen wir den nun freien Platz rechts zwischen den beiden Bäumen, auf dem das Haus der ehemaligen Schäferei stand.

zu Ende-Müller - Karl Müller [169]
Dorfstraße 89 (= Haus-Nr. 112 = B 35)
eingegangen, später zu B 34

Ebenfalls zum Besitz von Karl Müller gehörte das Anwesen der "Dorfstraße 89 (= Haus-Nr. 112 = B 35)". Dieser Bauernhof wurde bereits von seinem Vater Traugott Müller erworben, so wird es im Hypothekenbuch am 30.4.1882 notiert. Traugott hatte diese aufgegebene Bauernwirtschaft von einer "Heinze-Familie" übernommen, die seit 1686 in ununterbrochener Linie nachgewiesen wird. Vermutlich hat der erstgenannte Simon Heintze in diesen Hof eingeheiratet, denn 1666 wird noch George Rudolph Müller als Eigentümer genannt. Abschließend sollen noch die letzten Bewohner erwähnt werden, die hier (wohl) zur Miete lebten: Nr. 161 im Einwohnerbuch von 1925/26 der Rentenempfänger August Meyer und im Adressbuch von 1938 der Korbmacher Paul Lehmann [131]. Dieser war zugezogen und ist nicht identisch mit Paul Lehmann, dem Sohn von Hermann Lehmann [129].

Nach diesem kurzen Ausflug zur anderen Seite des Dorfes an die Gemeindegrenze zu Waltersdorf und mit zwei eigentlich nicht zur Serie gehörenden Häusern kehren wir zum Wohnhaus von Korbmacher Paul Lehmann [131] zurück, setzen unsere Wanderung auf der Gasse fort und kommen nun zum Anwesen von …

Bleicher-Schulze
Dorfstraße 88 = Haus-Nr. 113 = H 43

… Dieses Haus ist uns mit seinen Bewohnern besonders vertraut, handelt es sich doch um Hermann Heinze [78] und seine Ehefrau Bert, geb. Blobel. Beide sind (und waren) die Hauptakteure in dem historischen Leineweber-Film aus den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die vier Kinder Max, Martha, Gerhard und Ella gründeten eigene Familien.

Der Name "Bleicher-Schulze" erklärt sich allerdings nicht mit Hermann Heinze, sondern aus den Eigentumsverhältnissen dieser Häuslernahrung und dem Beruf des Bewohners. Am 18.3.1876 wird dem Häusler und Weber Johann Friedrich August Schulze von seiner Ehefrau Johanna Dorothee, geb. Müller der Sohn Johann Friedrich Paul geboren und am 21. März beim Standesamt in Reinswalde beurkundet. Als Weber ergibt die Bezeichnung "Bleicher" durchaus einen Sinn, wenn die gewebten Stoffe zum "bleichen" auf die Wiese gelegt wurden. Vermutlich lebten vor Johann Friedrich August hier zwei weitere Generationen Schulze, denn am 22.11.1805 verkauft der 'Mousquetir' Gottfried Neumann an den bisherigen Mieter und bereits ansässigen Häusler zu Reinswalde Johann Gottfried Schulze das Anwesen. Mit diesem Verkauf endet der Name Neumann auf diesem Besitz, der mit David Neumann erstmals 1737 erwähnt wird.

Grawens-Schulze
Dorfstraße 87 = Haus-Nr. 114 = B 36

Nach dem Anwesen von "Bleicher-Schulze" folgen wir der Gasse in westlicher Richtung und kommen zum Bauernhof von "Grawens-Schulze", ebenfalls an der Gasse liegend. In den älteren Aufzeichnungen von Klaus Winkler finden wir für den letzten Besitzer Paul Schulz [233] den Hinweis "genannt der Graf". Allerdings fehlt eine Erklärung zu dieser Notiz, die ich später mit dem Zusatz "Grawens" ergänzte.

Die Familie Schulze oder Schulz - wie sie sich vordem schrieb – läßt sich über mindestens acht Generationen bis Hans Schulz nachweisen, der als Verstorbener in Aufzeichnungen am 10./11./12. Oktober 1715 von Aussagen der Gemeindemitglieder über die Probepredigt des künftigen Pfarrers von Reinswalde Herrn Bogvoy aufgeführt wird. Davor wird noch Martin Pohl genannt, als er 1686 Abgaben in Form von je einem Scheffel Korn und Hafer leistet, wie es in der "Specification der jährlichen Decinen ... des Pfarrers in Reinswalde" aufgezeichnet ist.

Dorf-Merkwirth
Dorfstraße 97 = Haus-Nr. 104

Wir folgen der Gasse Richtung Dorfmitte und treffen nach etwa 150 Meter auf das Anwesen von Gerhard Merkwirth [153], der dort mit seinem Vater August Merkwirth [151] lebt. Die Familie läßt sich auf diesem Grund und Boden weitere zwei Generationen nachweisen. Den Namen "Dorf-Merkwirth" deute ich aus der Lage ihres Hauses im Dorf.

Eine zweite Familie Merkwirth (mit "h") ist auf der Wellersdorfer Straße 19 ansässig und als dritte (allerdings ohne "h" wohnt Gottlieb Merkwirt [154] nach den Einwohnerlisten von 1925/26 im Bahnhaus und 1928/30 im Haus-Nr. 119 (= Dorfstraße 81= zu B 38) von Ernestine Brehme [27], doch lt. Adressbuch von 1938 wird er hier mit "h" geschrieben und wohnt in der Dorfstraße 56, dem Haus von Reinhold Kirchner [106].

Christ-Heinze
Dorfstraße 86 = Haus-Nr. 115 = B 37

Die Erklärung zu dieser nahe dem Weg zu den Ausbauten Nr. 13 und 12 und einem Pfad südlich der Dorfgasse gelegenen Bauernnahrung erhielt ich von Gotthard Heinze. Dem ältesten der sechs Kinder von Gotthelf Heinze [75] und seiner Ehefrau Alma, geb. Henschke danke ich ganz herzlich und die Informationen habe ich nachstehend zusammengefaßt:
Nach schriftl. Mitteilung vermtl. von Juni 1996 und tel. Aussage am 28.10.2012 von Gotthard Heinze stand in der Nähe des Elternhauses eine Kapelle und nach dem Verfall dieses Gebäudes ein großer Baum, der im Volksmund den Namen "Kirch-Baum" oder auch "Christus-Baum" hatte. Gotthard berichtete, daß nach Aussagen von Großvater Hermann Heinze die verschwundene Kapelle "Christus-Kapelle" genannt und durch den Baum ersetzt wurde. Dieser wurde dann nach der Kapelle benannt. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit der Name "Christ-Heinze", den auch schon Großvater Hermann kannte, wie Enkel Gotthard berichtete. Vater Gotthelf hat nach dem Brief beim Anlegen einer Kartoffelmiete alte Scherben gefunden.

Über die Familiengeschichte ist folgendes zu berichten: Das Bauerngeschlecht Heinze ist mindestens seit 1686 auf diesem Anwesen nachzuweisen. Der älteste z. Zt. bekannte George Heinze leistet 1686 Abgaben in Form von je einem Scheffel Korn und Hafer, so ist es in der "Specification der jährlichen Decinen ... des Pfarrers in Reinswalde" von 1686 festgehalten. Mit Gotthard und seinen Geschwistern sind acht Generationen für diesen Hof zu belegen.

Mit "Christ-Heinze" endet der 6. Teil meiner Reihe zu den Hausnamen von Reinswalde. In der nächsten und damit auch letzten Folge setzen wir unseren Weg fort und gehen auf der Dorfgasse in die Mitte des Dorfes zurück. Dort beenden wir unseren Rundgang, der mit dem neuen Straßenverlauf bei Ende-Hänisch nahe der Grenze zu Waltersdorf begonnen hatte. Unterwegs werden wir auch die Ausbau-Höfe in der südlichen Feldmark von Reinswalde aufsuchen.

7. und letzter Teil (Stand: Juli 2014) – erscheint im Reinswalder Jahr Nr. 29 vom Juni 2015

In dieser und damit letzten Folge setzen wir unseren Weg fort und gehen auf der Dorfgasse in die Mitte des Dorfes zurück. Mit "Christ-Heinze" endete der 6. Teil meiner Reihe zu den Hausnamen von Reinswalde. Allerdings werden wir zunächst über den nahe diesem Anwesen liegenden Weg in die südliche Feldmark bei einem Ausflug die Ausbau-Höfe von Reinswalde besuchen. Auch der "Weichs-Weg" und "Hinterm Zaun" werden nicht zu kurz kommen.

Feld-Hänisch
Ausbauten 13 = Haus-Nr. 166

Die Namensgebung ergibt sich aus der Lage des Anwesens. In diesem Fall lebte hier Heinrich Fliegner [37] mit seiner Frau Martha, geb. Hänisch, er hatte eingeheiratet; die Ehe war kinderlos. Heinrich wird in den Einwohnerbüchern von 1925/26 und 1928/30 sowie im Adressbuch von 1938 erwähnt. Die genauen Sterbedaten der Familie liegen mir nicht vor, wohl aber, daß Heinrich bereits 1945 in Reinswalde verstorben ist, so ist es nachzulesen in "Einsame Wege – Seit 150 Jahren SELK, 1980, Seite 152". Bereits in der "Urfassung" des Familienbuches hat Klaus Winkler alle Angehörigen dieser Familie als verstorben aufgeführt.

Auch über Martha liegen nur wenige Informationen vor. Sie war eine Tochter von Ernst (Friedrich Ernst) Hänisch und seiner Frau Johanne Christiane (Christel) Wolf, durch ihn entsteht der Name "Feld-Hänisch". Ernst wird auf dem Ausbau-Hof im November 1879 bei der Geburt seines Sohnes genannt 7 - 7. Teil Karte Reinswalde Mitte-Ost-Süd 1940und ist ein Sohn von Bauer Johann Gottfried Hänisch aus dem Hof der Lehnschölzerei (= B 1). (Zur Erinnerung: ein Teil der Lehnschölzerei geht 1888 in das Eigentum der Familie Blobel über.) Ernst Ehefrau Johanne Christiane (Christel) Wolf ist eine Tochter von Johann Traugott Wolf und seiner Frau Johanne Christiane, geb. Schmidt. Letztere stammt aus der als "Schmidt-Hänsches" bekannten Familie.

Paul Berthold [10] aus dem Hause "Walter-Schulz" (s. u.) wohnt laut Adressbuch von 1938 mit seiner Frau Martha Heinze (sie stammt aus Waltersdorf) auf diesem Anwesen.

Feld-Berthold
Ausbauten 12 = Haus-Nr. 165 = B ...

Einige hundert Meter weiter südlich von "Feld-Hänisch" kommen wir zum Anwesen von Gustav Rieger [200], er wird in den drei vorliegenden Einwohneraufzeichnungen als Bauer bezeichnet, stammte aus Dobritsch und hat durch Eheschließung mit Emma Berthold in diesen Hof eingeheiratet. Sie war eine Tochter von Friedrich August Berthold und Ernestine Pauline, geb. Munske. Ihr Vater Friedrich August Munske wird bei seiner Eheschließung am 13.4.1887 als Bauernsohn erwähnt, doch 1888 bereits als Bauer bezeichnet. Ernestine Pauline stammt aus der Bauernfamilie "B 32", die als "Mühl-Munske" bekannt ist. Leider ist es mir nicht gelungen, bei "Feld-Berthold" dem "B" eine Nummer zuzuordnen. Abschließend ist noch zu erwähnen, daß Nachkommen des Geschlechtes Rieger in Balhorn ansässig sind.

Querstraßen-Heinze
Ausbauten 11 = Haus-Nr. 176

Nach "Feld-Berthold" folgen wir dem Weg weiter Richtung Süden und kommen nach etwa 300 m an eine Kreuzung, die uns links nach Greisitz führt und treffen bereits nach 100 m auf das Wohnhaus von Hermann Heinze [76]. In der Ehe mit Johanne Ernestine Wolf werden zwei Kinder geboren, einmal der unvergessene "Heinze-Paul", der bei den jährlichen Treffen in Balhorn mit seinen Kenntnissen von und über Reinswalde dem "Hänsch-Gerhard" in nichts nachstand. Paul war mit Hildegard Hoffmann verheiratet und seine Schwester Frieda mit Richard Howack [94]. Einen offiziellen Namen hatte der Weg nach Greisitz nicht und so bekam er im Volksmund den Namen "Querstraße", wohl zur Unterscheidung zu anderen Wegebezeichnungen in Reinswalde. Aus dieser Namensfindung entwickelte sich dann der Zusatzname "Querstraßen-Heinze", ebenso wie …

Querstraßen-Wolf
Ausbauten 8 = Haus-Nr. 196

…, ebenso wie das Anwesen von Emil Rudtsch [202] mit seiner Ehefrau Emma Wolf, einer Tochter von August Wolf, das den Zusatznamen "Querstraßen-Wolf" führte. Emil hatte hier eingeheiratet. Die Rudtsch-Kinder Elly, Günter und Manfred sind uns allen noch vertraut.

Emmas Schwester Martha Babicke, geb. Wolf hatte sich nach Waltersdorf verheiratet. Bruder August verunglückte während der Heuernte 1933 tödlich mit dem Heuwender und hinterließ Ehefrau Anna Wolf [265], geb. Scheider und drei Kinder (siehe auch "Scheider-Wolf" im Teil 6 dieser Reihe). Vater August Wolf lebte als Auszügler in diesem Haus und stammte aus dem Bauernhof "B 40", der mit "Hengst-Bauer - Feld-Bauer" zwei Bezeichnungen führte.

Auf dem Weg zu Emil Rudtsch kamen wir am Anwesen von Ernst Butti [33] vorbei (Ausbauten 10 = Haus-Nr. 169), dieses hatte zwar keine zusätzliche Bezeichnung, doch an Sohn Gerhard Butti erinnern wir uns alle noch gerne.

Pusch-Walter
Ausbauten 7 = Haus-Nr. 197

Wir setzen unsere Wanderung in Richtung Wellersdorfer Straße fort und kommen an eine Kreuzung, an der die Straße rechter Hand zurück in den Ort führt und im Volksmund "Weichs-Weg" genannt wird. Ob der Weg in den Wald ebenso heißt, ist mir nicht bekannt, doch diese nach links führende Strecke bringt uns zum Haus der Witwe Berta Walter [248], geb. Müller. Dieses Anwesen trägt den Namen "Pusch-Walter" und die Erklärung klingt eigentlich logisch, "Puusch" war Reinswalder Dialekt, deutete auf den Wald und das Anwesen lag (liegt) mitten im Wald. In Verbindung mit dem Familiennamen ist diese Bezeichnung nur konsequent. Obwohl in Reinswalde der Familienname "Pusch" ebenfalls vorkommt, ist hier keine Verbindung zu Berta und Ernst Walter zu erkennen.

Da Berta Walter [248] im Adressbuch 1938 als Witwe bezeichnet wird, ist ihr Mann Ernst Louis wohl in den Jahren zuvor verstorben, denn im Einwohnerbuch von1928/30 wird er noch erwähnt. Sohn Karl Walter war um 1900 geboren und mit Frieda verheiratet, deren Familienname leider nicht bekannt ist. Beide lebten in Ausbauten 8 (= Haus-Nr. 170), dem Haus von Emil Rudtsch[202], werden aber 1938 nicht erwähnt.

Wir gehen nun zurück bis zur Kreuzung an den Weg nach Greisitz und schwenken nach links Richtung Wellersdorfer Straße. Dieses hat durchaus seine Berechtigung, wollen wir doch zuvor noch den Aussiedlerhof von …..

Feld-Weinert
Ausbauten 6 = Haus-Nr. 175

….. aufsuchen, um dann die Besichtigungstour im Ort fortzusetzen. Zunächst allerdings führt uns der "Greisitzer Weg" Richtung Westen und an der Einmündung zur Wellersdorfer Straße liegt rechts das Anwesen Wellersdorfer Straße 16 von Otto Schulz [232] und links das Haus von Gotthelf Hänisch [59] mit der Hausnummer 15; Gotthelf und seine Frau Pauline, geb. Otte haben bis weit in die 1960er in Berlin-Müggelheim in einer Gartenkolonie am Krampenburger Weg direkt am Wasser der "Großen Krampe" gewohnt. Bei den Gedanken an "Tante Pauline und Onkel Gotthelf" werden wunderschöne Erinnerungen an meine Kindheit wach. Pauline ist eine Schwester von meiner Oma Martha Schmidt – ich wäre ja ein schlechter Enkel, sie nicht zu erwähnen – und von Berta Gärtner, der Oma von Klaus Winkler. Nun ist es noch ein längerer Weg nach links zum Hof von Bruno Weinert [253], vorbei an Paul Schmidt, der Windmühle und am Haus meiner Großmutter Martha Schmidt [217] in die südliche Feldmark von Reinswalde.

Das Anwesen trägt den Namen "Feld-Weinert" zu Recht und setzt sich aus Familienname und der Lage in der Feldflur zusammen. Bruno Weinert war mit Hedwig, geb. Kluge aus Kunzendorf verheiratet, doch über ihre Eltern ist mir nichts bekannt geworden. Er war jüngstes Kind von Hermann Weinert, der in den Einwohnerbüchern von 1925/26 und 1928/30 aufgeführt wird, doch im Adressbuch von 1938 werden er und seine mir unbekannte Frau nicht mehr erwähnt. In einem Telefongespräch am 1.3.2014 mit Brunos Sohn Günter sind etliche offene Fragen zur Familie geklärt worden, u. a. auch, wer sich im Familienbuch von Reinswalde hinter den "Kindern" Emma, Anna und Hermann verbirgt. Emma war eine Schwester von Vater Bruno und Anna eine von Mutter Hedwig. Das Kind Hermann entpuppte sich als Günters Großvater Hermann und alle drei haben nun die richtige Position im Familienbuch von Reinswalde eingenommen.

Wir verlassen die Feldflur zwischen Reinswalde und Wellersdorf und kehren auf dem gleichen Weg zu unserem Ausgangspunkt im Dorf zurück. Nach diesem gedanklichen Fußmarsch über den Weg nach Greisitz und an den Aussiedlerhöfen vorbei (siehe oben) erreichen wir – natürlich völlig erschöpft (☺) - das Dorf in der Nähe von "Christ-Heinze" (Dorfstraße 86 in der vorigen Folge). Wir lassen diesen Hof rechter Hand liegen  und sind bei …..

Feld-Bauer
Dorfstraße 75 = Haus-Nr. 121 = eingegangen B 39

.. angekommen. Der ursprüngliche Bauernhof mit der Bezeichnung "B 39" lag etwa 250 m südlicher als die heutigen Gebäude und ist eingegangen. Diese Lage des Hofes am Ortsrand erklärt den Namen "Feld-Bauer" und ist mit der Standesbezeichnung eine logische Erklärung.

Letzter Landwirt dieses Anwesens in Reinswalder Zeit ist Bernhard Ludewig [140], der durch Eheschließung mit Lina Wolf, einer Tochter von Hermann Wolf [282] in diesen Hof einheiratete. Bernhard stammte aus dem Bauernhof von Paul Ludewig in Waltersdorf Nr. 23. Wie der Hof "Feld-Bauer" dann in den Besitz von Hermann Wolf gelangte, ist mir noch unbekannt. Fest steht, daß die Ländereien seit 1686 im Besitz einer Lorenz-Dynastie waren und in neun Generationen vom Vater zum Sohn weiter gegeben wurden. Letzter in dieser Reihe auf "B 39" war Johann Traugott Lorenz. Er war zweimal verheiratet, beide Male mit einer Tochter des Bauern George Friedrich Mutschke aus Milzig im Kreis Grünberg und wird 1885 bei der Geburt seiner Tochter Anna Auguste Martha aus der zweiten Ehe genannt.

Feld-Schölzke
wird in der Kartenskizze als "Neumann-Müller" notiert
Dorfstraße 74 = Haus-Nr. 122 = G 27

In unmittelbarer Nachbarschaft von Bernhard Ludewig [140] (s. o.) Richtung Dorfmitte liegt das Anwesen von Willi Schölzke [224] und seiner Frau Martha, geb. Müller. Martha war die jüngste Tochter von Hermann Müller, Willi hatte also eingeheiratet. Auch hier gilt: durch die Lage des Hofes und des Familiennamens entsteht der Zusatzname "Feld-Schölzke". Die Bezeichnung "Neumann-Müller" entsteht aus den Besitzverhältnissen, denn 1840 wird in den Grundsteuerlisten von Reinswalde Heinrich Neumann auf dieser Gärtnernahrung genannt. Die Neumanns lassen sich bis 1737 auf diesem Grundstück nachweisen und der o. a. Hermann Müller hatte eine Neumann-Tochter zur Frau genommen.

Doch wie so oft tauchen bei der Bearbeitung weitere Fragen auf. Bei der Geburt von Pauline Martha am 11. Februar 1885 und ihrem Tod am 30.10.1890, der ältesten Tochter, gibt Hermann seine Ehefrau Marie Auguste, geb. Lehmann als Mutter an. In unserem Familienbuch erscheint allerdings Pauline als Ehefrau, leider ohne ihren Geburtsnamen. Sollte Marie Auguste nach 1890 und vor der Geburt von Martha Schölzke, geb. Müller am 10.4.1894 verstorben sein und Hermann hat noch einmal geheiratet? Hermanns ältere Tochter Marie war mit einem Tschentke-Mann aus und in Wellersdorf verheiratet, leider bleibt sein Vorname unbekannt.

Hengst-Bauer
im Familienbuch und in der Kartenskizze auch "Feld-Bauer"
Dorfstraße 72 = Haus-Nr. 123 = B 40

Nach "Feld-Schölzke" nutzen wir einen kleinen Trampelpfad und kommen in der Verlängerung des Weges Richtung Dorfmitte, der "Hinterm Zaun" genannt wird, zum Anwesen von Emil Wolf [268]. Dieser von ihm geführte Bauernhof ist seit 1737 im Familienbesitz, als Andreas Wolf in "Dorfschafften die in deren herrschaftl. Mühlen zu Mahlen verordnet" zusammen mit George Heinze auf diesem Hof genannt wird, möglicherweise eine Einheirat in diesen Hof.

Auch Willi Wundke [295] hatte in den Hof eingeheiratet, denn der älteste Sohn des Gastwirts in Gladisgorpe ist mit Tochter Wally von Emil Wolf aus der ersten Ehe mit Selma Berthold verheiratet. Der Name "Hengst-Bauer" läßt sich leider von mir nicht erklären, während "Feld-Bauer" sich aus der Lage des Hofes am südlichen Dorfrand zur Feldmark erklärt. Allerdings hatten wir ja diesen Zusatznamen bereits etwas weiter oben.

Unsere Wanderung geht auf dem schmalen Pfad "Hinterm Zaun" weiter Richtung Dorfmitte. An der nun vor uns liegenden Wegekreuzung geht es rechts zur Dorfstraße 71, dem Bauernhof von Ernst Heinze [74]. Durch seine Ehe mit Tochter Ida Meyer hatte der aus Waltersdorf stammende Ernst in den Hof von Traugott Meyer [158] eingeheiratet. Wir biegen jedoch links ab und passieren auf der linken Seite ein zum Heinze-Hof gehörendes Gebäude (siehe Karte).

Walter-Schulz
Ausbauten 9 = Haus-Nr. 186

Nun ist es nicht mehr weit bis zu den Ausbauten von Hermann Berthold [9] und seiner Frau Martha, geb. Schulz und ihren beiden Zwillingspaaren. Bei diesem Erklärungsversuch muß ich mal wieder spekulieren, hätte aber zumindest einen Teil des Zusatznamens "Walter-Schulz". Leider gibt es im Reinswalder Familienbuch keinen Hinweis auf die Eltern von Martha. Ob "Walter" der Vorname ihres Vaters war, ist unwahrscheinlich; das paßt auch nicht in die Reihe der Zusatznamen von Reinswalde. Möglich wäre auch eine Verbindung zu den Familien "Walter", die im Dorf wohnten. Über einen der Zwillinge Paul Berthold [10] wurde bereits bei "Feld-Hänisch" berichtet (s. o.).

Die Haus-Nr. 186 wird für zwei Anwesen genannt, einmal für die Ausbauten 9 und ebenso für die Dorfstraße 102, dem ursprünglichen Sitz der Familie Berthold. So ist die folgende Geschichte interessant und zur Erklärung dient der schon im Familienbuch von Reinswalde notierte nachfolgende Bericht. Auch Martha Lehmann, geb. Grätz hat es in ihren Reinswalder Erinnerungen von 1900 - 1945 aufgeschrieben. Am Pfingstsonnabend 1922 brannte durch Blitzschlag das Wohnhaus des Bauern August Berthold [8] nieder. Dieses Haus mit der Anschrift Dorfstraße 102 lag an der Abzweigung nach Gladisgorpe. Sohn Hermann Berthold [9] und sein namenloser Bruder haben dieses Gebäude dann als Wohn- und Stallgebäude wieder neu gebaut. Die beiden Berthold-Brüder starben frühzeitig. Das Wohnhaus wurde zunächst von Hermann Flöter [43] als Frisörsalon genutzt, bevor dieser sich später gegenüber von Hermann Hubatsch [95] ein Eigenheim baute. Das Stallgebäude diente in den 1930er Jahren beim Boberhochwasser als Notunterkunft für das Vieh aus Gladisgorpe. Erst später wurde das Anwesen als Weberei von Hugo Laubisch [124] übernommen, so wie es im Adressbuch von 1938 mitgeteilt wird.

Tischler-Heinze
Dorfstraße 69 = Haus-Nr. 126 = G 28 (Hermann Wolf)

Nachdem wir die Berthold-Familie der Ausbauten verlassen haben, kehren wir ins Dorf zurück. Vorbei an dem zum Heinze-Hof gehörenden Haus überqueren wir den Hof von Ernst Heinze [74], um auf die Gasse im Niederdorf zu gelangen. Hier wenden wir uns nach links, gehen an dem Haus der Witwe Ernestine Hänisch [58] vorbei und erreichen nach wenigen Schritten das Wohnhaus von Christiane Heinze, die 1925/26 im Einwohnerverzeichnis noch als Auszüglerin aufgeführt wird. Im Adressbuch von 1938 wohnt hier Gustav Peter [187] mit seiner Frau Frieda, geb., Koschig und den drei Kindern. Leider gibt es keinen Hinweis auf den Beruf, doch ich nehme an, daß ein Mitglied der Familie von Christiane Heinze als Tischler tätig war, sonst ergibt der Name "Tischler-Heinze" keinen Sinn.

Zu erwähnen ist noch, daß sich das Anwesen im Besitz des Landwirts Hermann Wolf befindet. In Gesprächen mit älteren Reinswaldern habe ich den Eindruck gewonnen, daß es sich um Gastwirt Hermann Wolf handeln muß, dem Besitzer der Gastwirtschaft im Niederdorf.

Jahns-Wolf
Dorfstraße 66 = Haus-Nr. 130 = B 42

Mein Rundgang geht auf der Gasse im Niederdorf Richtung Dorfmitte weiter und einige Schritte nach "Tischler-Heinze" erreichen wir auf linken Seite den Bauernhof von Paul Wolf [285]. Paul hatte den Hof von seinem Vater August übernommen, der noch als Einwohner in den Verzeichnissen von 1925/26 und 1928/30 als Bauerngutsbesitzer aufgeführt wird. Leider ist über seine Frau bisher nichts bekannt geworden. Möglich ist jedoch, daß sie eine geborene "Jahn" ist, denn bereits August Wolf wird als "Jahns-Wolf" in Reinswalde bezeichnet.

Seit dem 29.7.1766 sind die Wolf auf diesem Hof nachzuweisen, denn der aus Seifersdorf stammenden Christian Wolf kaufte vom bisherigen Besitzer Christian Munske diesen Bauernhof. Bei dem 1686 genannten George Munske handelt es sich wahrscheinlich um Christian Munskes Großvater.

Pollas-Pfitzmann oder Pfitzmanns Erben
Dorfstraße 68 = Haus-Nr. 127 = G ...

Wir überqueren den Hof von "Jahns-Wolf" und biegen auf dem Weg "Hinterm Zaun" nach links, um das Anwesen von Paul Pfitzmann [191] zu erreichen. Das Grundstück ist mit einem mir unbekannten Namen versehen, denn "Pollas" läßt sich nicht erklären. Auch mit dem Begriff "Pfitzmanns Erben" bin ich leider keinen Schritt weiter gekommen. Der Vollständigkeit sei erwähnt, daß Paul mit Emma verheiratet war, einer Tochter des Gärtners August Wolf, der in den Verzeichnissen von 1925/26 und 1928/30 genannt wird.

Leider kann ich nicht erklären, wie und wem die beiden Paul Pfitzmann zuzuordnen sind, die in den Sorauer Heimatblättern 1960 und 1969 als verstorbene Landsleute genannt werden.

Schuster-Bogisch
Dorfstraße 65 = Haus-Nr. 131

Auf dem Weg "Hinterm Zaun" führt uns unser Spaziergang weiter in Richtung Dorfmitte und nach kurzer Zeit erreichen wir das Grundstück der Familie von Traugott Bogisch [22]. Dieser führt den Namen "Schuster-Bogisch" zu Recht, denn als Schuhmachermeister wird er in den drei bekannten Einwohnerverzeichnissen aufgeführt.

Traugott war mit Anna Otte verheiratet, einer Schwester meiner Oma Martha Schmidt. Sohn Emil Bogisch [18] ist Zimmermeister und wird im Adressbuch 1938 als Bauunternehmer (Sägewerk) geführt. Aus der Ehe mit Lina Kunze sind die Söhne Günther und Werner bekannt. Tochter Gertrud war mit Gerhard Hübner [98] verheiratet und hatten zwei Kinder, Tochter Helga und Sohn Martin.

Mit Traugotts Vater August Bogisch endet die namentlich bekannte Bogisch-Familie, obwohl durch Hinweise von Gertrud bekannt ist, daß ihr Vater Traugott Bogisch einen Cousin Adolf Bogisch und eine Cousine Emma Bogisch hatte, die mit Ernst Schmidt [215] verheiratet war. Dieses bedeutet wiederum, daß Großvater August Bogisch mindestens einen Bruder hatte. In der Grundsteuerliste werden für dieses Grundstück am 16.1.1840 Gottlieb Müller und etwa 1835 der Häusler (Johann Gottlieb ?) Ploke genannt. Es ist leider nicht zu erkennen, wie beide Männer in die Bogisch-Familie einzuordnen sind.

Peterks-Erben
Dorfstraße 63 = Haus-Nr. 205 = Parzelle aus B 11
am "Weichs-Weg"

Unsere Wanderung führt uns weiter, doch bereits nach wenigen Schritten in Höhe von Bauer und Alt-Bürgermeister Hermann Wolf [280] (Dorfstraße 60 = Haus-Nr. 134 = B 43), obwohl Sohn Karl Wolf auf der Kartenskizze bereits genannt wird, biegen wir vorher links Richtung Süden in den sogenannten "Weichs-Weg" ab und treffen auf eine Gruppe von vier Gebäuden, deren Parzellen 1859 und 1860 vom Bauernhof "Metsch-Schneider" abgeteilt und verkauft wurden und neue Hausnummern erhielten. Das dritte Haus ist unser Ziel. Hier wohnte nach den bekannten drei Einwohnerverzeichnissen die Witwe Pauline Peterk [186]. Obwohl über ihren Ehemann keine Angaben vorliegen, gibt es doch einen kleinen Hinweis. Vermutlich war es August Peterk, sein Grabstein auf dem lutherischen Friedhof teilt uns als Geburtstag den 18.5.1857 und den Todestag in Reinswalde vom 7.2.1910 mit der Grabsteininschrift "Hier ruht in Gott unser innig geliebter Gatte u. Vater" mit. Diese Hinweise deuten auf Ehefrau und mindestens ein Kind hin. Damit ist der Name "Peterks-Erben" etwas erklärt.

Wie die Peterks in den Besitz dieses Hauses gelangt sind, ist leider nicht bekannt. Aber ich darf einmal spekulieren. Bei der Geburt seiner Tochter Clementine Alwine am 10.9.1877 wohnt hier der Häusler und Weber Gottlieb Lindner mit seiner Frau Johanne Ernestine, geb. Schmidt. Es ist durchaus möglich daß es sich bei Pauline Peterk um eine weitere Tochter dieses Ehepaares handelt. Aber das ist leider nicht mehr zu klären. Ebenfalls wohnte hier Johann Traugott Ernst Pohl mit Ehefrau Johanne Christiane, geb. Brehme bei der Geburt des Sohnes Friedrich August am 21.8.1883, die allerdings 1925/26 im Einwohnerverzeichnis von Reinswalde im Haus-Nr. 75 (= Dorfstraße 156 = H 24) aufgeführt werden.

Wir beenden unseren Besuch bei "Peterks-Erben" und gehen auf dem "Weichs-Weg" ins Dorf zurück. Wir überqueren 'ausnahmsweise' den oben schon angesprochenen Hof von Hermann Müller und gelangen auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Gasse …

Nitschke-Müller
Dorfstraße 124 = Haus-Nr. 137 = G 32

… zum Anwesen von Gustav Müller [166]. Der als Briefträger bekannte Mann war mit Ella Pfitzmann aus Sablath verheiratet. Obwohl sein Vater Friedrich Hermann Müller in den Unterlagen von Klaus Winkler 1994 bereits "Nitschke-Müller" genannt wird, ist es mir in Telefongesprächen mit mehreren Müller-Angehörigen nicht gelungen, Klarheit über die Herkunft dieses Zusatznamens zu bekommen.

In den mir vorliegenden Unterlagen ist die Besitzerfolge bis 1715 zu verfolgen. Beginnend mit Christoph Schmidt über Sohn Gottfried, der bereits am 27. April.1746 an Johann Christoph Förster verkauft. Doch nach 32 Jahren übernimmt am 29. Dezember 1778 Johann George Schulz die Gärtnernahrung, bis dann in den Grundsteuerlisten von 1840 erstmalig Johann Heinrich Müller aufgeführt wird. Dieser ist ein Urgroßvater unseres Briefträgers Gustav.

Wir setzen unseren Rundgang auf der Gasse fort. Diese ist ja bekanntlich der Weg entlang des Baches (siehe blaue Pfeile), an dem links und rechts vor über 710 Jahren in Reinswalde alles begonnen hat – und beim genauen Hinsehen erkennen wir, daß auch heute noch immer von der Gasse aus die Bauernhöfe zu erreichen sind.

Berg-Märkisch
Dorfstraße 58 = Haus-Nr. 136 = B 44

Nach kurzer Zeit haben wir unser Ziel auf der anderen Gassenseite erreicht und mit "Berg-Märkisch" geht unsere Besichtigung weiter. Doch so ganz klar ist der Begriff "Berg" nicht zu deuten, allerdings ist von der Bache her das Ansteigen des Geländes nach Süden Richtung Wellersdorf allen Reinswaldern bekannt und auch gut zu erkennen, der diese Bezeichnung rechtfertigen könnte. Hat möglicherweise der Anstieg den Ausschlag hierfür gegeben, um die vielen "Märkisch-Familien" im Dorf zu unterscheiden? Wie auf der Karte deutlich zu erkennen ist, liegt der Hof auf etwa 115 m über NN und die ansteigenden Höhenlinien bis auf 140 m nach "oben" verdeutlichen, daß es hier ziemlich "aufwärts" geht (siehe grüne Pfeile). Mit dem Familiennamen wäre dann die Bezeichnung "Berg-Märkisch" komplett.

Mit Oskar Märkisch [145] und seiner Ehefrau Martha, geb. Heinze endete 1945 eine über mehrere Generationen dauernde Tradition, diesen Hof in Familienbesitz zu bewirtschaften. Mit den fünf Kindern lebten hier bis zu den Urgroßeltern zurück vier Märkisch-Generationen.

Nach George Heintze 1686 in der "Specification der jährlichen Decinen ... des Pfarrers in Reinswalde“ mit je 1 Viertel Scheffel Korn und Hafer als Abgabe führt sein Sohn Tobias Heinze das Anwesen fort. In den Unterlagen wird Tobias mehrfach genannt, so 1715 in "Aufzeichnungen der Aussagen der Gemeindemitglieder über die Probepredigt des künftigen Pfarrers von Reinswalde Herrn de Bugnoi, die am 10./11./12. Oktober 1715 angefertigt wurden"; 1720-1721 in "Mahllisten der Bobermühle zu Christianstadt"; und 1732 in "Bau der Windmühle zu …, Reinswalde ...".

Nachfolger George Hänisch hat vermtl. die jüngste Tochter von Tobias geheiratet, denn als Georges Witwe verkauft sie am 29. April 1755 zusammen mit sechs weiteren Kindern an den jüngsten Sohn und Bruder Gottfried Hänisch. Mit seinem Sohn David Heinrich und dessen Sohn Gottfried folgen zwei weitere Hänisch-Generationen. Gottfrieds Tochter Eva Rosina ist mit dem "
Tagearbeiter, Weber und Mieter in Reinswalde" Johann Traugott Schulz, einem Sohn des Reinswalder Bauern Johann Heinrich Schulze und seiner Frau Judithe, geb. Wolf verheiratet. Diese beiden leben und arbeiten in ihrem Elternhaus, dem Hänisch-Hof. Leider geht aus den vorliegenden Unterlagen nicht hervor, auf welche Weise die Märkisch-Familie die Nachfolge der Hänisch-Familie auf diesem Bauernhof antrat.

Alt-Richter
Dorfstraße 55 = Haus-Nr. 140 = B 45

Nicht weit entfernt von "Berg-Märkisch" liegt das Anwesen von Ella, geb. Müller und ihrem Ehemann Oskar Flöter [45], welches im Reinswalder Sprachgebrauch den Namen "Alt-Richter" trägt. Wie dieser zustande kam, habe ich nachfolgend aufgeführt und auch bereits in der Ausgabe von 1998 des Reinswalder Familienbuches beschrieben. Oskar stammte aus Marsdorf und hatte in diesen Hof eingeheiratet. Wie wir wissen, ist er um 1940/41 im 2. Weltkrieg gefallen und nach der Reinswalder Kartenskizze zur Hofgeschichte wird "Ella Flöther" 1940 auf diesem Hof als Eigentümerin genannt. Die am 3. April 1914 geborene Ella ist als einziges Kind (und somit jüngste Tochter) Hoferbin nach Reinswalder Recht des letzten männlichen Hofbesitzers Gottfried Gotthelf Müller aus dieser Müller-Dynastie und seiner Frau Emma, geb. Müller.

Gottfried ist jedoch bereits vor 1925/26 verstorben, denn seine Witwe Emma war zu dieser Zeit schon mit Hermann Scheider [212] in zweiter Ehe verheiratet. Er wird in den bekannten drei Einwohnerverzeichnissen schon als Bauerngutsbesitzer bzw. Landwirt (1938) geführt. Emma war eine Tochter von Johann Carl Gottlieb Müller von der Wellersdorfer Straße; ihr Vater stammte wie sein Bruder August Müller [164] (Butter-Müller) aus Nimbsch.

Aus "Alt-Richter" den Familiennamen abzuleiten, war also ebenso falsch, wie Emma Müller den Namen "Richter" zu geben, wie in der Urfassung 1994 "Die Familien von Reinswalde" notiert. Dieses konnte hier jedoch leicht geschehen, aber der Begriff ist eindeutig mit dem Richteramt in Reinswalde zu verbinden. Die auf diesem Hof bis 1728 zurückreichende Familie Müller war in mindestens zwei Generationen Richter in Reinswalde (1812 und 1853). Das erklärt den Begriff "Alt-Richter" und beweist, wie leicht durch eine solche Bezeichnung irrtümlich auf einen Familiennamen "Richter" geschlossen wird, den es auf diesem Bauernhof seit 1686 nicht gab. Der Besitzer des Hofes (B 45) Johann Heinrich Müller war 1813 Richter in Reinswalde, sein Sohn Johann Gottfried Müller (Haus-Nr. 140) wird 1853 als neu gewählter Gerichtsschulze genannt. So wird aus "Müller, der alte Richter" im Laufe der Zeit "Alt-Richter"; der Wechsel von "Alt-Richter" Müller über Scheider bis Flöter, ist also mit Einheiraten zu erklären und eindeutig nachgewiesen. Der Vollständigkeit sei noch erwähnt, daß von 1715 bis 1732 Adam Neumann und 1686 und am 8. Oktober 1692 Hans Heinze genannt wird, letzterer bereits als Gerichtshalter. Das Amt hatte also Tradition in diesem Haus.

Sandmann-Wolf
Dorfstraße 143 = Haus-Nr. 177
 werden auch "Garten-Sandens" und "Sandens-Wolf" genannt

Wir erreichen auf der Gasse nun das Anwesen von Minna Wolf [284], geb Sandmann, Ehemann Gustav stammt aus dem Haus "Feld-Wolf" und ist bereits 1935 verstorben. Ihre Eltern Traugott Sandmann und Pauline, geb. Mayer hatten noch einen Sohn, doch Minnas Bruder Ernst ist 1916 gefallen und sein Andenken wird auf der Ostseite des in Reinswalde zu Ehren der im 1. Weltkrieg Gefallenen errichteten Kriegerdenkmal bewahrt. Minnas Tochter Martha Döhne, geb. Wolf berichtete mir vor einigen Jahren: "Meinen Opa (Traugott Sandmann) habe ich nicht gekannt. Oma (Pauline, geb. Mayer) war 1860 geboren und gestorben ist sie 1940 in Reinswalde."

So ist die Erklärung des Zusatznamens "Sandmann-Wolf" ebenso so wie "Sandens-Wolf" nicht schwer; doch bei "Garten-Sandens" bleibt nur auf den verkürzten Familiennamen und die Vermutung für einen vortrefflich angelegten Garten hinzuweisen, doch diese Möglichkeit erscheint mir eher unwahrscheinlich.

Wagner-Schuster
Dorfstraße 52 = Haus-Nr. 161

Wir haben es fast geschafft, denn unsere ausführliche Wanderung durch unser Dorf nähert sich mit dieser letzten Station dem Ende. Nur wenige Meter nach "Sandmann-Wolf" erreichen wir auf der linken Seite der Gasse, das Haus von Auguste Wagner, geb. Berthold. Auguste war seit dem 19. Januar 1887 mit Karl August Wagner aus Wellersdorf verheiratet, er wird an diesem Tag als "Schuhmacher zu Wellersdorf" genannt. Damit steht der Zusatzname "Wagner-Schuster" fest. 1925/26 wird August noch in Reinswalde auf diesem Anwesen erwähnt, doch bereits in der nächsten Einwohnerliste 1928/30 erscheint Auguste als Witwe, wie auch 1938 im Adressbuch. Die beiden Töchter waren ebenfalls verheiratet: Klara mit Paul Bergmann in Greisitz und Frieda mit Gustav Kräske [114] in Reinswalde, Dorfstraße 166 (= Haus-Nr. 69), im Oberdorf zwischen August Lehmann und Hermann Pohl.

Auguste Wagner war eine Tochter des Daniel Berthold - ebenso wie Sohn Traugott Berthold [12] - aus seiner ersten Ehe mit Marie Dorothea Ernestine Else. Traugott war Schneidermeister, wird später "Bartel-Schneider" genannt (siehe 5. Teil, Reinswalder Jahr Juni 2014) und war mit Ernestine Wagner aus Wellersdorf verheiratet, der Schwester von Augustes Mann August.

Augustes und Traugotts Stiefschwester Berta aus Vater Daniels zweiter Ehe mit Eva Ernestine Else war mit Gustav Wolf [276] verheiratet und wohnte Dorfstraße 80 (= Haus-Nr. 164), dem Elternhaus der Stiefschwestern. Ob Marie und Eva Schwestern sind, vermute ich, doch das ist nicht sicher. Auch über die Herkunft der "Else-Familie" liegen keine Informationen vor.

In ihren Erinnerungen "Kindheit in Reinswalde 1885 – 1892" berichtet Dorothee Schöne, die Pastorentochter des luth. Pastors in Reinswalde, ebenfalls über die Familie: "Eine andre, wenn auch kleinere Angst waren die Gänse, die aus einem Bauernhof heraus schrien und hinter uns her kamen, wenn wir drei hinter der Hecke her zum Wagnerschuster gingen, der unsre durchgestoßenen Schuhe vorn mit Blechkappen abdeckte."

Kleiner Kothe
Dorfstraße 136 = Haus-Nr. 207

Vervollständigend füge ich an dieser Stelle den "Kleinen Kothe" hinzu, dieser fehlte in der Fassung der 5. Folge. Ich hatte zwar bei "Langer Kothe" (Dorfstraße 134) gesagt, daß ich keinen weiteren Zusatznamen für Kothe gefunden habe. Ich muß mich an dieser Stelle berichtigen, aber auch darauf hinweisen, daß beide "Kothe"-Ergänzungen nur auf die Personen hinweisen. Beide heißen mit Vornamen Paul und unterscheiden sich wohl in der körperlichen Größe, so vermutete es Klaus Winkler.

Wir gehen auf diesem schmalen Weg zurück bis "Barthel-Schneider", folgen rechts der Dorfstraße vorbei an Hermann Hubatsch und Wilhelm Brehme bis zum Anwesen von Paul Kothe [113]. Paul war mit Maria Auguste Kalisch verheiratet, beide hatten 5 (fünf) Kinder, von denen Gerhard mit Käthe Flöter, einer Tochter von Frisör Hermann Flöter aus der unmittelbaren gegenüberliegenden Nachbarschaft verheiratet war.

Ergänzend sei noch erwähnt, daß hier in den Jahren 1925/26 und 1928/30 die Eisenbahner-Witwe Pauline Gutt wohnte. Davor zur Miete der Weber Gottlieb Wolf mit seiner Familie. Im Hypothekenbuch wird am 16.05.1860 Häusler und Weber Johann Erdmann Weinert als Parzellenbesitzer genannt. Wie viele andere auch erwirbt er ein Grundstück aus der Bauernnahrung "B 11", die daraus entstehenden Rest-Höfe werden als "Metsch-Schneider" und "Radel-Wolf" für die Reinswalder ein Begriff. Gedanklich kehren wir zu "Langer-Kothe" zurück und setzen unsere Wanderung in der ursprünglichen Reihenfolge fort.

Tja, liebe Reinswalder und alle anderen unbekannten Leser. So endet unser Rundgang nun allmählich, und wir erreichen wieder die Dorfstraße. Diese ist ja ab der Einmündung wieder gleichzusetzen mit der Gasse – die als "erste Straße" im Dorf gilt (s. o. letzter Absatz bei "Nitschke-Müller"), und uns hier im Niederdorf und auch schon im Oberdorf begleitet hat. Wir folgen ihr nach links und auf der Höhe der Weges zu "Wall-Wundke" und dem gegenüberliegenden Eingang zur Lehnschölzerei verabschiede ich mich von Ihnen. Ich bedanke mich herzlich, daß Sie mich seit Juni 2012 in dem Heft "Das Reinswalder Jahr" begleitet haben.

 

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